Innsbruck: Dokumentation erinnert an Diana B.
Filmpremiere am 6. November im Leokino
„Wir erinnern uns immer nur an morgen“ heißt die Dokumentation der Innsbrucker Filmemacherin und Politologin Nicola Nagy in Gedenken an Diana Budisavljevi?. Für diese Arbeit wurde Nagy 2021 als erste Preisträgerin der „gedenk_potenziale“, eine Förderung für Projekte zur Erinnerungskultur initiiert vom Stadtarchiv/Stadtmuseum, ausgezeichnet. Der Dokumentationsfilm feiert am Sonntag, 6. November, um 20.15 Uhr im Leokino (Anichstraße 36) Premiere.
„In Nagys Film wird die Frage nach einer zeitgemäßen Erinnerungskultur aufgeworfen und wie wir historische Ereignisse stetig in Erinnerung rufen und vor allem den Opfern gerecht werden können“, begrüßt Stadträtin Mag.a Uschi Schwarzl diese Form der Auseinandersetzung mit der Geschichte und unserem Erinnern: „Diana Budisavljevi? hat mit ihrem mutigen Wirken ein deutliches Zeichen gesetzt. Wichtig ist, dass solche Geschehnisse den Bürgerinnen und Bürgern auf verschiedene Weise zugänglich gemacht werden.“
Zum Inhalt
Der Film „Wir erinnern uns immer nur an morgen – Gedenken an Diana Budisavljevi?“ (Österreich/Serbien/Kroatien 2022) handelt von der Innsbruckerin Diana Budisavljevi?, die zwischen 1941 und 1945 rund 12.000 überwiegend serbische Kinder aus Konzentrationslagern des faschistischen Ustascha-Regimes rettete. 2021 wurde ihr in Innsbruck eine Gedenktafel gewidmet, um deren Textierung sich eine lebhafte Debatte entfachte. Der Film zeichnet diese nach und ergänzt sie um Stimmen der Opfer. Im Ringen um eine zeitgemäße Erinnerungskultur steht der Austausch über Grenzen und unterschiedliche Perspektiven hinweg im Fokus. Denn mit der Frage “Wie erinnern?” verhandeln wir auch, wer wir als Gesellschaft sind und in Zukunft sein wollen.
„Dianas Liste“
Diana Obexer wurde 1891 in Innsbruck geboren und wuchs in der Maria-Theresien-Straße 15 auf, wo seit April 2021 eine Gedenktafel an sie erinnert. Als junge Erwachsene besuchte sie an der Universitätsklinik Innsbruck einen Pflegekurs und lernte dort ihren späteren Mann, den Chirurgen Julije Budisavljevi?, kennen. Nach dem Ersten Weltkrieg folgte Diana ihrem Mann nach Zagreb, wo sie von den Gräueltaten in den Konzentrationslagern des faschistischen Ustaša-Regimes im damaligen „Unabhängigen Staat Kroatien“ erfuhr und nicht zögerte, mit weiteren HelferInnen und unterstützenden Organisationen überwiegend serbische Kinder aus diesen Lagern zu retten.
Die Namen der befreiten Kinder vermerkte sie in einer Kartei – die später als Anspielung an Oskar Schindler den Beinamen „Dianas Liste“ erhielt – damit die Eltern ihre Kinder nach dem Krieg wiederfinden konnten. Die Liste enthielt Angaben zu 12.000 Kindern, wurde jedoch vom jugoslawischen Staat beschlagnahmt. Was genau mit der Kartei danach passiert ist, lässt sich nicht eruieren. Manche Quellen sagen, sie sei in eine größere Kartei integriert worden, andere sagen, sie sei verschwunden. Erst 2010, mehr als dreißig Jahre nach ihrem Tod, wurde ihr humanitäres Engagement in Innsbruck bekannt.
Quelle: Stadt Innsbruck