Innsbruck: Ein Stück Stadt wird mit Leben gefüllt
Foto: K.Rudig
Baufeld 1 Campagne Reichenau an BewohnerInnen übergeben
Das Projekt Campagne Reichenau stellt einen wesentlichen Pfeiler der Wohnbauoffensive der Stadt Innsbruck im geförderten Bereich dar. Seit 2019 wurden in der ersten Bauphase vier Baukörper von der Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG) und der Neuen Heimat Tirol (NHT) umgesetzt. Am 30. Mai fand die offizielle Übergabefeier statt. Dabei erhielten 37 MieterInnen der NHT sowie 57 MieterInnen der IIG im Rahmen eines Festaktes ihre Schlüssel. Bis Ende Juni werden alle 307 Wohnungen übergeben und bezogen. Die Errichtungskosten liegen insgesamt bei ca. 60 Millionen Euro. Nach der Gesamtumsetzung stehen insgesamt 1.000 Wohnungen für InnsbruckerInnen am Areal zur Verfügung.
„Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Mit der Übergabe der ersten Wohnungen in der neuen Siedlung Campagne Reichenau wurde aber mehr als nur ein Grundbedürfnis erfüllt - zentral in Innsbruck gelegen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen und mit Infrastruktur wie einen Nahversorger, einem Restaurant, Apotheke, Kinderkrippe und einem Veranstaltungsraum im ISD – Stadtteilzentrum bietet dieses Areal ein abgerundetes Angebot für ein Miteinander verschiedener Generationen und das zu einer leistbaren Miete“, freut sich Wohnbaulandesrätin Dr.in Beate Palfrader über den gelungenen ersten Bauabschnitt.
„Von Anfang an stand beim Bauvorhaben in der Campagne nicht nur leistbarer, moderner und barrierefreier Wohnraum von hoher Qualität im Vordergrund. Die Menschen, die hier einziehen, waren zentral. Sie sollen ein Umfeld vorfinden, das die nachbarschaftliche Gemeinschaft an die erste Stelle stellt“, bringt Bürgermeister Georg Willi die Intentionen zur Gestaltung des neuen Innsbrucker Stadtteils auf den Punkt.
Von der Vision zum Projekt
Die Campagne Reichenau sollte von Anfang an mehr sein, als eine reine Wohnsiedlung, eine lebendige Mischung verschiedener Funktionen war das Ziel für das Geviert. Nun nimmt das städtische Leuchtturmprojekt am Wohnbausektor sichtbar Formen an. Die Größe des gesamten Areals mit 8,5 Hektar Fläche war Chance und Herausforderung zugleich. Unter Federführung der IIG entsteht eine Stadt der kurzen Wege, die auf eine für alle nutzbare Erdgeschosszone aufgebaut ist. Geschäfte, Betreuungseinrichtungen und Gemeinschaftsräume ermöglichen es in Zukunft, vieles vor Ort wahrzunehmen. Die unmittelbare Nähe zu Bus- und Regionalbahn bietet zudem die schnelle, direkte Anbindung ans Zentrum.
Die ersten konkreten Schritte zur Bebauung in der Reichenau wurden im Jahr 2013 gesetzt. Dem Projekt selbst ging ein kooperatives Planungsverfahren und ein innovatives Konzept voraus. 2016 entwickelten die ArchitektInnenteams Rüdiger Lainer (Wien, u.a. Seestadt Aspern) und Sparq-Dieter Spath, Futurafrosch/MET (beide Zürich) sowie das Innsbrucker Büro Stadt:Labor (Mutschlechner/Lanz) und Stratum, Ljubljana, ein Leitprojekt für das Areal Den baukünstlerischen Wettbewerb für das Baufeld 1 gewann „Bogenfeld Architektur“. Seit 2019 wurden in der ersten Bauphase vier Baukörper von IIG und Neue Heimat Tirol (NHT) umgesetzt.
„Um die Qualität des städtischen Leitbildes auch in den einzelnen Baufeldern und in der Weiterentwicklung des Gesamtprojektes aufrechtzuerhalten, wurde eine Informations- und Entscheidungsstruktur aus internen und externen Arbeitsgruppen und einer politischen Lenkungsgruppe etabliert. Dies war dem Projekt insgesamt sehr dienlich“, betont IIG- Geschäftsführer, Dr. Franz Danler.
Mehr(-wert) für alle
Die besondere Qualität des neu bebauten Gevierts liegt im ergänzenden Angebot. Dazu gehört, dass die Erdgeschoßzonen für Infrastruktur genutzt werden, sodass der „Stadt in der Stadt-Charakter“ gelebt werden kann.
„Direkt im neuen Quartier sind künftig unter anderem eine Kinderkrippe, Restaurant, eine Apotheke, ein Nahversorger und ähnliches zu finden. Durch die Unterbringung einer Tagesbetreuungseinrichtung der Lebenshilfe, einer Wohngemeinschaft des Seraphischen Liebeswerks und der Integration des Stadtteilzentrums mit Veranstaltungsraum inmitten der Wohnbebauung wird das Areal weiter aufgewertet“, ergänzt NHT-Geschäftsführer, DI Mag. Markus Pollo.
„Bewohnerinnen und Bewohner finden eine ‚Stadt in der Stadt‘ vor und die Kombination von Wohnen und Leben gelingt im Gemeinschaftsprojekt von IIG und NHT“, ist sich NHT-Geschäftsführer Hannes Gschwentner sicher.
Wohnen plus
Multifunktionalität ist im neuen Stadtteil nicht nur ein Wort. Die Parkanlage zwischen den Baukörpern gibt dem Geviert eine Struktur und bietet für alle BewohnerInnen Räume zum Erholen. Wege, Gassen, Plätze, Innenhöfe und Terrassen prägen das Ambiente und laden zum Zusammenkommen ein. Viel Grün, eine Verbindung zum Innufer und ein attraktives Freizeitangebot vom Naturspielplatz bis zu den angrenzenden Sportmöglichkeiten bilden die Ergänzung des sogenannten Freiluft Wohnzimmers. Damit haben die ArchitektInnen von Bogenfeld Architektur ihre Vision vom Leben in der Stadt in der Campagne verwirklicht. Wesentliche Teile der Parkanlage sollen bis 2024/2025 umgesetzt werden.
Von weitem zu sehen
Ein besonderer Eyecatcher und gleichzeitig Sinnbild für den jungen Stadtteil ist das auf einer 130 Quadratmeter großen Außenfassade Richtung Hegnerstraße angebrachte Mural des Wiener Street Art Künstlers RUIN, dessen Entstehung man Ende Juni live miterleben kann. Verwirklicht wird ein zeitgenössischer und offener Ansatz, wobei die Dynamik des Entwurfs die Architektur integriert und mit ihr spielt. Das Sujet nimmt Bezug auf historische ‚Stifterbilder‘ und übersetzt diese unkonventionell in eine moderne Sprache.
Zukunftsfit
Nachhaltigkeit entspricht nicht nur dem Zeitgeist, sondern ist auch das Zauberwort in der Campagne. Egal, ob es sich um das Energieversorgungssystem mit Grundwasserwärmepumpen, die im Sommer auch sanft kühlen können, die Warmwasserbereitung über Fernwärme oder die Stromversorgung über Photovoltaikmodule handelt – die Campagne kann sowohl für Planung und Bau mit der Zertifizierung „Klimaaktiv“ punkten. Zudem werden begrünte Fassaden und Bepflanzungen Hitzeinseln entgegenwirken und schaffen damit in den Erdgeschoßzonen Gassen und Plätze mit einer besonderen Lebens- und Aufenthaltsqualität.
Campagne Reichenau, Baufeld 1 in Zahlen
Errichtungskosten ca. 60 Millionen Euro netto
ca.19.890 m2 Wohnnutzfläche
184 Wohnungen IIG
123 Wohnungen NHT
Zeitablauf des Projekts
2009
Übersiedelung der Reitsportanlage der Campagnereiter nach Igls
Herbst 2013
Startpunkt waren die Gespräche mit den einzelnen Sportvereinen im Herbst 2013.
November 2015
Idee Kooperatives Planungsverfahren
Jänner 2016
Weichen für Planungen im Stadtsenat und Gemeinderat wurden gestellt.
April 2016
Erstes BürgerInnenforum zum Planungsverfahren
Oktober 2016
Leitprojekt steht
Juni 2017
Bogenfeld Architektur aus Linz gewinnt Architekturwettbewerb
April 2018
Entscheidung für Stadtteilzentrum Reichenau im Geviert
Oktober 2018
Eröffnung Stadtteilzentrum Campagne
Dezember 2019
Spatenstich Campagne, Baufeld 1
Mai 2022
Übergabe Baufeld 1
Quelle: Stadt Innsbruck