Innsbruck: Eine Innsbrucker Künstlerin und ihre Tagebuchsammlung
Foto: Stadtarchiv Innsbruck
Tagebücher geben Aufschluss über die schreibende Person und deren Alltagsleben. Auf außergewöhnliche Art und Weise hat Trude Löffler ihre Tagebücher über Jahrzehnte geführt. Ihre täglichen Aufzeichnungen berichten von einem Innsbrucker Frauenleben im 20. Jahrhundert und rufen eine beinahe vergessene Tiroler Künstlerin in Erinnerung.
von Claudia Frick - Die Entwicklungsgeschichte des Tagebuchschreibens geht bis in die Antike zurück. Schriftgelehrte, Geistliche und Kaufleute dokumentierten sachlich öffentliche Ereignisse, Wetterverhältnisse oder Marktpreise, bis zu Beginn der Neuzeit in diese Aufzeichnungen auch persönliche Gefühle und Erlebnisse miteinflossen. Durch das verbesserte Bildungssystem und erschwinglichere Schreibmaterialien wurde es Anfang des 20. Jahrhunderts auch in den heimischen Sphären modern, den Alltag zu verschriftlichen. Insbesondere innerhalb der bürgerlichen Familien entwickelten sich die Tagebücher zu einem beliebten Geschenk für die heranwachsenden Töchter, die darin ihre Gedanken und Tagesabläufe niederschreiben sollten.
Trude Löfflers Tagebuchsammlung und ihre Besonderheiten
Auch die Innsbruckerin Trude Löffler (1909–2006) führte Tagebuch - oder besser gesagt Tagebücher, denn ihre Tagebuchsammlung umfasst 18 Bücher. Sie begann sechzehnjährig im Oktober 1925 mit ihren Aufzeichnungen und beendete diese im Dezember 1991 mit 82 Jahren. Die Einträge, die beinahe ein ganzes Jahrhundert umfassen, führte Trude Löffler außerordentlich konsequent, erstaunlich regelmäßig und vor allen Dingen über Jahrzehnte hindurch. Jeder einzelne Tag wird mit Wochentag und Datum aufgezählt und dabei der jeweilige Tagesablauf streng gegliedert beschrieben. Ihre Aufzeichnungen spiegeln ein Innsbrucker Frauenleben und ihr künstlerisches Engagement im
20. Jahrhundert wider, das geprägt ist von den unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Einflüssen dieser Zeit.
Wer war Trude Löffler?
Gertrude (Trude) Maria Müller, verehelichte Löffler, kam am 19. August 1909 in Innsbruck als erstes von zwei Kindern des Ehepaars Felix und Regina Müller zur Welt. Trude wuchs in privilegierten Verhältnissen auf und konnte eine höhere Schule besuchen, welche sie mit der Reifeprüfung abschloss. Am 20. September 1930 heiratete sie den um 16 Jahre älteren Facharzt für Urologie Dr. Leopold Löffler, den Trude in ihren Tagebüchern Poldi nannte. Aus dieser Ehe gingen die drei Söhne Reinhold, Gerhard und „Nachzügler“ Martin hervor. Beim ersten Luftangriff auf Innsbruck durch die Alliierten im Dezember 1943 wurde Trudes Wohnung ausgebombt und bis zum Kriegsende musste sie mit ihren Kindern in Steinach am Brenner wohnen. Im April 1946 kehrte Leopold aus der Kriegsgefangenschaft zurück und nahm seine Tätigkeit als Urologe in Innsbruck wieder auf. Fortan führte Trude ein für damalige Verhältnisse und ihre soziale Stellung als Arztgattin „typisches“ Frauenleben in Tirol, kümmerte sich um Haushalt und Familie, ging gesellschaftlichen Verpflichtungen nach und besuchte als gläubige Christin regelmäßig die katholische Messe. Doch verschaffte sie sich auch Freiraum für ihre eigenen Hobbys und Interessen wie Skifahren, Reisen und Kunst.
Quelle: Stadt Innsbruck