Fritz-Csoklich-Demokratiepreis vergeben: „Die friedliche Antwort auf Gewalt“
Foto: Mirjam Reither
Die heurigen Preisträgerinnen sind drei Kämpferinnen der politischen Opposition in Belarus.
Wien/Graz (OTS) - Styria Media Group, Kleine Zeitung, „Presse“, FURCHE und Styria Buchverlage übergaben gestern lockdownbedingt ohne Gäste in der Redaktion der Kleinen Zeitung Wien den Fritz-Csoklich-Demokratiepreis an Kämpferinnen der politischen Opposition in Belarus. Swetlana Tichanowskaja und Veronika Zepkalo erhielten die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihren mutigen Kampf gegen Diktator Alexander Lukaschenko. Die dritte Preisträgerin, Maria Kolesnikowa, konnte nicht dabei sein: Sie ist in Einzelhaft in Belarus.
„Seit 2020 stehen Swetlana Tichanowskaja, Maria Kolesnikowa und Veronika Zepkalo an der Spitze der Demokratiebewegung in Belarus. Jenes Land, in dem der letzte Diktator Europas, Alexander Lukaschenko, gerade durch den Einsatz von Migranten als politisches Druckmittel von sich reden macht. Lukaschenko wird von der EU wegen Wahlbetrugs nicht als rechtmäßiger Präsident anerkannt. Im eigenen Land lässt er jede Stimme mundtot machen, die sich gegen ihn stellt“, zeichnet die Jury in ihrer Begründung nach: „Die drei Frauen wurden zum Gesicht des Wandels, sie waren die friedliche Antwort auf die Gewalt.“
In ihrer Laudatio schreibt die weißrussische Schriftstellerin und Übersetzerin Yulya Tsimafeyeva über Swetlana Tichanowskaja, Maria Kolesnikowa und Veronika Zepkalo: „Mutig, mitfühlend, emphatisch, optimistisch, energisch und schön - sie sind die neue Generation der belarussischen Politiker, meine Generation. Sie haben das positive und helle Bild meines Landes in einer Situation geschaffen, in der Belarus nur als ein weißer Fleck auf der postsowjetischen Landkarte galt.“ Die Dankesreden von Tichanowskaja und Zepkalo waren knapp, eindringlich und demütig: Beide betonten, die Ehrung gelte nicht ihnen persönlich, sondern all ihren Landsleuten, die sich furchtlos für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Belarus einsetzen.
„Ich glaube wirklich daran, dass Belarus eine Erfolgsgeschichte werden wird. Gemeinsam werden wir in unserem Land eine Veränderung herbeiführen - durch freie Wahlen. Wir haben wunderbare Leute in Belarus. Nach solch grausamen Erfahrungen werden wir ein neues Belarus bauen - wo Menschen respektiert werden, wo Recht und Ordnung herrscht, wo Menschen sich frei fühlen und ihre Meinung sagen können. Ich bin sehr optimistisch, dass wir das schaffen“, so Swetlana Tichanowskaja.
„Ich werde alles mir Mögliche dafür tun, dass alle politischen Gefangenen in Belarus freigelassen werden, dass mein Land eine Zukunft hat und meine Kinder in einem freien Land aufwachsen können“, betont Veronika Zepkalo auch im Gespräch mit FURCHE-Chefredakteurin Doris Helmberger-Fleckl sowie die Chefredakteure Hubert Patterer (Kleine Zeitung) und Rainer Nowak („Presse“) und Styria-Buchverlage-Geschäftsführerin Elisabeth Stein-Hölzl.
Österreichs Außenminister Michael Linhart betont: „Frauen bilden die Speerspitze der Demokratiebewegung in Belarus. Maria Kolesnikowa, Swetlana Tichanowskaja und Veronika Zepkalo stehen symbolisch für all jene, die unermüdlich die Stimme für Demokratie, Menschenrechte und die Würde jeder und jedes Einzelnen erheben. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit sind eine Inspiration für uns alle und unser gemeinsames Ziel eines unabhängigen, freien, demokratischen und wohlhabenden Belarus.“
Styria-CEO Markus Mair: „Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, demokratische Werte und Demokratiebereitschaft, Aufklärung und Bildung müssen auch das Fundament der Zukunft sein: Ohne sie geht es nicht. Sie bieten eine feste geistige Basis, wie sie auch Fritz Csoklich Zeit seines Lebens ohne Rücksicht auf den jeweiligen Zeitgeist vertreten hat. Fritz Csoklich war ein Vorbild. Nicht minder sind dies die Preisträgerinnen des heurigen Jahres.“
Der Fritz-Csoklich-Demokratiepreis als Kunstwerk wurde auch diesmal von Künstlerin und Kalligrafin Claudia Dzengel gestaltet.
Über den Fritz-Csoklich-Demokratiepreis: Der Preis richtet sich an in- und ausländische Personen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion und Publizistik. Die Preisträger müssen vor dem Hintergrund der wachsenden gesellschaftlichen Polarisierung, der loser werdenden gesellschaftlichen Klammern, der schwieriger werdenden Verständigung, des Zweifelns am Projekt Europa und der wachsenden Nationalismen dazu beitragen, diese Entwicklungen ins Positive zu verändern. Sodass Gegensätze überwunden, physische und geistige Grenzen durchbrochen und damit die Demokratie im Inneren und das Verständnis für das Projekt Europa gestärkt werden.
Jury: Karin Bergmann, frühere Direktorin des Wiener Burgtheaters; Brigitte Bierlein, ehemalige österreichische Bundeskanzlerin; Michael Csoklich, Journalist; Irmgard Griss, ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofes und Bundespräsidentschaftskandidatin; Doris Helmberger-Fleckl, Chefredakteurin „Die Furche“; Helga Kromp-Kolb, Meteorologin und Klimaexpertin; Markus Mair, CEO Styria Media Group; Rainer Nowak, Chefredakteur und Geschäftsführer „Die Presse“; Matthias Opis, Geschäftsführer Styria Buchverlage; Hubert Patterer, Chefredakteur und Geschäftsführer Kleine Zeitung; Manfred Prisching, Soziologe; Eva Schlegel, Künstlerin; Lojze Wieser, Autor; Kurt Wimmer, ehemaliger Chefredakteur Kleine Zeitung.
Quelle: OTS