Wien: Gaál - Kompetenzstelle gegen Cybergewalt bietet Betroffenen Hilfe
Safer Internet Day: Stadt Wien bietet IT-Unterstützung bei Cyberstalking, Cybermobbing und Hass im Netz
Ein Alltag ohne Smartphone und Tablet ist kaum noch vorstellbar, digitale Kommunikation wird immer wichtiger. Unser Leben und unsere Kommunikation verlagern sich immer mehr ins Internet. Das bringt Vorteile, hat aber auch Schattenseiten. Wenn Situationen online außer Kontrolle geraten, sind Frauen immer häufiger mit Cybergewalt konfrontiert. Darunter fallen Cybermobbing, Cyber-Stalking oder „Hass im Netz“.
Im Sommer 2020 wurde daher die Zusammenarbeit zwischen dem 24-Stunden Frauennotruf und den IT-Sicherheitsspezialist*innen der Stadt Wien gestartet und im Rahmen einer Kompetenzstelle gegen Cybergewalt gebündelt. Von der Kompetenzstelle gegen Cybergewalt wurden bisher mehr als 30 Klientinnen betreut – mit mehr als 300 Stunden IT-Unterstützung, Sicherheitsplanung und Beweismittelsicherung.
Das Angebot steht neben dem 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien (01/71719) auch den Klientinnen des Vereins Wiener Frauenhäuser (Beratungsstelle: 5123839) offen. Dabei handelt es sich nicht um eine Beratungsstelle im herkömmlichen Sinn, sondern um die intensivierte Zusammenarbeit in all jenen Fällen, in denen die Beratungsteams des 24-Stunden Frauennotrufs an die Grenzen ihrer technischen Expertise stoßen. Zum „Safer Internet Day“ am 7. Februar unterstreicht die Stadt Wien die Wichtigkeit dieser Einrichtung.
„Cybergewalt ist immer öfter ein Thema. Wir alle verbringen immer mehr Zeit online. Über technische Möglichkeiten verlagert sich Gewalt ins Internet. Die Stadt Wien ist mit der Kompetenzstelle gegen Cybergewalt für Betroffene da. Cybergewalt hat in unserer Stadt keinen Platz“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál. Und: „Die bisherige Bilanz zeigt, dass dieses spezielle Angebot für betroffene Frauen enorm wichtig ist. Die IT-Sicherheitsspezialistinnen und -spezialisten der Stadt Wien arbeiten eng mit dem 24-Stunden Frauennotruf und den Wiener Frauenhäusern zusammen. Wichtig ist: Die Stadt Wien hilft schnell und unbürokratisch“, so Gaál.
„Die zunehmende Digitalisierung bietet viele Chancen, birgt aber auch Schattenseiten. Als Stadt Wien stehen wir mit Einrichtungen wie der Kompetenzstelle gegen Cybergewalt oder auch der Cybercrime Helpline den Wiener*innen aktiv zur Seite. Wir lassen niemanden mit den Gefahren im Netz auf sich alleine gestellt“, so Digitalisierungsstadträtin Ulli Sima. Was ist Cybergewalt?
Cybergewalt tritt in unterschiedlichen Formen auf. Unter Cybermobbing versteht man das wiederholte, absichtliche und meist öffentliche Beleidigen, Bedrohen oder Bloßstellen einer Person über das Internet, soziale Medien oder das Smartphone. Bei Cyberstalking wird eine Person via Internet, SMS, E-Mails oder Nachrichten in sozialen Medien und/oder durch den Einsatz technischer Geräte verfolgt – und das über einen längeren Zeitraum hinweg immer wieder. „Hass im Netz“ zielt darauf ab, eine bestimmte Person oder eine Gruppe von Personen im Netz abzuwerten – etwa über Hasspostings. Täter*innen können Ex-Partner*innen sein – genauso wie Ehepartner*innen, Bekannte, Familienmitglieder, Arbeitskolleg*innen oder Fremde.
„Mit der strukturellen Verankerung der Zusammenarbeit wurde eine Lücke im Opferschutz geschlossen, indem die professionelle Beratung von Frauen, die von Cybergewalt betroffen sind, durch technische Expert*innen unterstützt wird“, erklärt Sandra Heissenberger, Chief Information Security Officer (CISO) in der Abteilung Organisation und Sicherheit der Magistratsdirektion Wien.
Fälle, bei denen die Beraterinnen des 24-Stunden Frauennotrufs bisher die Unterstützung der Expert*innen des WienCERT gesucht haben, waren etwa vermutete Fremdzugriffe auf Smartphones, die Notwendigkeit, Fotobeweise auf einem Smartphone wiederherzustellen oder umfassende Sicherheitstipps, wie technische Geräte geschützt werden können. Die IT-Expert*innen unterstützten bei Sicherheitsplanung, Beweismittelsicherung und weiteren speziellen technischen Fragen.
Die Klientinnen des Vereins Wiener Frauenhäuser haben teils komplexe Fragestellungen an die Kompetenzstelle herangetragen.
Das zeigt etwa ein Fallbeispiel aus dem Bereich der Wiener Frauenhäuser:
Frau O. trennt sich von ihrem körperlich gewalttätigen Lebensgefährten und sucht Schutz in einem Frauenhaus. Der Ex-Lebensgefährte will das Beziehungsende nicht akzeptieren. Er stalkt Frau O. über Telefon und Internet, indem er fortlaufend anruft, Liebesnachrichten schickt, androht Nacktfotos von Frau O. online zu stellen, sollte sie nicht zu ihm zurückkehren. Als der Ex-Lebensgefährte die geschützte Wohnunterkunft und auch ihre neue Arbeitsstelle aufsucht, wird Frau O. aus Sicherheitsgründen angeboten, ihre Geräte von IT-Experten des WienCERT überprüfen zu lassen, da eine Ortung über Ihre Geräte angenommen wird. Die Technik-Expert*innen konnten internetbasierte Schnittstellen zu fremden Geräten ausmachen, welche eine missbräuchliche Standortbestimmung ermöglichen.
Nur bei einem geringen Teil der von Cybergewalt betroffenen Klientinnen wird die Kompetenzstelle hinzugezogen. Bereits davor finden zahlreiche Beratungsgespräche mit den Beraterinnen der jeweiligen Gewaltschutzeinrichtung statt. In einigen Fällen können jedoch spezifische technische Fragestellungen nicht mehr im Rahmen der psychosozialen Beratung abgedeckt werden.
Betroffene von Cybergewalt bekommen Hilfe beim 24-Stunden Frauennotruf (01/71719; www.frauennotruf.wien.at) und bei der Beratungsstelle der Wiener Frauenhäuser (01/5123839).
Quelle: Stadt Wien