Burgenland: Dorner - Nutzen einmalige Chance zum Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft Seewinkel
Bildquelle: Bgld. Landesmedienservice
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Burgenland beteiligt sich an Bau eines Bewässerungskanals der Donau auf ungarischer Seite
Der Neusiedler See soll als Landschaftselement sowie als Natur- und Kulturerbe erhalten und eine Austrocknung vermieden werden. Unter dieser Prämisse hat die von Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner im Vorjahr eingesetzte Task Force für den Naturraum Neusiedler See/Seewinkel ihre Arbeit aufgenommen. Nun präsentierte Dorner gemeinsamen mit Christian Sailer, Leiter der Task Force, eine erste Zwischenbilanz und den weiteren Fahrplan. Das Burgenland wird sich am Bau eines Bewässerungskanals von der Donau auf ungarischer Seite beteiligen und sichert sich damit eine mögliche Übernahme des Wassers aus der Mosoni Donau. „Die Umsetzung einer Wasserzuleitung zur Dotierung des Seewinkels ist für den Erhalt der bestehenden Natur- und Kulturlandschaft unverzichtbar“, betonte Dorner.
Der Klimawandel mit immer längeren Hitze- und Trockenperioden und Eingriffe durch den Menschen haben zu einer zunehmenden Trockenheit im Seewinkel und zu historischen Niedrigwasserständen im Neusiedler See geführt. „Wir sitzen hier sprichwörtlich mit Ungarn im selben Boot“, sagt Dorner. Im Seewinkel bzw. im ungarischen Hanság seien während der 1950er Jahre zahlreiche Maßnahmen zur Entwässerung und Nutzbarmachung des Gebietes für die Landwirtschaft und die Erweiterung des Siedlungsgebietes vorgenommen worden. Der Seewinkler Hauptkanal und ein Netz an linearen Entwässerungsgräben seien im Prinzip angelegt worden, um überschüssiges Wasser schnellstmöglich aus der Region abzuleiten. „Die Folgen des anhaltenden Wassermangels betreffen die Landwirtschaft ebenso wie den Tourismus und das europaweit einzigartige, extrem sensible Ökosystem der Region“. Eines sei bereits jetzt erkennbar: „Der Wasserbedarf in der Gesamtregion Ostösterreich, Slowakei, Ungarn wird weiter steigen.
Lösung, die machbar ist und historische Eingriffe reparieren kann
Die von Dorner vor zehn Monaten installierte Task Force für den Gesamtraum Neusiedler See/Seewinkel unter der Leitung von DI Christian Sailer, ein Experte auf diesem Gebiet, arbeitet derzeit an technischen Lösungen zur langfristigen Absicherung des Naturraums Neusiedler See-Seewinkel – mit einer Wasserzufuhr in den Naturraum Seewinkel als zentrale Maßnahme. Dorner wünscht sich „eine Lösung, die machbar ist und historische Eingriffe reparieren kann“. In Abstimmung mit allen Interessensgruppen, vom Naturschutz über Gemeinden, Nationalpark, Landwirtschaft bis zum Tourismus, seien alle Erwartungen und Anforderungen erhoben und vorhandene Studien nochmals durchgearbeitet worden.
Abgeleitetes Wasser muss im Seewinkel gehalten, zusätzlich Wasser zugeführt werden
Zwei Lösungsansätze habe man bei der Machbarkeitsstudie verfolgt, erklärt Sailer. Zum einen das abgeleitete Wasser so lange wie möglich im Seewinkel zu halten. „Dazu müssen wir die Entwässerungsgräben und Dränagen steuer- und regelbar machen“. Ein entsprechender Antrag für ein Life-Projekt wurde bereits gemeinsam unter Federführung des Nationalparks ausgearbeitet und eingereicht. Man erhoffe sich eine positive Beurteilung, weil damit EU-finanzierte Maßnahmen im Seewinkel umgesetzt werden könnten. Man sei aber auch zum Schluss gekommen, dass es im Hinblick auf den Klimawandel nicht zu schaffen sei, ohne zusätzliche Wasserzufuhr eine ausgeglichene Bilanz für den Seewinkel zustande zu bringen. Deshalb habe man die Chance ergriffen und das Angebot Ungarns einer Wasserzuleitung von der Mosoni-Donau für die Dotierung und die Grundwasseranreicherung des Seewinkels anzunehmen. Beide Lösungsansätze seien in der Machbarkeitsstudie behandelt und gemeinsam mit Ungarn ein zusammenhängender Wasserbewirtschaftungsplan erarbeitet worden.
Einmalige Chance für das Burgenland
Der in Ungarn bestehende 10 km lange Bewässerungskanal in Richtung Hanság, der Wasser aus der Moson-Donau zur landwirtschaftlichen Bewässerung Richtung Westen bringt, werde um ca. 12 km weiter westlich verlängert, weil auch dort die Trockenheit ein Problem sei. „Hier bietet sich für das Burgenland eine einmalige Chance“, betont Dorner. Im Rahmen der Österreichisch-Ungarischen Gewässerkommission habe man nun eine Zusammenarbeit vereinbart. „Wir beteiligen uns am Bau dieses Kanals mit drei Millionen Euro und sichern uns damit für zukünftige Schritte eine mögliche Übernahme des Wassers aus der Moson Donau“.
Das Wasser aus der Donau ist geeignet
Bei der Umsetzung gelte es, diametral entgegengesetzte Anforderungen zu erfüllen, erklärt Task Force-Experte Alexander Mechtler von der Gruppe Wasser ZT-GmbH für Wasserwirtschaft. Zum einen, die Siedlungsgebiete vor Überflutungen zu schützen und dem Tourismus und der Landwirtschaft genügend Spielraum zu geben, zum anderen, das Ökosystem des Neusiedler Sees, des Naturraums mit seinen einzigartigen Lacken und seiner Diversität für die Zukunft zu erhalten. Für die Zuleitung von Wasser aus der Donau sei in erster Linie dessen Qualität ausschlaggebend. Experte Georg Wolfram von der DWS Hydro-Ökologie GmbH hält nach Untersuchung der chemischen Eigenheiten „das Wasser für geeignet und eine Zufuhr unter Einhaltung bestimmter Bedingungen und des Ausmaßes der Dotation für möglich“.
Baubeginn für den Kanal im Frühjahr 2022
Derzeit läuft die Ausschreibung für den Bau des Kanals auf ungarischer Seite, mit dem Bau kann voraussichtlich im Frühjahr 2022 begonnen werden, schätzt Sailer. Für die weitere Detailplanung wird im kommenden Frühjahr die Österreich-Ungarische Gewässerkommission zusammentreten. Für die Unterzeichnung der Vereinbarung seien zudem noch vertragliche Punkte abzuklären.
Eines stellt Dorner ganz klar fest: „Es ging vormals nie und geht auch jetzt nicht nur um die direkte Zufuhr von Wasser in den Neusiedler See, sondern um eine gesamtheitliche Betrachtung der Zufuhr und Dotation von Wasser in den Natur-/Kulturraum Seewinkel-Neusiedler See“.
Quelle: Land Burgenland