Wien: Forschungsschwerpunkt - 3,6 Mio. € für Digitalen Humanismus

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Wien

28 Mai 11:00 2021 von Redaktion International Print This Article

WWTF-Digital Humanism Call 2020 fördert neun interdisziplinäre Forschungsprojekte

Der vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds WWTF im Herbst 2020 ausgeschriebene Call Digital Humanism fördert neun stark interdisziplinär geprägte Forschungsprojekte, die sich mit Sozialen Netzwerken, Fragen der Demokratiepolitik oder dem Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Pflege beschäftigen. Der Call mit einem Gesamtvolumen von insgesamt 3,59 Mio. € wird gemeinsam aus Eigenmitteln des WWTF sowie Mitteln der Stadt Wien finanziert; zwei Projekte werden darüber hinaus vom Land Niederösterreich ko-finanziert.

„Wien soll Digitalisierungshauptstadt werden und braucht dazu Forschung auf höchstem Niveau. Für uns steht im Vordergrund, dass der Weg der Digitalisierung von zivilisiertem Dialog, inklusiver Entwicklung, rechtsstaatlichen Prinzipien und Schutz der Schwächeren getragen ist.“ Mit dieser Ansage gibt Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler die Richtung für den Digitalen Humanismus vor: „Die Umwälzungen durch Plattformökonomie und Big Data dürfen nicht dazu führen, dass Demokratie, Fairness, Standards und das Miteinander gefährdet werden. Es braucht daher die Unterstützung der Entwicklung kreativer Ideen, die auch im digitalen Zeitalter den Menschen in den Mittelpunkt rücken.“

Stefan Gara, Sprecher für Wissenschaft & Forschung der NEOS Wien fügt hinzu: „Wie Beziehungen zwischen Menschen und digitalen Maschinen zukünftig gestaltet werden, ist eine Schlüsselfrage der ‚Digitalen Moderne‘. Die ausgewählten Forschungsprojekte zum Digitalen Humanismus sind ein wichtiger Beitrag, um nachhaltig Wissen aufzubauen und die internationale Themenfu?hrerschaft Wiens in diesem Bereich zu etablieren. Unsere Universitäten und Forschungseinrichtungen leisten hier einen wichtigen Beitrag. Aber auch die Politik ist gefordert, sich mit den wesentlichen Fragen neuer gesellschaftspolitischer Rahmenbedingungen, Wertehaltungen und Grundrechte in Zusammenhang mit Digitalisierung zu beschäftigen."

Ein wichtiges Element der Initiative des Digitalen Humanismus in Wien ist die großflächige Ermöglichung von interdisziplinärer Forschung: Die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften müssen von Grund auf mit den Computerwissenschaften gemeinsam an neuen Theorien, Ansätzen und Lösungsmöglichkeiten arbeiten. Das garantiert der aktuelle Projekt-Call des WWTF. „Die Wiener Community ist sehr breit aufgestellt und das rege Interesse an unserem Call freut uns sehr“, so Michael Stampfer, Geschäftsführer des WWTF.

Insgesamt wurden 99 Kurzanträge beim WWTF eingereicht. Eine international renommierte achtköpfige Jury unter dem Vorsitz von Prof. Sally Wyatt (Universität Maastricht, Niederlande) hat auf Basis einer weltweiten Fachbegutachtung neun Projekte mit einem Gesamtvolumen von 3,59 Millionen € zur Förderung empfohlen. Die Förderhöhe der ausgewählten Projekte bewegt sich zwischen € 350.000 und € 450.000 mit einer Projektlaufzeit von drei bis vier Jahren.

„Mit der Ausschreibung und den geförderten Projekten wird die lange Tradition fortgesetzt, Wien als Stadt für alle lebenswert zu gestalten. Das muss auch im Digitalen Zeitalter gelten und dabei haben wir zwei große Aufgaben: Wir müssen auf unser Miteinander aufpassen und wir müssen die Chancen der Digitalisierung nutzen“, so WWTF-Präsident Michael Häupl.

Fünf Forschungsteams der Universität Wien, zwei Gruppen unter Leitung des Complexity Science Hubs (CSH) und jeweils ein Projekt an der Technischen Universität Wien und der MODUL Universität Wien wurden prämiert. Alle Projekte zeichnen sich dadurch aus, dass ForscherInnen aus den GSK eng mit InformatikerInnen kooperieren, um gemeinsame Lösungsansätze zu entwickeln. Besonders hervorzuheben ist, dass die Projekte meist von jüngeren WissenschaftlerInnen getragen werden bzw. der hohe Anteil von Frauen in den wissenschaftlichen Kernteams der Projekte.

Die geförderten Projekte im Detail

Vier Projekte beschäftigen sich mit Aspekten von Social Media und Online Foren:

Das Projekt unter der Leitung von Prof. Sophie Lecheler (Universität Wien) geht auf die Probleme toxischer Sprache in Sozialen Medien ein und untersucht die Effekte auf politisches Vertrauen und Beteiligung. Das Projekt von Prof. Ulrike Zartler (Universität Wien) versucht, Strategien des Counter Speech in Online-Foren zu entwickeln. Dr. Hanna Metzler (Complexity Science Hub) widmet sich der Frage von Emotion und Fehlinformationen in Sozialen Medien. Die Frage von Algorithmen und den Vorurteilen, die in diesen eingebaut sind, steht im Zentrum des Projekts von Dr. Fariba Karimi (Complexity Science Hub).

Zwei Projekte beschäftigen sich mit den Auswirkungen von Digitalisierung im Arbeitskontext:

Prof. Jörg Flecker (Universität Wien) erforscht mit seinem Team Chancen und Risiken von Selbstoptimierungstools in Arbeitsumgebungen. Dr. Martin Kampel (TU Wien) und sein Team setzt sich mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Pflege auseinander.

Transparenz in der Kommunikation komplexer Sachverhalte und die Rolle der Digitalisierung dabei ist das Thema zweier weiterer Projekte:

Das Projekt unter der Leitung von Prof. Sebastian Tschiatschek (Universität Wien) erforscht die gesellschaftlichen Folgewirkungen durch intelligente und komplexe Modelle, die zunehmend für Entscheidungsprozesse herangezogen werden. Beispiele dafür sind der AMS-Algorithmus oder Simulationsmodelle zu COVID. Ziel ist es, solche Modelle transparenter und erklärbar zu machen. Prof. Torsten Möller (Universität Wien) und sein Team beschäftigen sich mit Visualisierungen, die immer häufiger eingesetzt werden, um auf Daten basierende Sachverhalte zu kommunizieren.

Das neunte Projekt beschäftigt sich mit der Messung der Lebensqualität:

Das Vorhaben unter der Leitung von Prof. Arno Scharl (MODUL Privatuniversität Wien) hat einen expliziten Wienfokus: Wien wurde wiederholt als die lebenswerteste Stadt der Welt ausgezeichnet und dafür ist das Wohlbefinden der Bevölkerung ein entscheidender Indikator. Um dieses zeitnahe zu erheben, sollen traditionelle Indikatoren, die meist mittels Umfragen erhoben werden, durch eine digitale, AI-basierte Auswertung vorhandener Daten ergänzt werden.


Quelle: Stadt Wien



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