Tirol: Epidemiologisches Corona-Frühwarnsystem sorgt auch 2023 für Sicherheit
- Epidemiologisches Früherkennungssystem liefert treffsichere Prognosen für Land Tirol und Tirols Krankenanstalten
- Vorreiterrolle Tirols mit einem der dichtesten Abwasser-Monitoring-Netze Europas
- Land stellt bis Ende Juni 2023 weitere 660.000 Euro für das Abwasser-Monitoring zur Verfügung
- Epidemiologisches Früherkennungssystem kann auch über andere Infektionskrankheiten Aufschluss geben
Seit März 2020 gibt es das Epidemiologische Früherkennungssystem. Es liefert dem Land Tirol sowie den Tiroler Krankenanstalten zielgerichtete Daten zur Gesundheitsplanung und zum Umgang mit der Pandemie. Das System stützt sich in seiner Gesamtheit auf Gesundheitsdaten wie Covid-Testungen, Covid-Impfungen sowie die Anzahl an Erkrankungsfällen, auf Daten der Krankenanstalten (Hospitalisierung aufgrund von Covid-19), auf demografische Daten sowie auf die Daten aus dem Abwasser-Monitoring, das seit November 2020 tirolweit in Betrieb ist. Virologische Parameter, die Aufschluss über Varianten und deren Infektiosität geben, komplettieren das System. So liefert dieses wichtige Daten für das öffentliche Gesundheitssystem sowie für Forschungs- und Wissenschaftszwecke – nicht nur in Bezug auf das Coronavirus. Um das Abwasser-Monitoring als Teil des Früherkennungssystems auch im ersten Halbjahr 2023 weiterzuführen, stehen für diesen Zeitraum 660.000 Euro zur Verfügung.
„Wir verfügen in Tirol über eines der dichtesten Abwasser-Monitoring-Netze Europas. Damit können wir das Infektionsgeschehen umfassend binnen weniger als 48 Stunden und unabhängig von den Individualtestungen erfassen – die Verbreitung des Coronavirus kann innerhalb von 98 Prozent aller Personen, die sich in Tirol aufhalten, beobachtet werden. Das Land Tirol hat mit dem epidemiologischen Früherkennungssystem unter der Leitung von Bernhard Pfeifer vom Landesinstitut für Integrierte Versorgung kombiniert mit dem SARS-CoV-2-Abwasser-Monitoring Tirol von Land Tirol und dem Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck unter der Federführung von Herbert Oberacher innerhalb Österreichs, aber auch darüber hinaus eine Vorreiterrolle eingenommen und Entwicklungsarbeit geleistet. Ob in der vergangenen Hochphase der Pandemie oder in Zeiten abflachender Entwicklungen – das Epidemiologische Früherkennungsmodell hat sich bewährt und ich danke allen Beteiligten für diese herausragende Arbeit ‚Made in Tirol‘“, betont Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele.
„Gesundheitsbehörden im In- und Ausland erkundigen sind bei den Expertinnen und Experten der Gerichtsmedizin Innsbruck sowie des Landes und holen sich Rat und Erfahrungswerte für den Aufbau des Abwasser-Monitorings in ihrem Bereich ein. Auch im renommierten internationalen Wissenschaftsmagazin ‚Science‘ wurde die Pionierarbeit bereits gewürdigt“, wie LRin Hagele hervorhebt.
Prognosemodell für Politik und Krankenanstalten
Entwickelt wurde das Epidemiologische Früherkennungssystem von Bernhard Pfeifer vom Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol (LIV), der ebenso Leiter der Division für Gesundheitsvernetzung und TeleHealth an der UMIT Tirol ist. „Kurz nach dem Bekanntwerden der SARS-CoV-2-Pandemie im März 2020 konnte ich aufgrund umfassender Vorarbeiten in diesem Bereich bereits mit der Simulation und der Berechnung des Früherkennungsmodells starten. Von diesem Zeitpunkt an rechneten wir Prognosemodelle zur Entscheidungsfindung für Politik und Krankenanstalten“, so Pfeifer. „So konnten die benötigten Kapazitäten gut eingeschätzt und der Ressourceneinsatz geplant und organisiert werden. Ein Instrument, das uns in den schwierigen und kritischen Phasen sehr unterstützt hat“, betont auch Stefan Deflorian, Geschäftsführer der tirol kliniken.
Genaue Bettenprognosen durch Abwasser- und weitere Daten
Seit November 2020 werden die Abwässer von 43 kommunalen Tiroler Kläranlagen im Rahmen des Abwasser-Monitorings regelmäßig auf das Vorhandensein von Coronaviren untersucht. Von den 43 beobachteten Tiroler Kläranlagen werden eine Anlage täglich beprobt, zwölf Anlagen fünfmal pro Woche und 30 Anlagen zweimal pro Woche. Die Ergebnisse werden in das Epidemiologische Früherkennungssystem integriert. „Diese Daten kombiniert mit allen anderen Gesundheitsdaten ermöglichen eine sehr genaue Prognose mit einer mittleren Abweichung von 1,5 Prozent bei der Normalbettenprognose bzw. 1,2 Prozent bei der Intensivbettenprognose in Bezug auf die Entwicklung der Pandemie“, weiß Pfeifer.
Der Anstieg und die Abnahme der Corona-Fallzahlen sind anhand des Abwasser-Monitorings in der Regel drei bis sieben Tage früher als im Meldesystem des Gesundheitswesens feststellbar und ergeben somit einen unmittelbaren Blick auf die weitere Entwicklung. Besondere Bedeutung haben die Informationen aus dem epidemiologischen Früherkennungsmodell inklusive dem Abwasser-Monitoring, seit das Testen von Einzelpersonen deutlich seltener erfolgt als in früheren Phasen der Corona-Pandemie.
Täglich aktuelle Daten unter www.tirol.gv.at/covid-abwasser
Das Land Tirol stellt mit der Gerichtsmedizin Innsbruck die aktuelle Lage täglich unter www.tirol.gv.at/covid-abwasser grafisch dar. Außerdem zeigt ein Zeitseriendiagramm tagesaktuell die Entwicklungen seit Juli 2021 im direkten Vergleich zwischen Abwasser-Monitoring und aktiv positiven Personen im Land.
Die Abwasserepidemiologie wird bereits seit Jahren in Tirol erfolgreich eingesetzt, um den Konsum von Suchtmitteln wie Cannabis oder Kokain sowie Genussmittel und Medikamente zu untersuchen.
Quelle: Land Tirol