FIFA – Warum der EA-Kicker die Massen begeistert
Foto: Flickr / CC BY 2.0
Foto: Piqsels / : CC0 Public Domain
Foto: Wikimedia / CCBY 3.0
Fußball ist und bleibt die beliebteste Sportart der Welt. In Deutschland liegen die Werte besonders hoch, hier hat der flotte Ballsport eine lange, intensive Tradition. Darum wundert es kaum, dass auch sein digitales Äquivalent längst auf der Gewinnerstraße ist. Das FIFA-Spiel hält Fußballfans bereits seit fast drei Jahrzehnten in seinem Bann – und jedes Jahr legen die Hersteller noch eine sprichwörtliche Schippe drauf.
INTERNATIONAL. Der Startschuss fiel im Jahr 1993, als der erste Titel der Serie auf den Markt gelangte. Damals hieß das Produkt "FIFA International Soccer" und kam aus der Schmiede des Spieledesigners Electronic Arts. Der Sega Mega Drive war das erste Gerät, das den Bildschirm-Fußball zum Leben erweckte, etwas später folgte die Version für den MS-DOS-PC und erst im darauf folgenden Jahr die passende Software für 3DO, Game Boy, Super Nintendo und Amiga. Ganz zu Anfang durften die Gamer sich noch an der schlichten isometrischen Perspektive mit hüpfenden 2D-Spirits erfreuen. Die 3DO-Variante aus 1994 ging jedoch schon ins Dreidimensionale und die bestach mit einer für damalige Verhältnisse hervorragenden SVGA-Auflösung. 1996 durften dann auch die PC-Nutzer FIFA dreidimensional genießen, und zwar mit der Version FIFA 96. Seither zählen die Hersteller fein säuberlich die Jahre, um pünktlich zu jedem neuen Jahr eine neue Folge herauszubringen.
FIFA 2000 brachte einige interessante Neuerungen mit sich, die der Popularität zugutekamen. Das Spiel beinhaltete von nun an die Major League Soccer der USA sowie die dänische und die griechische Superliga. Hinzu kamen die israelische Ligat ha'Al, die türkische Süper Lig und die Eliteserien der Norweger. Zahlreiche neue Fans aus den verschiedenen Ländern waren das Resultat. Viele von ihnen sind bis heute nicht nur sprichwörtlich am Ball geblieben. Verbesserungen und Veränderungen zogen sich konsequent durch die Jahre und Jahrzehnte bis zum heutigen Tag. Manchmal schienen die Schritte gar nicht groß, in anderen Fällen gab es regelrechte Sprünge. Doch der Umfang dieser Evolution wird erst richtig sichtbar, wenn das erste FIFA-Spiel auf die neueste Version FIFA 21 trifft: Zwischen diesen Folgen liegen nicht nur 28 Jahre, sondern auch digitale Welten!
Der besondere Reiz von FIFA liegt in der Authentizität
Die Spielreihe ist komplett durch die FIFA und die FIFPro lizenziert, auch viele nationale Verbände stehen fest hinter dem beliebten virtuellen Game. Jede neue Version hält ein bestimmtes Kontingent realer Turniere bereit, fallweise werden aber auch prominente Wettbewerbe für separate Veröffentlichungen ausgespart. Der FIFA World Cup 2014 gehörte zu diesen Ausnahmen, die kein Teil der offiziellen FIFA-Spieleserie waren. FIFA 17 punktete aber immerhin mit mehr als 30 verschiedenen Ligen und 650 authentischen, lizenzierten Teams. Die User haben damit fast schon die Qual der Wahl, denn welcher leidenschaftliche Fußballfan kann sich bei dieser Auswahl noch auf das vermeintlich Wesentliche konzentrieren?
Darüber haben Benutzer die Möglichkeit, ihre eigene Liga mit Teams ihrer Wahl gründen. Und um ganz ehrlich zu sein: Wenn es im Moment so viel Spannung und eine Menge Überraschungen in der realen ersten und Zweiten Bundesliga gibt – warum sollte die Spielkonsole da hinterherhinken? Eine gute Mischung ist immer eine Garantie für zufriedene Fans! Wenn Experten ebenso wie Buchmacher bei den Sportwetten in der Abstiegs- oder Meisterfrage überfragt erscheinen, dann ist ganz viel Spannung vorprogrammiert. Im Falle von FIFA kann der Fußballfan den Ausgang sogar selbst bestimmen, quasi als Alleinherrscher über die Fußballwelt. Dieser Aspekt verleiht dem Spiel sicher eine gewisse Würze und sorgt dafür, dass Display-Sportler sich kreativ engagieren und immer wieder neue Wege zum großen Pokalsieg finden.
FIFA verfügt über mehrere Modi, die König Fußball aus verschiedenen Blickwinkeln auf den Bildschirm zaubern. Besonders beliebt ist der Karrieremodus, bei dem der Nutzer sein eigenes Team als Manager und Trainer begleitet, bis zu 15 Spielsaisons lang. Der Gamer hat hier die Macht, neue Spieler zu verpflichten, Verträge auszuhandeln und seine Mannschaft regelmäßig neu aufzupeppen. Oder er sucht sich statt eines Clubs einen einzigen Spieler aus dessen Karriere er über die Jahre hinweg begleitet. Zu diesem Zweck stehen reale Sportler zur Auswahl, doch der User kann sich auch einen neuen, individuellen Charakter kreieren oder sogar seinen persönlichen Avatar ins Rennen schicken. Das schafft Identifikation und sicher auch ganz viel Ehrgeiz, die Siegesleiter zu erklimmen.
Neben diesen interessanten Spielmöglichkeiten können FIFA-Fans auch Freundschaftsspiele austragen und den Ligamodus einschalten. Über den Editor lassen sich verschiedene Änderungen vornehmen, zum Beispiel bezüglich der Spieler-Optik, aber auch den einzelnen Taktiken und Team-Aufstellungen. Dann gibt es noch ein externes Add-on, das Editor Creation Center mit zahlreichen weiteren kreativen Eingriffsmöglichkeiten, zum Beispiel in Sachen Bälle, Trikots und Fantasie-Mannschaften. Wem die Wirklichkeit zu langweilig ist, der kann sich also nach Herzenslust austoben und sich seine eigene Fußballdimension stricken, um anschließend darin zu versinken. Andere User hingegen imitieren lieber haargenau die Realität: FIFA ermöglicht beides und spricht unter anderem deshalb ein derart breites Publikum an.
Grafische Darstellung auf höchstem Niveau
Die Grafik hat seit 1993 einen Riesensprung gemacht. Heute lässt sich auf dem ersten Blick kaum noch unterscheiden, ob auf dem Display ein echtes Fußballspiel läuft oder ein Gamer hier seine Träume verwirklicht. Der Fußballplatz gerät aus verschiedenen Winkeln ins Blickfeld, es gibt aufregende Kamerafahrten, Panorama- und Detailbilder, Großaufnahmen von einzelnen Spielern in Action. Das alles wirkt im Zusammenspiel fast so, als sei ein ganzes Kamerateam an Ort und Stelle mitsamt Regisseur, der die verschiedenen Aufnahmen effektvoll zusammenstellt. Alles ist dreidimensional und flüssig bewegt, jeder Spieler bringt seine eigene, unverwechselbare Persönlichkeit mit. Allerdings wirken ihre Gesichter und Körper noch immer ein wenig zu glatt, um tatsächlich "echt" zu sein. Jubeln, hüpfen, sich aufregen und fluchen können sie allerdings wie reale Menschen – und darauf kommt es schließlich an, oder nicht?
Die Entwickler schlugen den Weg zur realistischen grafischen Darstellung auffällig früh ein. Für FIFA 97 holten sie sich David Ginola in Studio, der französische Fußballspieler hatte zum damaligen Zeitpunkt gerade seinen Wechsel zu Newcastle United in die Premier League vollzogen. Er zierte auch das Cover dieser Ausgabe, doch hinter den Kulissen leistete er einen noch viel prägenderen Beitrag. Per Motion-Capturing wurden seine Bewegungen digitalisiert und auf die virtuellen Kicker übertragen. Die Spieler selbst wurden zum ersten Mal überhaupt aus Polygonen, also dreidimensionalen Vielecken konstruiert, für maximale Dynamik. Ganz nebenbei führten die Spiele-Designer mit FIFA 97 auch Hallen-Matches ein, mit deutlich weniger Spielern, einem engen Platz mit Bande und hoher Torfrequenz.
Auch der Sound muss stimmen: FIFA 98 setzt Akzente
Neben der Grafik ist es immer auch der Sound, der den User animiert, viele Stunden an seinem Spiel zu verbringen. Mit FIFA 98 ergriff Electronic Arts erstmals die Gelegenheit, Lizenzmusik einzuspielen und damit das Game kräftig zu "rocken". Sechs verschiedene Lieder nahmen die Entwickler mit an Bord, darunter auch der inzwischen zum Kulthit gewordene Song 2 der Britpop-Band Blur. Welchem alten Spielerhasen, der schon im letzten Jahrtausend FIFA zockte, klingt dieses Lied nicht noch heute in den Ohren? Damals traf EA auch die Entscheidung, ihrem Spiel mehrere Cover-Bilder zu verleihen, immer angepasst an das jeweilige Land, in dem es erschien. Für Deutschland wählten die Gaming-Spezialisten Andreas Möller aus, während der ebenfalls angesagte Lothar Matthäus aus der Schmollecke zusehen musste. FIFA besaß damals schon ein derartiges Renommee, dass es den Fußballstars eine Ehre war, für dieses Spiel Gesicht zu zeigen.
Mit FIFA 16 kam die längst fällige Revolution: Jetzt durften nicht mehr nur männliche virtuelle Fußballer den Ball jagen, sondern auch Fußballerinnen kamen zum Zug. Zwölf Damen-Nationalmannschaften standen am Start, darunter auch die von Deutschland, England, Frankreich, den USA und Spanien. Die amtierenden Weltmeisterinnen stammten zu jenem Zeitpunkt aus Japan, sie erhielten trotzdem keinen Zutritt zur virtuellen Soccer-Welt. Doch in den Folgejahren wuchs die Zahl der Mannschaften deutlich an, nur eines ist bis heute geblieben: Frauen-Teams treten nicht gegen die Männer an. Auch nicht im Rahmen von Freundschaftsspielen.
Mit FIFA tauchen Fußballfans tief ins Geschehen ein
Echte Fußballfans hatten schon immer die Tendenz, mit ihrem Sport zu verschmelzen. Die Identifikation mit der eigenen Lieblingsmannschaft geht manchmal sogar so weit, dass sie beinahe jeden Bereich des Lebens berührt. Mit der FIFA-Spieleserie existiert eine weitere Option, ganz tief ins Geschehen zu tauchen, eigene Fußballwelten zu kreieren oder das aktuelle Geschehen auf eigene Weise Revue passieren zu lassen. Das macht diese Games so interessant, die ganz folgerichtig jedes Jahr in den Bestsellerlisten auftauchen. Im Grunde hat Electronic mit diesem Projekt eine Gelddruckmaschine entworfen, die jedoch immer auf dem neusten Stand bleiben muss, um die Zielgruppe bei der Stange zu halten.