Salzburg: Die Sucht in Salzburg ist männlich
Vielzahl an Hilfsangeboten in Stadt und Land / Nachfrage zu niederschwelligen Angeboten steigt / Suchtbericht online
(LK) Alkohol, Drogen, Medikamente oder Spiele. Suchterkrankungen sind vielschichtig - und laut Suchtbericht des Landes Salzburg vor allem männlich. Betroffene werden in Salzburg mit ihrer Erkrankung nicht alleine gelassen. Es gibt ein umfangreiches Netzwerk von Hilfsangeboten in Stadt und Land „und wir setzen auf Prävention“, so Landesrat Christian Pewny.
Der Suchtbericht des Landes Salzburg ist fertig, eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die Landesregierung, wie man den Problemen entgegen wirken kann. „Positiv ist, dass wir in den verschiedenen Bereichen keinen eklatanten Anstieg der Probleme sehen. Einzige Ausnahme: die stationären Aufnahmen im Uniklinikum Salzburg sind gestiegen, da dort Betten während der Pandemie gesperrt waren und jetzt wieder zur Verfügung stehen. Fest steht: jede Suchterkrankung ist eine zu viel. Daher setzen wir stark auf Prävention und Beratung für alle Altersgruppen – nicht nur im Zentralraum, sondern auch in den Bezirken“, unterstreicht Soziallandesrat Christian Pewny.
Eckpunkte zum Suchbericht
Der Suchtbericht des Landes Salzburg umfasst 30 Seiten und zeigt unter anderem folgende Zahlen, Daten und Fakten zu niederschwelligen, ambulanten sowie stationären Angeboten, Suchtberatung sowie dem Suchtmittelgesetz:
- Rund 1.150 Personen haben sich 2022 in Salzburg einer stationären Behandlung unterzogen, mehr als 700 waren in ambulanter Behandlung.
- Rund 720 Menschen mit Alkoholproblemen wurden vom Psychosozialen Dienst – kurz PSD - des Landes betreut und beraten. Die größte Altersgruppe waren 50- bis 59-jährige. Der PSD hat vier Regionalteams: Stadt/Tennengau, Flachgau, Pongau/Lungau und Pinzgau
- 2022 wurden rund 650 Menschen mit Drogenproblemen von den Beratungsstellen der Suchthilfe (Stadt, St. Johann und Zell am See) und dem PSD im Zentralraum betreut.
- Cannabis bleibt in Salzburg die „Hauptdroge“, gefolgt von Kokain.
Pewny: „Spielsucht ist ein Problem.“
Neben Alkohol, Drogen und Medikamenten ist mitunter auch die Spielsucht ein Problem, mit dem sich die Anlaufstellen beschäftigen müssen. „Daher ist es ein wichtiges Ziel, die Beratung und Aufklärung nicht nur, aber auch für Minderjährige zu intensivieren. Parallel dazu fordern wir vom Bund unregelmäßige und strenge Kontrollen des illegalen Glückspiels, um sozusagen das Problem auch bei der Wurzel zu packen. Ich erwarte mir da einfach mehr, um das Problem von Grund auf in den Griff zu bekommen“, so Pewny, der auch für den Verbraucherschutz zuständig ist.
Bus fährt zu Süchtigen
Der Suchtbericht zeigt auf, dass das „baseCamp mobil“, eine mobile Versorgung der Suchthilfe bei Drogenkonsum, 2022 besonders gut angenommen wurde. Rund 1.500 Kontakte wurden verzeichnet, mehr als drei Viertel waren Männer. „Mit dem Bus werden verschiedene Standorte in Salzburg angefahren. So kann man Menschen mit Suchterkrankungen niederschwellig erreichen. Ein wichtiges Angebot in unserem Land“, sagt Landesrat Christian Pewny.
Mehr als 30 Jahre Erfahrung
Franz Schabus-Eder, leitet den Psychosozialen Dienst im Land Salzburg. Der 66-jährige Oberösterreicher ist seit mehr als 30 Jahren in dem Bereich tätig und war rund 20 Jahre Sucht- und Drogenkoordinator für Salzburg. Im Gespräch mit dem Landes-Medienzentrum betont er: „Sucht ist in der Regel eine Folgeerscheinung. Sie beginnt sehr häufig als Selbstheilungsversuch und hat ihren Ursprung oft in psychischen Erkrankungen.“
LMZ: Gibt es einen Unterschied zwischen suchterkrankten Männern und Frauen oder ob man jung oder alt ist?
Franz Schabus-Eder: Geschlechtsspezifisch sehen wir in der Beratung keine großen Unterschiede. Je älter die Betroffenen sind, umso mehr tritt die Schadens-minimierung in den Vordergrund, sowohl was die psychische als auch die körperliche Gesundheit betrifft. Je jünger sie sind, desto mehr arbeitet man in der Therapie gegen die Sucht an sich. Beispielsweise kann jemand in Substitutionstherapie ganz normal arbeiten, wenn er gut eingestellt ist – er bleibt aber ein Suchtpatient. Wichtig ist, dass man das Thema entstigmatisiert. Hier gab es in den vergangenen Jahrzehnten doch große Fortschritte.
LMZ: Sucht wird oftmals nur mit Alkohol oder Drogen in Verbindung gebracht. Wie entwickelt sich die Spielsucht im Bundesland?
Franz Schabus-Eder: Hier ist die Dunkelziffer extrem groß, weit höher als bei anderen Suchtformen. Patientinnen und Patienten kommen im Vergleich zu Alkohol oder Drogen auch viel später zu uns, da man versucht, die Sucht lange zu verheimlichen. So lange, bis die finanziellen Probleme immer größer und größer werden und dann nur mehr mit großem Aufwand bewältigbar sind. Daher appelliere ich: Wenn man ein Spielsuchtproblem hat, suchen Sie sich rasch Hilfe.
LMZ: Welche Auswirkungen hatte die Coronapandemie auf Suchterkrankungen?
Franz Schabus-Eder: In der Allgemeinbevölkerung hat sich die Pandemie auf das Konsumverhalten recht unterschiedlich ausgewirkt. Bei unseren Klientinnen und Klienten haben wir festgestellt, dass sie während der Pandemie mehr und massivere Probleme entwickelt haben. Es war nicht nur die Sucht, auch Probleme im privaten Umfeld wurden mehr. Man kann sagen die Pandemie hat wie ein Brennglas gewirkt.
Umfassendes Angebot in Salzburg
In Salzburg gibt es für Suchtkrankte ein umfassendes Betreuungs- und Behandlungsangebot. Die wichtigsten Einrichtungen im Überblick
- Psychosozialer Dienst des Landes mit Anlaufstellen in allen Bezirken
- Suchthilfe Salzburg mit einem Angebot in allen Bezirken
- Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ambulant und stationär)
- Kardinal Schwarzenberg Klinikum Schwarzach (ambulant und stationär)
- baseCamp Mobil
- Aidshilfe Salzburg
- Suchthilfe Klinik Salzburg
- Substitutionsärzt*innen in Salzburg
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Quelle: Land Salzburg