E-Bikes: Mehr Tempo, mehr Vielfalt und neue Herausforderungen
Foto: Kuratorium für Verkehrssicherheit/APA-Fotoservice/Juhasz
Wien (OTS) - Ob auf Arbeitswegen oder in der Freizeit: Radfahren mit oder ohne elektronischen Antrieb boomt. Dass die Sicherheit mit dem positiven Trend auch Schritt halten muss, zeigt nun eine neue Studie der AUVA gemeinsam mit dem KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit). Mehr als 8.000 Menschen verletzten sich im Jahr 2019 bei Unfällen mit dem Fahrrad. Besonders besorgniserregend: bereits elf Menschen wurden im heurigen Jahr bei Unfällen mit dem E-Bike getötet.
Wien, 31. August 2020. Radfahren boomt – und das nicht erst seit der anhaltenden Corona-Krise, in der viele Menschen die öffentlichen Verkehrsmittel meiden und stattdessen auf das Rad ausweichen. Gerade E-Fahrra?der erfreuen sich sowohl auf Arbeitswegen wie auch im Freizeitverkehr immer größerer Beliebtheit. Mittlerweile ist rund jedes dritte verkaufte Fahrrad eines mit Elektroantrieb. „Die Verkäufe von E-Bikes sind in Österreich in den letzten Jahren rasant angestiegen. Wurden 2010 noch 20.000 E-Bikes verkauft, so steigerte sich diese Zahl um mehr als das Achtfache auf rund 170.000 E-Bikes im Jahr 2019. In Summe sind in Österreich rund 750.000 Elektroräder unterwegs. Das Bedeutet mehr Vielfalt, aber auch neue Herausforderungen“, so Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV.
„E-Bikes sind ein wichtiger Mobilitätsbaustein der Zukunft“ Das Fahrrad wird nicht nur mehr und mehr in der Freizeit genutzt, sondern verstärkt auch am Arbeitsweg. „Gerade das E-Bike stellt mit seinen unterstützenden Eigenschaften für viele eine klare Alternative zum Auto dar. Vor allem kurze und mittlere Wege im Radius von bis zu 15 Kilometern können mit wenig Anstrengung ökologisch und rasch erreicht werden. All diese Fakten zeigen, dass das Radfahren an sich – und insbesondere auch die Verwendung von E-Bikes – ein wichtiger Mobilitätsbaustein ist und auch zukünftig sein wird“, erklärt Mag. Alexander Bernart, Generaldirektor der AUVA.
Sicherheit als Herausforderung „Die gestiegene Nutzung von Fahrrädern birgt gleichzeitig aber auch ein großes Gefahrenpotential: 8.134 Menschen verletzten sich im Jahr 2019 bei einem Fahrradunfall, davon 1.466 Personen am E-Bike. Insgesamt 33 Menschen starben (davon elf tödliche E-Bike Unfälle). Auch im heurigen Jahr endeten bereits elf Unfälle mit einem E-Bike tödlich“, so Bernart weiter.
Eine von AUVA und KFV durchgeführte Studie zu Radunfällen zeigt, dass neben verstärkter Bewusstseinsbildung aller Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer sowie Infrastrukturmaßnahmen gerade auch die Fahrzeugtechnik wie z. B. Abbiegeassistenten bei mehrspurigen Fahrzeugen helfen können, Unfälle in Zukunft zu reduzieren. Knapp ein Drittel (30%) der Wegunfälle mit dem Rad sind laut AUVA/KFV-Unfallanalyse auf Zusammenstöße mit anderen Verkehrsteilnehmerinnen bzw. Verkehrsteilnehmern, insbesondere mit Pkw (19%) zurückzuführen.
Eine besondere Relevanz haben hierbei laut Studie Kreuzungssituationen, in denen häufig der Vorrang der Radfahrerinnen und Radfahrer missachtet wird bzw. Radfahrer im toten Winkel nicht gesehen werden. Die höheren Geschwindigkeiten von E-Bikes werden von Fahrzeuglenkern in Kreuzungssituationen oft unterschätzt. Bei E-Bike-Unfällen sind es vor allem die erhöhten Geschwindigkeiten, die oftmals zu schwersten Verletzungen führen.
Günstige Wetterbedingungen, Zeitdruck, Schienen oder Schlaglöcher Detailanalysen von Unfallhergängen zeigen, dass verschiedene Faktoren das Unfallgeschehen bei Wegunfällen beeinflussen. So wirken sich günstige Witterungsbedingungen eher kontraproduktiv auf das Unfallgeschehen aus, da sie zu einem überhöhten Sicherheitsgefühl führen und die gefahrene Geschwindigkeit steigt. Daher ereignen sich die meisten Unfälle bei trockenen Witterungsbedingungen (84% bei Alleinunfällen und 92% bei Unfällen mit Unfallgegnerinnen oder Unfallgegnern) und Tageslicht (78%).
Höhere Geschwindigkeiten und längerer Bremsweg als Herausforderung „Mit dem Pedelec werden auf freier Strecke – auch bei gemütlichem Fahren – oft Geschwindigkeiten um die 25 km/h erreicht“, erklärt Thann. Im Vergleich dazu: mit konventionellen Fahrrädern werden auf freien Strecken beim gemütlichen Fahren Geschwindigkeiten von rund 20 km/h gefahren. „Diese neue Vielfalt an Tempolevels im Radverkehr bringt auch neue Herausforderungen für die Verkehrsplanung mit sich: Denn ein höheres Geschwindigkeitsniveau von Radfahrern bedeutet auch eine geringere Kompatibilität mit dem Fußgängerverkehr. Grundsätzlich sollte daher der Radverkehr nach Möglichkeit getrennt vom Fußgängerverkehr geführt werden“, so Thann. „Durch das höhere Geschwindigkeitsniveau von E-Fahrrädern ist auch das Risiko, bei einem Unfall verletzt zu werden, deutlich höher. Deshalb gilt gerade auch beim E-Bike: Helm tragen schützt!“
Quelle: OTS