Innsbruck: Gemma Fotos schaug’n?
Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Sammlung Walter Kreutz
Unter dem Titel „Höttinger Familienbilder von den Anfängen der Fotografie bis 1960“ erstellten die OrganisatorInnen Johann Muglach, Martina Herskovits, Christian Lercher und Hanna Fritz in monatelanger Arbeit einen Streifzug durch Höttings Vergangenheit.
von Hanna Fritz
Ins hat’s gfreit, dass es enk gfreit hat!“ So lautete der Tenor nach der ersten erfolgreichen Ausstellungsperiode der „Höttinger Familienbilder“ im August letzten Jahres. Zahlreiche BesucherInnen hatten über einen Zeitraum von vier Tagen die Möglichkeit, in die Vergangenheit ihres Stadtteils einzutauchen und die Geschichte der ein oder anderen VorfahrIn genauer kennenzulernen. Doch nicht nur aus Hötting, auch weit über die Stadtteilgrenzen hinaus kamen Interessierte – manche auch zwei-, oder sogar dreimal. „Weil beim erschtn Mål hun i goa nit all’s dasechn“, lautete dann meist die Antwort auf die Frage nach dem Grund für den mehrmaligen Besuch. Der Andrang war so groß und die Nachfrage so stark, dass das Organisationsteam beschloss, die Ausstellung rund um das heurige Kirchenpatrozinium am 4. und 5. Februar zu wiederholen.
Idee und Zustandekommen
„Fast jeder von euch wird wissen, wie es beim Fotoschauen zu Hause ist, wenn man auf etlichen Bild´ln viele Personen nicht mehr kennt. Dann heißt es: ‚Wia hat do die Oma alm g’sogt, wia hat der oder die g´hoaßen?‘ Aus dieser Situation heraus entstand die Grundidee für diese Ausstellung, nämlich den Leuten auf den alten Fotografien noch einen Namen zu geben, bevor sie niemand mehr kennt bzw. erkennt.“
In diesen Worten beschreibt Organisator Johann Muglach quasi die „Geburtsstunde“ des Projekts „Höttinger Familienbilder“. Bei der Besichtigung der Ausstellung wird deutlich, wie viel liebevolle Arbeit in die Präsentation der Fotos gesteckt wurde. Die OrganisatorInnen bemühten sich in unzähligen Telefonaten, persönlichen Gesprächen und Besuchen, die noch existenten fotografischen Schätze alter Höttinger Familien bzw. von Familien, die längst andernorts wohnen, aber Vorfahren in Hötting haben, zu eruieren und zu sichten. Über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren wurde – mit mehrmaliger corona-bedingter Unterbrechung – ein Fundus von über 3230 Fotos und 175 Sterbebildern zusammengetragen. Davon wird in der Ausstellung knapp ein Drittel gezeigt. Rund 100 Familien werden in der Ausstellung dokumentiert. Die „älteste“ abgebildete Person ist Johann Fischler, der in der Zeit von 1808–1872 lebte. Auf den „jüngeren“ Bildern konnte sich so manche/r Besucher/in auch tatsächlich noch selbst finden. Der „Schnitt“ wurde mit der großflächigen Einführung der Farbfotografie etwa in den 1960er-Jahren gemacht. Material hätte es auch aus der Zeit danach noch genügend gegeben, doch irgendwo muss ein „Schlussstrich gezogen werden“, so das Organisatorenteam. Auf 162 Bildern werden, abseits vom Hauptthema die Themenbereiche Vereine, Alm- und Bauernleben, Doz’n hacken, Goaslschnöll´n und eine kleine Rubrik mit „Allerlei“ gezeigt.
Eine Idee nimmt Form an …
Doch allein mit dem Zusammentragen des Bildmaterials war die Arbeit noch lange nicht getan. Die Fotos wurden abfotografiert oder digitalisiert und Reproduktionen angefertigt, die Originale anschließend wieder an die Familien zurückgegeben –
die Ausstellung zeigt also nur Kopien. Zur Präsentation wurde für jede Familie eine Bildwand angefertigt, auf welcher etwa zehn Fotos Platz haben. Nach einiger Zeit entwickelte sich bei den OrganisatorInnen geradezu eine „Recherche-Euphorie“: So fanden am Schluss nicht nur die interessantesten Bilder Platz auf den Präsentationsplakaten, sondern auch Vulgo- und Hofnamen, Geburts-, Heirats- und Sterbedaten einzelner Personen und die ein oder andere Anekdote – ja bei manchen Familien entstanden geradezu ganze Stammbäume. Einer der schwierigsten Schritte erfolgte danach: Es musste eine Auswahl getroffen werden, welche Fotos tatsächlich gezeigt werden. Viele Bilder oder Informationen wurden quasi in „letzter Minute“ noch einmal ausgetauscht, da weitere Fotos und Daten hinzukamen. Und natürlich wurde auch in der ersten Ausstellung noch der ein oder andere kleine Fehler berichtigt und so manche/r „Unbekannte“ konnte doch noch identifiziert werden. Die Fotosammlung findet im Übrigen nach den beiden Ausstellungen noch weiter Verwendung: Die Trägerplakate sind als Ringblätter konzipiert, die in einem eigens angefertigten Einband Platz finden und anschließend im Pfarrarchiv Hötting sorgfältig aufbewahrt werden, damit der mühsam zusammengetragene „Schatz“ nicht wieder verloren geht.
Öffnungszeiten:
Sa, 4. Februar 14.00-18.00 Uhr
So, 5. Februar ca. 11.00-17.00 Uhr
(nach der hl. Messe)
Ort: Widum der Pfarre Hötting,
Schulgasse 2
Eintritt: freiwillige Spenden
Quelle: Stadt Innsbruck