Salzburg: Georadar-Drohne durchleuchtet Sonnblick-Gletscher

21 Mär 20:00 2025 von Redaktion Salzburg Print This Article

Eis voraussichtlich in 20 Jahren verschwunden / Fehlendes Schmelzwasser lässt Pegel der Gewässer deutlich sinken

(LK) Drei Forscherinnen und Forscher des Salzburger Instituts Georesearch bahnten sich Mitte Februar auf Tourenski den eisigen Weg über das Sonnblickkees. Unter ihnen der (noch) meterdicke Gletscher. Im Gepäck haben sie eine Hightech-Drohne und einen Auftrag des Landes. Sie sollen Daten sammeln, die Rückschlüsse zulassen, wie und ab wann sich das Abschmelzen und Verschwinden der Eismassen auf die Wasserführung der Gewässer im Tal auswirkt.

Die ersten Ergebnisse der angewandten Georadartechnologie sind aufschlussreich und geben zum ersten Mal in Österreich, rechtzeitig zum heutigen Tag der Gletscher und zum morgigen Weltwassertag, tiefe Einblicke in einen sterbenden Eisriesen und die Auswirkungen davon auf lokale und regionale Wasserkreisläufe. „Man kann sich das ein bisschen wie ein Röntgen vorstellen. Das heißt, wir sehen nicht nur die Oberfläche wie bisher, sondern können in den Gletscher hineinschauen. So wie man beim Röntgen halt auch bis auf den Knochen - in dem Fall den Gletschergrund - sieht“, erklärt Anna Siebenbrunner vom Forschungsteam der Georesearch, mit Sitz in Puch/Urstein.

30 Prozent in einem Jahr weggeschmolzen

Die Methodik ermöglicht, dass das Gletscherbett so ähnlich wie ein Flussbett erfasst werden kann und somit das Volumen und das Wasseräquivalent errechenbar sind. Die Berechnungen ergaben, dass die mittlere Dicke des Stubacher Sonnblickkees rund acht Meter ist. An der mächtigsten Stelle, im Bereich Filleckzunge, sind es 27 Meter. Verglichen mit früheren Daten hat der Gletscher allein im vergangenen Jahr rund 3,5 Meter an Dicke verloren - ein Minus von etwa 30 Prozent. Das verbliebene Gletschervolumen beträgt aktuell nur noch 5,35 Millionen Kubikmeter. Das entspricht zirka fünf gedachten Würfeln mit je 100 Metern Kantenlänge.

Wasser fehlt bereits in zehn Jahren

Laut den weiteren ersten Analysen der Expertinnen und Experten wird in zehn Jahren die Gletscherschmelze im Sommer so verschwindend gering sein, dass sie bei der Wasserführung der Salzach keine Rolle mehr spielen wird. „Wenn man etwa den Pegel Mittersill aus dem trockenen heißen Sommer 2003 nimmt, an dem das Schmelzwasser der umliegenden Gletscher im Maximum 70 Prozent betragen hat, dann kann man daraus ungefähr ableiten, dass in Zukunft nach längeren Trockenperioden im Sommer nur mehr 50 Prozent Wasserführung in der Salzach ist“, erklärt Barbara Staudinger vom Hydrographischen Dienst des Landes.

Sonnblick-Gletscher hat nur mehr 20 Jahre

„Alle bisherigen und neuen Daten lassen darauf schließen, dass das Stubacher Sonnblickkees bald vollständig abschmelzen wird. Bereits in einem Jahrzehnt werden nur noch isolierte Eisreste übrig sein – in etwa 20 Jahren könnte der Gletscher endgültig verschwunden sein“, schildert Staudinger das weitere Schicksal des Eisriesen. Bis dorthin wird er aber noch zwischenzeitlich in drei voneinander isolierte Bereiche zerfallen: die Granatspitzzunge im Süden (2,34 Millionen Kubikmeter), die Filleckzunge im Norden (2,28 Millionen Kubikmeter) und die Sonnblickzunge (0,74 Millionen Kubikmeter) in der Mitte.

Schwaiger: „Wichtige Grundlage für weitere Maßnahmen.“

Da die Daten noch sehr frisch sind, ist die Auswertung durch den Hydrographischen Dienst noch nicht gänzlich abgeschlossen. Vielmehr beginnt jetzt erst die detaillierte Analysearbeit. Für Landesrat Josef Schwaiger steht aber bereits fest: „Diese Daten sind eine wichtige Grundlage, um abschätzen zu können, wie der Klimawandel und die Erwärmung das Leben in den alpinen Regionen beeinflussen werden. Anpassungen beim Hochwasserschutz oder der Versorgung mit Grundwasser für die Landwirtschaft könnten die Folge sein. Wir wappnen uns, auch durch den Einsatz innovativer Technologie, bestmöglich, um rechtzeitig und angemessen reagieren zu können.“

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Quelle: Land Salzburg



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