Wien: Equal Pay Day 2021 - leichte Verbesserung, große regionale Unterschiede
Foto: Städtebund
„In guter und in Krisenzeit, sorgt Frau für Job, Kind, Hausarbeit“, heißt es in einem Spot vom Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes anlässlich des Equal Pay Day.
Das Video (https://youtu.be/zAoDSwtRXOE, das in öffentlichen Verkehrsmitteln quer durch Österreich zu sehen sein wird, soll einmal mehr auf die Ungerechtigkeit beim Einkommen zwischen Frauen und Männern aufmerksam machen.
Gleichzeitig finden rund um den 25. Oktober Straßenaktionen der städtischen Frauenbeauftragten statt.
Der Equal Pay Day, also jener Tag, an dem Vollzeit arbeitende Männer bereits das Jahreseinkommen von Vollzeit arbeitenden Frauen erreicht haben, fällt dieses Jahr auf den 25. Oktober 2021. Oder anders ausgedrückt: am 25. Oktober haben 2021 Männer in Österreich bereits jenes Einkommen erreicht, wofür Frauen noch bis zum Jahresende arbeiten müssen. Oder noch einmal anders: Frauen arbeiten gegenüber Männern dieses Jahr 68 Tage lang „gratis“.
Der Equal Pay Day markiert also die immer noch bestehende Ungerechtigkeit der Einkommensverhältnisse zwischen den Geschlechtern. Die Gehaltsschere schließt sich nur langsam: Im Jahr 2019 fand der österreichweite Equal Pay Day am 21. Oktober statt, 2020 dann auf den 22. Oktober. Die „Verbesserung“ beträgt also zum Vorjahr immerhin drei Tage. Seit 2010 ist der Equal Pay Day aber doch österreichweit von 29.9. auf 25.10., also beinahe vier Wochen nach hinten gerückt.
Bruttoeinkommen von Frauen um 18,5 Prozent niedriger
Einer der Gründe für die Einkommensunterschiede liegt in der immer noch ungleichen Beteiligung von Männern und Frauen an der unbezahlten Arbeit, aber auch an der Erwerbsarbeit. Männer landen oft in der Überstunden-, Frauen hingegen in der Teilzeitfalle.
Doch selbst im Vergleich der durchgängigen Vollzeitarbeit gibt es riesige Unterschiede in der Bezahlung: Während das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Männern in Österreich bei 54.571 Euro liegt, verdienen Frauen, durchschnittlich 44.449 Euro brutto im Jahr. Daraus ergibt sich ein Minus von 18,5 Prozent, oder 10.122 Euro, die ganzjährig Vollzeit tätige Frauen hier weniger haben. Das ist sehr viel Geld auf ein Erwerbsleben hochgerechnet. Diese Einkommensunterschiede spiegeln sich auch später in der Pensionshöhe wider, wo sich aber Teilzeit dann ebenfalls noch frappierend ausgewirkt haben oder die Tätigkeit in generell schlecht bezahlten „Frauenbranchen“. Daher wurde im Jahr 2015 analog zum Equal Pay Day der Equal Pension Day vom Frauenausschuss des Österreichischen Städtebund ins Leben gerufen. Dieser fiel 2021 auf den 1. August, und zeigt die finanziellen Konsequenzen eines typischen Frauenerwerbslebens auf.
Die Ursachen sind ident: etwa Teilzeitarbeit oder Unterbrechung der Erwerbsarbeit durch Karenzzeiten für Kindererziehung und Pflege. Generell gilt - je höher das Stundenausmaß der Beschäftigung, umso höher später die Pension.
„Frauen leisten nach wie vor einen Großteil der unbezahlten Arbeit und kümmern sich um Hausarbeit, Kindererziehung und Pflege von Angehörigen. Das wirkt sich auf das Einkommen und die Pension aus. Wir wollen die Lohnschere schließen. Frauen halten unsere Gesellschaft am Laufen und sind Leistungsträgerinnen! Ein gerechter Lohn zählt zu den wichtigsten Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben und für eine faire und gesicherte Pension. Das Ziel ist: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“, so die Vorsitzende des Frauenausschusses des Österreichischen Städtebundes, Wiens Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál.
„Wir sehen anhand der regionalen Unterschiede, dass die Chancen für Frauen in Städten größer sind. Städte bieten bessere Bedingungen für qualifizierte Beschäftigung und Karriere für Frauen. Auch die Qualität der Kinderbetreuung – also Öffnungszeiten, Angebote am Nachmittag und vor allem, qualitative Betreuung für die Unter-Dreijährigen - ist ein wichtiger Faktor für Vollzeitbeschäftigung und damit für ein angemessenes Einkommen“, sagte dazu Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes.
Regionale Unterschiede
Nach wie vor gibt es große regionale Unterschiede: Während in Vorarlberg die Männer bereits am 27. September das Jahreseinkommen der Frauen erreicht haben, fällt der Wiener Equal Pay Day auf den 15. November. Damit erhalten in Vorarlberg Frauen um 26,2 Prozent weniger Jahreseinkommen als Männer, diese Differenz beträgt in Wien „nur“ 12,8 Prozent.
Im Burgenland und in Kärnten liegt der Nachteil der Fraueneinkommen gegenüber den Männereinkommen bei 18,3 bzw. 18,6 Prozent, während es in neben Vorarlberg in Oberösterreich (22,9 %), Tirol (21,6 %) und Salzburg (21,2 %) größere Differenzen gibt (siehe Tabelle 2).
Details zum Equal Pay Day
Der Equal Pay Day vergleicht die Einkommen von durchgängig Vollzeit beschäftigten Männern und Frauen. Die Ergebnisse im Überblick:
Tabelle 1: Österreichweiter Equal Pay Day seit 2010
~ 2010: 29. September 2011: 4. Oktober 2012: 6. Oktober 2013: 8. Oktober 2014: 10. Oktober 2015: 10. Oktober 2016: 11. Oktober 2017: 13. Oktober 2018: 20. Oktober 2019: 21. Oktober 2020: 22. Oktober 2021: 25. Oktober ~
Quelle: AK OÖ, Lohnsteuerstatistik, Statistik Austria
Tabelle 2: Equal Pay Day 2021 nach Bundesländern
Die genaue Tabelle finden Sie unter: https://www.staedtebund.gv.at/themen/frauen/equal-pay-day/
Quelle: AK OÖ, Lohnsteuerstatistik, Statistik Austria
Mehr zum Equal Pay Day auch unter: https://www.staedtebund.gv.at/themen/frauen/equal-pay-day/
Quelle: Stadt Wien