Gedankenexperiment: Was hätte eine Abschaffung des Glücksspiel-Monopols in Österreich für Folgen?

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Foto von Chris Liverani auf Unsplash
17 Okt 08:57 2024 von Redaktion International Print This Article

Dass unser nach wie vor gültiges Monopol-System in der Kritik steht, ist natürlich längst keine Neuigkeit mehr. Von verschiedensten Seiten werden seit Langem Stimmen laut, die eine zeitgemäße Anpassung der Gesetzesgrundlagen fordern, um das Geschäft dem modernen Zeitalter anzupassen. Bis dato sind allerdings noch keine Entscheidungen in diese Richtung getroffen wurden und so kommt es, dass die besten Online Casinos in Österreich mit einer Top-Auszahlungsquote sich allesamt auf andere Lizenzen verlassen müssen.

Zuletzt kam erneut Wind in die Sache, als sich die österreichische Vereinigung für Wetten und Glücksspiel (OVWG) erneut für ein Umdenken aussprach und auch Spielsuchtexperten ein Gesuch einreichten, die Handhabung von Glücksspiel neu zu überdenken, um bessere Präventionsarbeit leisten zu können.

Doch wie könnte eine gangbare Lösung aussehen und was würde das Ende des Monopols letztlich mit sich bringen?

Wie gestaltet sich das verfügbare Glücksspielangebot im Detail?

Basierend auf dem hiesigen Glücksspielgesetz (GSpG) sind ausschließlich staatliche Spielbanken zugelassen, die im Besitz einer gültigen Konzession sein müssen. Die Anzahl dieser Konzessionen ist jedoch rechtlich auf ein Maximum von 15 begrenzt, wovon momentan 12 tatsächlich auch in Anspruch genommen werden. Diese betreffenden Häuser sind an folgenden Standorten ansässig: Baden, Bregenz, Graz, Innsbruck, Kitzbühel, Kleinwalsertal, Linz, Salzburg, Seefeld, Velden, Wien und Zell am See.

Verwaltet werden sie allesamt von der Casinos Austria AG, die über ein Tochterunternehmen zudem das nationale Lottowesen betreibt. Ebenfalls per GSpG festgelegt ist die Beschränkung, dass Online-Glücksspiel einzig von konzessionierten Betrieben in Form eines digitalen Ablegers angeboten werden darf. Obwohl damit also theoretisch ein Dutzend Plattformen existieren könnte, reduziert sich die Präsenz im Netz auf den alleinigen Anbieter win2day, der seinerseits somit ebenfalls zur Casinos Austria AG zählt.

Soweit die legal verfügbaren Optionen für Spieler in Österreich. Daneben gibt es an die 30 Unternehmen, die auf der Grundlage von EU-Lizenzen arbeiten, im OVWG vertreten sind und sogar sämtliche Steuern entrichten, um zu verdeutlichen, dass sie seriös arbeiten und eine verlässliche Alternative für Nutzer darstellen.

Da diese Plattformen jedoch nicht offiziell anerkannt sind, unterliegen sie auch keinen festen Qualitätsstandards oder regelmäßigen Kontrollen. Darüber hinaus existiert allerdings noch ein großer Schwarzmarkt, der nicht unterschätzt werden sollte und auf dem freilich auch schwarze Schafe ihr Unwesen treiben und damit eine Gefahr darstellen.

Wo liegen die aktuellen Herausforderungen?

Die große Problematik der vorherrschenden Situation besteht darin, dass es letztlich nur einen alleinigen Lizenznehmer gibt, dem damit unheimlich viel Einfluss zukommt. Zudem handelt es sich ja um ein staatliches System, das heißt, es fehlt hier zur echten Kontrolle eine übergeordnete externe Instanz. Die OVWG will prüfen lassen, ob damit nicht sogar gegen geltendes Unionsrecht verstoßen wird.

Denkbar wäre eine Koexistenz der Casinos Austria zusammen mit weiteren legalen Konkurrenten, denn diesen Big Player vom Markt zu verdrängen dürfte aufgrund der jahrzehntelangen Machtposition unmöglich sein, zumal er aufgrund seines sozialen Engagements hohes Ansehen im Land genießt. Dieses könnte jedoch durch die neuerlichen Negativschlagzeilen großen Schaden erleiden, laut derer der Konzern selbst an illegalen Plattformen beteiligt sein soll.

Ein weiterer Stolperstein entsteht durch die Tatsache, dass die Bewerbungsverfahren für die Neuvergabe von Lizenzen bereits in vollem Gange sind, schließlich werden 6 der insgesamt 12 Konzessionen bereits zum Jahresende 2027 auslaufen. Zwar hat das Parlament noch keine Ergebnisse verlauten lassen, doch wird es wohl schwierig werden, diese laufenden Prozesse abzubrechen.

Was würde sich durch eine Umgestaltung ändern?

Sollte es tatsächlich in absehbarer Zukunft zu einer Marktöffnung kommen, die auch nicht-staatlichen Anbietern den Lizenzerhalt freistellen würde, so könnte sich ein wesentlich fairerer Wettbewerb entwickeln. Indem alle legal agierenden Betreiber denselben Vorgaben hinsichtlich der nötigen Suchtprävention unterworfen wären, ließe sich der Jugend- und Spielerschutz viel eher umsetzen und Werbung für Glücksspiel in gesundem Maß eingrenzen.

Online-Casinos mit einer auf Zypern oder Malta ausgestellten Lizenz könnten sich aus der juristischen Grauzone herausbewegen und das Angebot vergrößern, wodurch der Schwarzmarkt im besten Fall an Bedeutung verlieren würde und man Nutzern stattdessen beim verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Glücksspielangeboten unterstützen könnte.

Zudem müsste man im Zuge einer solchen Reformation auch endlich Sportwetten als Glücksspiel deklarieren, was seither noch nicht der Fall ist, da diese weiterhin als Geschicklichkeitsspiele eingestuft werden. Eine neue Gesetzgebung würde hier zu deutlich höheren Steuereinnahmen für den österreichischen Staat führen, was von politischer Seite sicherlich nicht uninteressant ist.



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