Salzburg: Erstmals seit 105 Jahren: Negative Geburtenbilanz in Salzburg
Mehr Todesfälle als Geburten / Bevölkerung wächst trotzdem aufgrund von Zuwanderung / Prognose: 2040 werden wir 600.000 sein
(LK) Die Salzburger werden immer mehr, aber die Bevölkerung wächst nur sehr langsam. Voraussichtlich 2040 werden erstmals mehr als 600.000 Menschen im Land leben. Das Bevölkerungswachstum, vor allem im Flachgau und in der Stadt, resultiert aber ausschließlich aufgrund der Zuwanderung. Denn die heimischen Familien bekommen immer weniger Kinder. Laut den vorläufigen Zahlen der Landesstatistik war 2023 das erste Jahr seit Ende des Ersten Weltkrieges mit weniger Geburten als Todesfällen.
Im Jahr 2043 werden mehr als 600.000 Einwohner in Salzburg leben. Bis auf den Lungau verzeichnet jeder Bezirk einen Bevölkerungszuwachs. Der Enns-Pongau wächst dabei am stärksten.
Für die negative Geburtenbilanz im Jahr 2023 in Salzburg hat die Landesstatistik derzeit nur vorläufige Zahlen. „Es wird sich aber nicht mehr ins Positive drehen, das steht jedenfalls schon fest. Somit haben wir im Land erstmals seit Ende des Ersten Weltkrieges eine negative Geburtenbilanz. Sprich: Es gab mehr Todesfälle als Neugeborene. Grundsätzlich zeigen die Berechnungen in punkto Geburten einen rückläufigen Trend. In den kommenden Jahren werden sich diese bei zirka 5.000 im Bundesland einpendeln. Erst ab 2030 sehen wir in unseren Modellen wieder eine Steigerung“, sagt der Leiter der Landesstatistik Gernot Filipp.
„Plus“ elf Prozent im Enns-Pongau
Die Landesstatistik hat nicht nur den Blick auf ganz Salzburg. Sie hat auch die Regionen im Blick. „Wir gliedern das Bundesland beispielsweise in 16 Planungsregionen und sehen uns hier die Veränderungen an. Das größte prozentuelle Bevölkerungswachstum weist aus derzeitiger Sicht in den nächsten 20 Jahren der Enns-Pongau auf. Die Region wird um 10,9 Prozent wachsen. Am anderen Ende der Skala ist der Unterpinzgau. Die Einwohneranzahl wird um 8,8 Prozent abnehmen - also noch deutlich stärker als etwa der Lungau“, so Gernot Filipp. Salzburg wächst in den nächsten zwei Jahrzehnten um 6,1 Prozent. Das und noch mehr zeigen aktuelle Zahlen des Bevölkerungsberichtes.
Flachgau und Stadt wachsen
Die Ursachen des Bevölkerungsrückgangs liegen für Stefen Senn - er hat am aktuellen Bevölkerungsbericht mitgearbeitet - auf der Hand. „Ohne Zuwanderung in die entsprechenden Regionen schrumpfen diese. Die Anzahl der Geburten reicht einfach nicht mehr aus. Regional sehen wir auch unterschiedliche Formen des Wachstums. In der Landeshauptstadt passiert diese eher von außen. Hingegen haben wir im Flachgau eher eine Binnenzuwanderung. Sprich man zieht gezielt aufs Land. Um rund 15.500 Menschen wird der Flachgau bis 2043 wachsen“, so Senn. Die Bezirksentwicklung in Punkto Zu- und Abwanderung bis 2043 im Überblick:
- Flachgau: Plus 15.500 Einwohner
- Stadt Salzburg: Plus 8.000 Einwohner
- Pongau: Plus 5.400 Einwohner
- Tennengau: Plus 4.200 Einwohner
- Pinzgau: Plus 2.400 Einwohner
- Lungau: Minus 700 Einwohner
Pfarrwerfen „boomt“
Das stärkste prozentuale Bevölkerungswachstum auf Gemeindeebene wird bis 2033 und bis 2043 Pfarrwerfen verzeichnen. Um 20,5 Prozent beziehungsweise 34,1 Prozent mehr Einwohner wird nach derzeitigen Berechnungen die Pongauer Kommune zählen. Ebenfalls „boomen“ werden Altenmarkt (2033: plus 17,4 Prozent; 2043: plus 29,3 Prozent) und Koppl (2033: plus 14,3 Prozent; 2043: plus 23,5 Prozent). Das größte Minus im gleichen Zeitraum verzeichnet Muhr im Lungau. Bis 2033 wird die Einwohneranzahl dort um 17,4 Prozent schrumpfen, bis 2043 sogar um 27,4 Prozent.
Weniger Menschen „im Job“
Besonders deutlich sieht man den demografischen Wandel bei den Erwerbspersonen. „Derzeit haben wir noch mehr als 300.000 Männer und Frauen in Salzburg ,im Job‘. 2033 und 2043 werden es merklich weniger sein – zwischen minus 2.800 und minus 3.500 Personen. Grundsätzlich verlieren wir Erwerbspersonen bei beiden Geschlechtern und in fast allen Altersgruppen. Besonders deutlich: weniger Junge sind für die Arbeitswelt verfügbar. Hier zeigen sich die Änderung der Ausbildungsbiografien. Einzige Ausnahme sind die Gruppe zwischen 60 und 64 Jahren. Hier zeigt sich das höhere Pensionsantrittsalter von Frauen“, betont Gernot Filipp.
Salzburg wird älter
Aufgrund des demografischen Wandels steigt auch das Durchschnittsalter sukzessive. Derzeit sind die Salzburger im Schnitt 43,2 Jahre alt (Frauen 47,2 Jahre und Männer 44,9 Jahre). In 40 Jahren werden wir im Durchschnitt 46,5 Jahre alt sein, also um rund 3,3 Jahre älter als heute. Auch die Lebenserwartung steigt. Ein Mädchen das 2022 geboren wurde, wird im Schnitt 84,3 Jahre alt, ein Bub 80,3 Jahre. 2042 Neugeborene dürfen dann schon mit 85,2 Jahre (Männer) und 88,8 Jahren (Frauen) an durchschnittlicher Lebenszeit rechnen.
Mehr Informationen
- Bevölkerungsbericht Landesstatistik
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Quelle: Land Salzburg