Vorarlberg: Ehren- und Förderpreise des Landes ganz im Zeichen der Literatur

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Ehren- und Förderpreise des Landes::
Werner Micheli
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15 Dez 11:00 2020 von Redaktion Salzburg Print This Article

Auszeichnung für etablierte und aufstrebende Vorarlberger Autorinnen und Autoren – Landesstatthalterin Schöbi-Fink gratulierte bei der Überreichung

Dornbirn (VLK) – Die Autoren Arno Geiger und Norbert Mayer bekamen am Montag, 14. Dezember, die mit je 5.000 Euro dotierten Ehrenpreise für Kunst des Landes Vorarlberg überreicht. Auch die beiden Förderpreise zu je 2.500 Euro gingen an Literaturschaffende – an Linda Achberger und Muhammet Ali Bas. Bei der Überreichung im kleinen Rahmen im ORF-Landesfunkhaus in Dornbirn gratulierte Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink zu diesen „verdienten Auszeichnungen für die Literaturszene im Land“.

Die alljährlich auf Vorschläge aus den jeweiligen Kunstkommissionen verliehenen Auszeichnungen heißen seit diesem Jahr nicht mehr „Ehren- und Fördergaben“, sondern neu „Ehren- und Förderpreise“. Prämiert werden arrivierte Kunstschaffende, die mit langjähriger künstlerischer Qualität überzeugen, als auch jüngere, aufstrebende Personen mit Zukunftspotential.

Nachdem ab 2020 der Literaturpreis des Landes nur mehr im Zweijahresrhythmus vergeben wird, stehen die diesjährigen Ehren- und Förderpreise ganz im Zeichen der Literatur. „Mit den Auszeichnungen legen wir den Fokus auf eine Szene, deren Vielfalt und dynamische Entwicklung, gerade auch mit dem literatur:vorarlberg netzwerk, wir mit Freude und Stolz beobachten“, erklärte Landesstatthalterin Schöbi-Fink: „Mit Arno Geiger und Norbert Mayer werden zwei Literaten ausgezeichnet, deren singuläres Werk sowohl weit über die Landesgrenzen hinaus leuchtet, als es auch das Herz unserer Sprache, die Mundart, berührt. Und mit Linda Achberger und Muhammet Ali Bas gehen die Förderpreise an zwei vielversprechende Literaturschaffende, die sich in ihrem Metier ständig weiterentwickeln.“

Klare Sprache und Mundart
Der 1968 in Bregenz geborene, in Wolfurt aufgewachsene Arno Geiger ist seit 1993 als freier Schriftsteller tätig. Bereits 1996 wurde er erstmals zum Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb eingeladen. Seinem 1997 veröffentlichten Romanerstling „Kleine Schule des Karussellfahrens“ folgten zahlreiche (Buch)Publikationen, die bei Kritik und Publikum gleichermaßen erfolgreich waren. Vielfach ausgezeichnet, gilt Arno Geiger als einer der angesehensten Gegenwartsautoren. Aus der Nähe und mit Hingabe zeichnet Geiger seine Figuren in klarer, völlig unsentimentaler Sprache, seine Helden haben nichts Heroisches, sondern sind durch und durch Menschen.

Kurztexte und Lyrik sowie Kinder- und Jugendtheaterstücke bilden den Schwerpunkt im literarischen Schaffen von Norbert Mayer. Der 1958 in Egg geborene, in Großdorf lebende Schriftsteller, Dichter und Maler, der bis heuer an der Volksschule Schwarzenberg unterrichtet hat, arbeitet für verschiedene Projekte auch genreübergreifend mit MusikerInnen sowie bildenden KünstlerInnen zusammen. Die zahlreichen Texte und Bücher des im Jahr 2000 mit dem Literaturstipendium des Landes Vorarlberg Ausgezeichneten erscheinen in Schriftsprache und Mundart. Nebst pointierter Kürze zeichnet der rhythmische Umgang mit Sprache und die eigenständige, lautmalerische Behandlung von Dialekt-Eigentümlichkeiten sein Werk aus, das vom Nahen und Fernen gleichermaßen geprägt ist.

Aufs Wesentliche reduziert und performativer Charakter
Linda Achberger, geboren 1992 in Hörbranz, zählte zur ersten Generation der seit 2009 vom Autorenverband Literatur Vorarlberg betreuten jungen Szene. Die kontinuierliche Entwicklung ihres schriftstellerischen Handwerks treibt sie derzeit am Literaturinstitut Leipzig, der wohl renommiertesten Schreibhochschule im deutschsprachigen Raum, voran. Linda Achberger schreibt in einem aufs Wesentliche konzentrierten Sprachton und -rhythmus vor allem Prosa und Gedichte, aber auch Theatertexte wie das 2016 im Theater Kosmos aufgeführte Stück „Wir brauchen doch keine Bienen, um uns zu bestäuben“.

Der 1990 in Dornbirn geborene Muhammet Ali Bas lebt und arbeitet als Autor, Kultur- und Literaturvermittler in Wien. Literarisch erstmals auf sich aufmerksam gemacht hat er mit Auftritten auf Poetry-Slam-Bühnen, wo er auf ironische Art, mit Klischees spielend, seine Herkunft als Migrant der zweiten Generation thematisierte und Erfahrungen im direkten Kontakt mit dem Publikum sammelte. Dieser performative Charakter ist in seinen Texten, zu denen auch Theaterstücke zählen, spürbar.


Biografien der Preisträgerin und Preisträger 2020

Arno Geiger, geboren 1968 in Bregenz, in Wolfurt und Wien lebend, studierte Deutsche Philologie, Alte Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft in Innsbruck und Wien. Seit 1993 ist er freier Schriftsteller, 1996 und 2004 nahm er am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt „Der Hahnenschrei. Drei Reden“ (2019) und „Unter der Drachenwand“ (2018), beide im Hanser Verlag. Auszüge aus der ebenso langen Liste an Auszeichnungen: Deutscher Buchpreis für seinen historischen Familienroman „Es geht uns gut“ (2005), Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung und Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Homburg (2011), Johann-Beer-Literaturpreis für seinen berührenden Roman „Der alte König in seinem Exil“ (2011) über seinen an Alzheimer erkrankten Vater, 2018 als einziger Österreicher nominiert für den Deutschen Buchpreis u.a.

Norbert Mayer, geboren 1958 in Egg, lebt und arbeitet in Großdorf. Zu seinen Schwerpunkten zählen Lyrik, Kurzprosa und Kurzgeschichten sowie Theaterstücke für Kinder und Jugendliche. Projektbezogen arbeitet er immer wieder auch mit bildenden KünstlerInnen und MusikerInnen zusammen und es entstehen Kunstbücher wie „kreuzungen“ (mit dem Objektkünstler Armin Rupprechter) oder das musikalische Projekt „Xibercore“ (mit dem Bregenzerwälder Jazzmusiker Alfred Vogel). 2008 legte Norbert Mayer mit „seanna“ (sinnieren, nachdenken) erstmals eine Sammlung von Gedichten in Mundart vor, die menschliche Befindlichkeiten thematisierten und mit hochdeutschen Anmerkungen versehen waren. In „die roßquelle“ (1996) erkundete er mit den Möglichkeiten der Sprache die Wort-Welt aus Nähe und Distanz mit kritischem Blick, feiner Ironie und Herzblut.

Linda Achberger, geboren 1992 in Hörbranz, besuchte schon während ihrer Schulzeit Workshops für kreatives Schreiben und reichte ihre Texte bei Wettbewerben ein. 2013 erhielt sie das Vorarlberger Literaturstipendium, 2015 einen Sonderpreis beim Schwäbischen Literaturpreis und 2018 das Startstipendium des Bundeskanzleramtes für Literatur. Nach ihrem Studium der Germanistik und Geografie in Innsbruck schließt sie ihr Masterstudium der Germanistik in Leipzig ab, wo sie derzeit am Literaturinstitut Literarisches Schreiben studiert. Veröffentlichungen: „Beerenhände“ (2014), „abrutschendes Gesicht“ (2017), „rockstars, baby“ (2018), „Ich bin nicht in Gefahr“ (2020) u.a.

Muhammet Ali Bas, geboren 1990 in Dornbirn, lebt seit 2010 in Wien, wo er neben Geschichte und Germanistik auch Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst studierte und derzeit als Literaturvermittler und Trainer für kreatives Schreiben arbeitet. In Text- und Objektbeiträgen und in Hörspielen setzt sich der Schriftsteller immer wieder mit seinen kulturellen Wurzeln auseinander. Aktuell beschäftigt sich Muhammet Ali Bas mit neuen multimedialen Formen, die das geschriebene Wort in Bezug zum Medium Film setzen. Veröffentlichungen: „Spiritualität & Spirituose“ (2019), „Man schreie nie aus dem obersten Stock heraus“ (Hörspiel, 2018), „114 Zeilen und Saukopf“ (Text- und Objektbeitrag für die Ausstellung „Islam“ auf der Schallaburg, 2017) u.a.




Quelle: Land Vorarlberg



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