Freiwillig am Bauernhof: Zeit schenken und Neues erfahren
Foto: Maschinenring/Günther Linshalm
Foto: Maschinenring/Günther Linshalm
Linz an der Donau (OTS) - Freiwillig am Bauernhof vermittelt interessierte und engagierte Personen auf Bauernhöfe in der Steiermark, in Tirol und Vorarlberg, um Bauernfamilien in Zeiten von Arbeitsspitzen zusätzliche Hilfe zu bieten. Gleichzeitig bekommen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer einen Einblick in die vielfältige Arbeit von landwirtschaftlichen Betrieben.
Ob bei der Heuernte, der Almpflege, der Stallarbeit oder der Obstverarbeitung – gerade in den Sommermonaten gelangen auch Bauernfamilien, in denen alle zusammenhelfen, mit ihren verfügbaren Arbeitskräften oft an die Grenzen. Gleichzeitig suchen nach mehr als einem Jahr „Corona-Ausnahmezustand“ viele nach einer sinnstiftenden Auszeit vom Alltag. Freiwillig am Bauernhof – seit 2015 in Tirol, seit 2020 in der Steiermark und in Vorarlberg – kümmert sich darum, potenzielle Helfer und Bauernfamilien zusammenzubringen.
Freiwillig am Bauernhof in Zeiten der Pandemie
Bereits das vergangene Jahr stellte das Team von Freiwillig am Bauernhof vor große Herausforderungen. Fixierte Einsätze mussten aufgrund von geschlossenen Grenzen verschoben werden, Helfer durften nicht einreisen, Verordnungen änderten sich quasi im Wochentakt – trotzdem ziehen die Verantwortlichen eine positive Bilanz:
„In der Steiermark konnten wir trotz Corona Pandemie im ersten Jahr bereits 10 erfolgreiche Vermittlungen durchführen, auch in Vorarlberg fanden erste Einsätze statt. In Tirol – hier kommen die meisten Helfer aus Deutschland – wurden mehr als 500 Einsätze vermittelt, obwohl wir damit erst im Juni starten konnten“, so Christian Angerer, Obmann Freiwillig am Bauernhof Tirol und Bundesobmann Maschinenring Österreich.
Auch in diesem Jahr stellt sich die Situation ähnlich dar: Das Interesse ist groß, erste Vermittlungen konnten jedoch nur für Helfer aus Österreich erfolgen, für Helfer aus Deutschland werden jetzt die ersten Plätze vermittelt.
Daheim helfen
Neben den mehrtägigen Einsätzen gibt es auch die Möglichkeit von tage- oder sogar stundenweisen Einsätzen. Flexible Hilfe braucht es beispielweise, wenn das Heu noch schnell eingebracht werden muss oder auch bei der Almpflege: „Hier gab es im Sommer 2020 spürbar mehr Interesse – viele Einheimische sind im Sommer daheimgeblieben und haben eine sinnvolle Beschäftigung gesucht. Wir würden uns natürlich freuen, wenn auch heuer wieder viele Freiwillige den heimischen Bauern helfen und so Regionalität gelebt wird“, so Angerer weiter.
Willkommene Auszeit für Freiwillige
Die Helfer kommen aus allen Berufsgruppen und Altersschichten – vom Studenten über den Sozialarbeiter oder Lehrer, Handwerker, Rechtsanwalt und Tierarzt bis hin zum Pensionisten reicht die Palette.
Wie bereichernd ein Einsatz sein kann, beschreibt Gabriele Czerny aus Absam, die im letzten Jahr auf dem Schallharthof von Familie Kerscher in Fritzens mitgeholfen hat: „Ich bin froh, dass ich Freiwillig am Bauernhof entdeckt habe, um so auch aus einem völlig anderen Beruf die Möglichkeit zu haben, die vielen Tätigkeiten auf einem Bauernhof kennenzulernen. Nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag im Freien zu sehen, was man gemeinsam geleistet hat, macht zufrieden und glücklich“, erzählt die Psychotherapeutin, die in einer Gemeinschaftspraxis in Innsbruck tätig ist. „Dadurch, dass man direkt in die Familie aufgenommen wird, bekommt man authentische Einblicke in den arbeitsreichen Alltag am Hof und bleibt sich auch nach dem Einsatz verbunden. Meine Erfahrung hat jedenfalls meinen Blickwinkel auf Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion verändert. Ich hoffe auch, dass ich einen kleinen Beitrag am Hof leisten konnte und freue mich auf weitere Einsätze“, so Czerny weiter.
Reinhard Leiter vom steirischen Biohof Greiml in Wald am Schober freut sich über die Helfer: „Wenn Freiwillige zu uns kommen, ist das immer eine gute Erfahrung. Sie lernen alle Seiten von unserem Hof kennen – Hühner, Schafe, Rinder, Bienen – und bekommen dafür Verpflegung und eine Unterkunft. Wir geben unser Wissen gerne an die Freiwilligen weiter, die ja selbst oft gar keinen landwirtschaftlichen Hintergrund haben. Umso mehr freut es uns, dass eine Dame über Freiwillig am Bauernhof schon zwei Mal bei uns am Hof mitgearbeitet hat.“
Wie funktionierts?
Jeder zwischen 18 und 75, der motiviert und fit ist und die nötige Flexibilität mitbringt, um auf einem Bauernhof mithelfen zu können, kann sich beim Verein Freiwillig am Bauernhof melden. Der vom Maschinenring gegründete Verein übernimmt die Vermittlung der Interessierten auf einen passenden Hof und sorgt auch dafür, dass die Helfer unfallversichert sind. Die Helfer arbeiten gegen Kost und Logis auf den Betrieben mit und erhalten während der flexiblen Einsatzdauer einen direkten Einblick in den Alltag auf dem Bauernhof.
Aktuelle Zahlen
Einsatzbauernhöfe: Steiermark 29, Tirol 126, Vorarlberg 5
Freiwillige: Steiermark 34, Tirol 797, Vorarlberg 4
Kontakte für einen Einsatz:
Steiermark: [email protected]
Tirol: [email protected]
Vorarlberg: [email protected]
Weitere Infos: www.freiwilligambauernhof.at
Über den „Maschinenring Cluster zur Förderung der agrarischen Kooperation“
Ziel des Maschinenring-Clusters ist, die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Landwirtschaft über gemeinsame Wirtschafts- und Innovationstätigkeiten am Land zu stärken. Er will die Zusammenarbeit mittels Maßnahmen zur Vernetzung, zur Nutzung von gemeinsamen Anlagen und Ressourcen und zum Wissens- und Informationstransfer ausbauen. Durch Effizienzsteigerung, Optimierung und Professionalisierung der Zusammenarbeit der einzelnen landwirtschaftlichen Betriebe sowie der Maschinenringe sollen ökonomische Wettbewerbsvorteile, Kosteneinsparungen und Kostenvorteile generiert werden. Alle Cluster-Projekte leisten einen positiven Beitrag zur Ernährungsicherheit. Sie haben einen positiven Effekt auf den Boden-, Erosions- und Wasserschutz, auf den Umwelt- und Klimaschutz und die Erhaltung der Vielfalt und Ökologie unserer Landschaft. Denn diese sind die Basis einer gesunden, zukunftsorientierten, wettbewerbsfähigen Landwirtschaft und landwirtschaftlichen Produktion. Der Maschinenring Cluster steht allen österreichischen Landwirt/innen offen. Unterstützt wird er mit Mitteln von Bund, Ländern und Europäischer Union. www.maschinenring.at/cluster
Quelle: OTS