Salzburg: Fischotter bedroht ökologische Vielfalt
Foto: Land Salzburg / Franz Neumayr
„Günstiger Erhaltungszustand“ längst erreicht / Große Schäden und hohe Kosten in Fischzuchtanlagen / Gefährdete Fischarten bedroht
(HP) Der Fischotter hat das Bundesland Salzburg, seit er in den 1990er Jahren erstmals wieder gesichtet wurde, sowohl im Alpenvorland als auch in alpinen Lagen gut besiedelt. Fischzuchtanlagen, wie jene des Fischereivereins Hallein, erlitten durch ihn enorme Schäden und mussten ihre Fische mit unverhältnismäßigem Aufwand vor dem Wasserraubtier schützen. Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek machte sich persönlich ein Bild von der angespannten Situation.
Auf den ersten Blick ist es eine Idylle: Die Fischteiche reflektieren die Frühlingssonne und Fische ziehen ihre Kreise unter der Wasseroberfläche. Allerdings wurden die Tiere in der Fischzuchtanlage Gamperlacke in Hallein in den vergangenen Jahren vom Fischotter nahezu ausgerottet. Auch die gefährdete heimische Äsche, die dort nachgezüchtet wurde. „Das ist nicht nur ein lokales Problem, der Otter ist mittlerweile im ganzen Bundesland gut verbreitet und jedes Gewässer kann nicht mit einem riesigen Aufwand vor ihm geschützt werden“, so Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek beim Lokalaugenschein.
Svazek: „Maßnahmenbündel ist in Arbeit.“
Der Fischotterbestand hat sich von 2016 bis zur letzten Zählung 2021 in Salzburg auf 261 Tiere verdoppelt – sein Lebensraum ist quasi ausgeschöpft. „Das Raubtier gefährdet im Bundesland nicht nur Zuchtfische, wo er enormen wirtschaftlichen Schaden anrichtet. Es dezimiert auch gefährdete heimische Fischarten. Nur mit Zäunen können wir dieses Problem nicht lösen. Der durch die Europäische Union verordnete Natur-und Artenschutz steht sich hier selbst im Weg“, so Svazek und sie ergänzt: „Wir erarbeiten gerade eine dauerhafte Lösung zum Schutz des Fischbestandes. Auch die Erweiterung der Maßnahmengebietsverordnung wird eines der Instrumente dafür sein.“
„Günstiger Erhaltungszustand“
Eine Studie der Universität Graz belegte schon im Jahr 2021, den für die EU-Richtlinie zum Schutz gefährdeter Arten relevanten „günstigen Erhaltungszustand“ des Fischotters in Salzburg. Die Zunahme von 27 auf 132 Fischotter in den Jahren von 2009 bis 2016 zeigte den stetigen Aufwärtstrend, der im Jahr 2021 auf 261 ermittelte Tiere weiter fortgesetzt wurde. Umgerechnet gab es 2021 einen Fischotter pro 4,2 Flusskilometer. „Wir rechnen mit einer weiteren Zunahme der Tiere und damit auch mit dem Druck auf die heimische Fauna in den letzten Jahren“, so Svazek.
Deutenhauser: „Äschenzucht nicht mehr möglich“
Der Fischereiverein Hallein, der in der Gamperlacke nicht nur die Bachforelle züchtet, sondern bis 2019 auch eine Nachzucht für die gefährdete heimische Äsche betrieben hat, bekam die Natur des Fischotters besonders deutlich zu spüren. „Die Äschen von denen wir den Rogen zur Nachzucht verwendet haben, wurden ab 2019 vom Fischotter nach und nach getötet. Das ganze Projekt liegt seither brach. Diese Teiche, ebenso wie den Bereich mit den Forellen, einzuzäunen wäre nicht finanzierbar für uns. Ohne Maßnahmen gegen den Fischotter ist ein neuerlicher Aufbau der Äschenzucht hier nicht möglich“; so Bezirksfischermeister und Leiter der Fischzucht Manfred Deutenhauser.
Einen Kilometer Zaun gegen Fischotter
Zum Schutz der Forellenzucht errichtete der Fischereiverein in Eigenleistung einen rund einen Kilometer langen, in die Erde eingegrabenen Wildzaun. „Mit den tausenden ehrenamtlichen Arbeitsstunden und den Materialkosten sind uns dabei Kosten von rund 200.000 Euro entstanden. Also wirtschaftlich ist das keinesfalls“, so Deutenhauser. Für ihn und die rund 700 Mitglieder des Vereins ist die Fischzucht eine Herzensangelegenheit. „Wir wollen das für kommende Generationen erhalten“, so Deutenhauser.
Ökologische Vielfalt gefährdet
Fischotter nutzen neben den Fischen in den Fließgewässern auch jene in den Fischteichen, Zuchtbetrieben und Aquakulturen. „Nicht alle lassen sich schützen. Meist ist auch der finanzielle Aufwand wirtschaftlich nicht darstellbar. Nur ein ausgewogenes Bestandsmanagement kann sicherstellen, dass wir die ökologische Vielfalt der heimischen Gewässer auch in Zukunft wahren können“, betont Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek. Für sie ist es durchaus denkbar, dass der Fischotter in der mit dem Jahreswechsel anstehenden Erneuerung der Maßnahmengebietsverordnung berücksichtigt wird.
Quelle: Land Salzburg