Burgenland: Erweiterung des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel
Bildquelle: Bgld. Landesmedienservice
BMin Gewessler, LH Doskozil und LH-Stv.in Eisenkopf präsentieren größte Erweiterung seit 20 Jahren
Der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel ist ein internationales Aushängeschild für gelebten und nachhaltigen Naturschutz im Burgenland. Er ist Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Gleichzeitig ist er ein Tourismusmagnet und für die regionale Entwicklung der Region rund um den Neusiedler See von zentraler Bedeutung. „Es ist ein wirklich großartiger Tag der Freude für unsere Natur und für die Artenvielfalt“, freut sich Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Denn nun ist es gelungen, die bestehenden Schutzflächen zu erweitern. Damit sei ein wichtiger Schritt für die langfristige Absicherung des Nationalparks erfolgt, sagt Landeshauptmann Hans Peter Doskozil im Zuge der Präsentation im Nationalparkzentrum in Illmitz: „Die Bereitschaft der über 100 Grundbesitzerinnen und Grundbesitzer, zusätzliche Flächen zur Verfügung zu stellen, zeigt die große Bedeutung des Nationalparks für die Region und ihre Bewohnerinnen und Bewohner. Ich danke allen Beteiligten, die zum Gelingen dieser Erweiterung beigetragen haben.“ Aktuell sind es rund 1.200 Grundeigentümerinnen und -eigentümer, die Flächen bereitstellen. Für die neueste Erweiterung der Schutzflächen, die die größte seit 20 Jahren ist, erfolgte die Auswahl der Flächen durch die Fachexpertinnen und -experten des Nationalparks. Wichtig war vor allem der Lückenschluss zwischen bestehenden Flächen, erklärt Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf, die für Natur-, Umwelt- und Klimaschutz zuständig ist: „Mein Dank gilt allen Grundbesitzerinnen und Grundbesitzern, die sich bereit erklärt haben, ihre Flächen in den Nationalpark einzubringen. Sie haben damit einen wichtigen Beitrag für die Region Nationalpark und für den Naturschutz im Burgenland geleistet, was ein bedeutender Schritt in Zeiten von Klima- und Biodiversitätskrise ist.“
Die Erweiterung des Nationalparks ist ein großer Gewinn für diesen einzigartigen Naturraum in Österreich. „Der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel schützt mit Europas westlichstem Steppensee und seinen Salzlacken außergewöhnliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen und verfügt damit über eine einzigartige Biodiversität. Mit diesen Schutzgebieten leisten Nationalparks wie jener im Burgenland einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz. Ich freue mich, dass die Erweiterung des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel jetzt gelungen ist und bedanke mich bei allen Beteiligten, die sich hier eingebracht haben“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Die Vertragsgespräche mit den Grundeigentümervertretern liefen seit 2016. Letztendlich wurde die Finanzierung für die Pacht sichergestellt, die in Summe 2,5 Millionen Euro beträgt und von Land Burgenland und Bund zu gleichen Teilen finanziert wird. Erstmals in der Geschichte des Nationalparks wurde diese Erweiterung ohne die Interessensgemeinschaft als „Zwischeninstitution“ durchgeführt, erklärt LH Doskozil: „Das bedeutet, dass das Land mit jedem einzelnen Grundeigentümer und jeder einzelnen Grundeigentümerin einen Vertrag abgeschlossen hat beziehungsweise abschließen wird.“ Als Bürgermeister der Gemeinde Illmitz, in der die Erweiterungsflächen liegen, begrüßt Maximilian Köllner diese direkte Vorgehensweise im Sinne einer erfolgreichen Umsetzung des Prozesses. Die Vertragsunterzeichnung mit rund 100 Grundbesitzerinnen und Grundbesitzern für die Fläche von rund 100 Hektar ist bereits erfolgt.
Weitere Gespräche werden aktuell noch geführt, sodass die Erweiterung im Endausbau rund 140 Hektar ausmachen wird. „Das ist die größte Flächenerweiterung seit über 20 Jahren. In Summe werden es rund 350 Einzelverträge für die Vergrößerung des Nationalparks notwendig sein, die zum Teil von mehreren Grundbesitzern unterzeichnet werden müssen“, beschreibt Eisenkopf die Arbeit hinter der Erweiterung des Nationalparks.
Der Hauptbereich der Erweiterungsflächen im Gemeindegebiet von Illmitz befindet sich auf dem sogenannten „Seedamm“, also der ursprünglichen östlichen Uferlinie des Neusiedler Sees. Es handelt sich um sehr sandige und salzige Flächen. Bei der Nationalparkgründung vor 30 Jahren wurden diese Flächen noch durchgehend als Weingärten bewirtschaftet. Diese Lagen wurden jedoch zunehmend stillgelegt, viele dieser Flächen werden jetzt schon durch den ÖPUL-Vertragsnaturschutz nur mehr extensiv bewirtschaftet oder als Brachflächen gehalten. Die Flächen wirkten optisch wie ein Teil des Nationalparks, waren es jedoch nicht rechtlich, was die nunmehrige Regelung notwendig machte.
Tourismusmagnet und Wirtschaftsimpuls
Bei der Gründung 1993 war die Erwartungshaltung an Österreichs ersten grenzüberschreitenden Nationalpark nicht nur aus naturschutzfachlicher Sicht enorm, sondern auch seitens des Tourismussektors breit gefächert. Der Seewinkel ist Synonym für eine einzigartige Genuss-, Kultur-, Rad- und Naturdestination abseits des Badetourismus. Der Nationalpark ist damit auch zum wertvollen Imageträger und zu einem unverzichtbaren Partner lokaler Unternehmen geworden. „Der Nationalpark ist sinnstiftend für die Identität der Region und ein Motor ihrer Entwicklung“, betont Doskozil. „Der Schutz der Biodiversität innerhalb der einzigartigen Lebensräume des Nationalparks ist ein unverzichtbares Instrument im Tourismusmarketing. Ziel muss daher sein, den Nationalpark langfristig zu erhalten und ihn sukzessive weiter zu stärken.“ Mit rund 30 ganzjährig Angestellten und weiteren 25 über die Sommersaison beschäftigen Rangerinnen und Rangern ist er einer der größten Arbeitgeber für Green Jobs in der Region.
Weitere Initiativen
Abgesehen von der Kernkompetenz Schutzgebietsmanagement schafft die Existenz des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel somit Vorteile für die Region: touristisch und wirtschaftlich. Daher hat das Land Burgenland neben der aktuellen Erweiterung auch andere Initiativen umgesetzt, die den Nationalpark betreffen. So zum Beispiel das LIFE Projekt „Pannonic Salt“, das nach einem jahrelangen Bewerbungsprozess 2023 von der EU genehmigt wurde und bereits starten konnte. Insgesamt stehen nunmehr zwölf Millionen Euro für Maßnahmen zum besseren Wasserrückhalt in der Region und für klimafitte Landwirtschaft zur Verfügung. Weiters wurden 1,2 Millionen Euro seitens des Landes in die Attraktivierung des Informationsstandorts investiert. Die beliebte „Pannonian BirdExperience“ zieht rund 3.500 Vogelbeobachter und Naturliebhaber jeden Frühling in den Seewinkel. Der Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel bietet das ganze Jahr über Touren zu entsprechenden Themenbereichen an.
Quelle: Land Burgenland