Innsbruck: Dunkle Zeiten in Innsbruck
Foto: A. Steinacker
Ausstellung „Gebt dem Führer Euer Ja! Neues zu den Volksabstimmungen 1938“
In der Stadtbibliothek erinnert bis 13. August eine Ausstellung des Stadtarchiv/ Stadtmuseum Innsbruck an ein dunkles Kapitel Innsbrucks. Die Schau „Gebt dem Führer Euer Ja!“ rückt die Tage des März und April 1938 in den Mittelpunkt, als die österreichische Bevölkerung aufgerufen wurde, über den Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Dritte Reich abzustimmen.
„Die Auseinandersetzung mit dieser dunklen Epoche, dem Nationalsozialismus in Innsbruck, ist nach wie vor besonders wichtig,“ sagt Kulturstadträtin Mag.a Uschi Schwarzl: „Diese Ausstellung schärft den kritischen Blick und erinnert an den Wert der Demokratie. Zugleich gibt sie Hoffnung, dass heute durch Meinungsfreiheit, Vielfalt der Medien, Pluralität der Gesellschaft und das freie Wahlrecht diesen autoritären, diktatorischen und menschenverachtenden Strukturen kein Platz mehr gegeben wird.“
„Diese Schau gibt die Gelegenheit, sich mit politischen Parolen, Propaganda, Zensur und Manipulation auseinanderzusetzen und den richtigen Umgang damit zu finden,“ betont der Kurator Niko Hofinger: „Wir schlagen mit der Ausstellung eine Brücke von den manipulativen Stimmzetteln und Wahlplakaten von damals und ein spannendes Filmdokument unbekannter Herkunft vom 5. April 1938 bis zu den Wahlurnen aus der heutigen Zeit.“
Der Besuch Hitlers in Innsbruck
Wer eine Volksabstimmung plant, sollte die Frage so formulieren, dass das Wahlvolk jedenfalls mit „Ja“ antworten kann. Im Frühjahr 1938 wurden die InnsbruckerInnen in kurzer Zeit sogar zwei Mal zu so einem „Ja“ aufgerufen. Streng genommen wurden nicht alle aufgerufen, ganze Bevölkerungsteile wurden von den Abstimmungen ausgeschlossen. Und am Ende wurde auch nur eines der geplanten Plebiszite wirklich abgehalten. Kurz vorher war die Stadt Innsbruck herrlich geschmückt – ein berühmter Besucher hatte sich angekündigt. Ein Volk lag im Taumel, denn aus einem Reich kam ein Führer. Das Ergebnis der Abstimmung vom 10. April lag dann wenig überraschend bei fast 100 Prozent Zustimmung – ein „Ja!“ für Adolf Hitler.
Die Bestände im Stadtarchiv/Stadtmuseum zeigen diese Ereignisse aus Sicht der für die Wahlen zuständigen und nur scheinbar neutralen magistratischen Ämter. Das Ergebnis vom 10. April 1938 wird mit einer 1921 durchgeführten fast gleichlautenden Volksabstimmung sowie den letzten Wahlergebnissen der Ersten Republik verglichen und mit zeitgenössischen Plakaten und Fotos illustriert.
Die Ausstellung ist in der Stadtbibliothek Innsbruck (Amraser Straße 2, 1. Stock) bis 13. August während der Öffnungszeiten der Bibliothek frei zugänglich. Öffnungszeiten: Mo und Di 14–19 Uhr, Mi bis Fr, 10–19 Uhr, Sa 10–17 Uhr (Sonn- und Feiertage geschlossen).
„Innsbruck liest und hört 2022“
Diese Ausstellung wurde anlässlich der Präsentation des Romans „Die Gegenstimme“ von Thomas Arzt im Rahmen der Aktion „Innsbruck liest 2022“ konzipiert. „Die Gegenstimme“ ist in einer Kooperation mit dem AUDIOVERSUM Science Center by MED-EL auch als kostenloses Hörbuch erhältlich (Sprecher: Johann Nikolussi). Mehr dazu unter http://stadtbibliothek.innsbruck.gv.at/innsbruckliest Das Hörbuch-Angebot ist ein Jahr nutzbar. AS
Quelle: Stadt Innsbruck