Graz: Gerettet - das Geburtshaus von Alexander Girardi
Nach intensiven Verhandlungen ist es Bürgermeister Siegfried Nagl gelungen, eine Einigung mit dem Eigentümer des Girardihauses, Otto Roiss, zu erzielen. Die Zukunft und der Erhalt des Giradihauses sind damit gesichert.
Im Zuge des Kulturjahres 2020 hat Nagl die Idee geboren, die großen Österreichischen Künstler Robert Stolz, Johann Nestroy und Alexander Girardi wieder zurück in die Erinnerung nach Graz zu holen: "Diese bedeutenden Persönlichkeiten prägten die Grazer Kulturszene wesentlich. Diese Verbundenheit möchten wir durch das Sichtbarmachen ihrer Wohn- und Wirkungsstätten unterstreichen. Das Robert-Stolz-Museum ist bereits beschlossen und wird Ende 2021 in Betrieb genommen. Nun bringen wir das Girardi-Museum auf Schiene!"
Die bewegte Geschichte des Giradihauses
Das Haus in der Leonhardstraße 28 wurde am 23. Juli 1987 unter Denkmalschutz gestellt. In der Österreichischen Kunsttopographie, Band 60, findet sich unter den Kunstdenkmälern der Stadt Graz eine Würdigung.
Viele Grazerinnen und Grazer haben ihre Stimme für den Erhalt des Hauses erhoben. Einige aber fragen sich, was dieses Haus auszeichnet und warum es für die Geschichte der Stadt so große Bedeutung hat. Die Antwort ist in der Stellungnahme des Bundesdenkmalamts nachzulesen:"Das Bundesdenkmalamt sieht gerade in dem vorspringenden Baukörper in Verbindung mit der geringen Gebäudehöhe und dem tiefer liegenden Niveau ein wertvolles und besonders anschauliches Dokument der barocken Vorstadtbebauung, welches sich inmitten der Gründerzeitbauten durch einen speziellen Seltenheitswert auszeichnet.Die Bedeutung des Gebäudes nach dem Denkmalschutzgesetz manifestiert sich daher zunächst im Dokumentationswert für die Geschichte der Stadtentwicklung und Stadterweiterung von Graz, wobei das Objekt als exemplarisches Beispiel der Vorstadtbebauung vor den weitreichenden Bau- und Regulierungsmaßnahmen der Gründerzeit anzusehen ist.
Wesentlich für den Denkmalcharakter des Girardihauses ist auch die innere Gebäudestruktur, die vor allem im älteren vorspringenden Gebäudeteil wichtige Anhaltspunkte für den barocken Ursprung der Bausubstanz (Gewölbe, Holztramdecke) bietet. Dem Objekt kommt daher auch ein Dokumentationswert für historische Bautechniken und -materialien zu.
Zusätzlich ist eine herausragende kulturgeschichtliche bzw. kulturelle Bedeutung als Geburtshaus von Alexander Girardi gegeben. Auf die Gedenkstätte in Zusammenhang mit dem bedeutenden Schauspieler wird an der Fassade durch zwei Gedenktafeln hingewiesen."
Aktueller ProjektstandDas Girardihaus im Inneren bei der letzten Besichtigung© Stadt Graz
Nach einigen Vorgesprächen mit dem Eigentümer, den zuständigen Abteilungen der Stadt Graz (Stadtbaudirektion, Stadtplanungsamt, Bau- und Anlagenbehörde und Abteilung für Immobilien), VertreterInnen des Bundesdenkmalamtes und der Altstadtsachverständigenkommission, fand im Dezember eine Besichtigung der Liegenschaft im Beisein des Eigentümers und eines Expertengremiums, zusammengesetzt aus dem Bundesdenkmalamt, der städtischen Abteilung für Immobilien sowie der GBG Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH, statt.
Im Koalitionsausschuss hat man sich darauf geeinigt, das historisch wertvolle Haus zu erhalten und ein Sanierungskonzept zu erstellen. Das Stück kommt heute aufgrund der Dringlichkeit als Nachtragsstück auf die Tagesordnung des Gemeinderates.
Mittels eines Baurechtsvertrages, welcher über eine Mindestdauer von 35 Jahren abgeschlossen wird, beabsichtigt die Stadt Graz, das Girardihaus in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt allen zuständigen Abteilungen sowie der Altstadtsachverständigenkommission zu sanieren. Angestrebt wird künftig ein Nutzungsmix aus Gastronomie mit Girardi-Museum sowie Büro- und Proberäume für die benachbarte Kunstuniversität Graz. Mit dieser wie auch mit einem Grazer Gastro-Traditionsunternehmen wurden bereits Gespräche geführt.
Bürgermeister Siegfried Nagl liegt die Kultur und die Erhaltung von historisch wertvollen Bauwerken sehr am Herzen: "Die Zukunft des Girardihauses hat in den letzten Jahren vielen Grazerinnen und Grazern, aber auch ganz besonders mir selbst, große Sorgen bereitet. Ich bin daher sehr stolz, dass es gelungen ist, ein Stück unserer Stadtgeschichte zu erhalten und der Bevölkerung zurückgeben zu können. Nach dem erfolgreichen Vertragsabschluss gilt es nun mit voller Energie in die Planungsphase einzutauchen, um ehestmöglich mit der Sanierung beginnen zu können." Der Bürgermeister bedankt sich bei dieser Gelegenheit auch beim Eigentümer für die konstruktive Zusammenarbeit: "Die Besichtigung hat gezeigt, dass sich Herr Roiss in den vergangenen Jahren vorbildlich um die Erhaltung der inneren Gebäudestruktur bemüht hat und auch viel Geld dafür investiert hat."Bürgermeister Stellvertreter Mario Eustacchio: "Was lange währt wird endlich gut! Ein architektonisches Juwel mit besonderer historischer Vergangenheit und Bezug zu einem großen Künstler bleibt Graz erhalten. Es freut mich, dass die gute Zusammenarbeit der einzelnen Abteilungen, so auch der Bau- und Anlagenbehörde, dazu beigetragen hat, diesem Bauwerk neues Leben und alte Bedeutung einzuhauchen."
"Heute ist ein Freudentag mitten im Kulturjahr unserer Landeshauptstadt! Als Stadtrat für Immobilien sowie Kunst und Kultur freue ich mich ganz besonders über die zukünftige gelungene Ergänzung unseres reichhaltigen und vielseitigen Kulturlebens in Graz! In der Agenda 22 habe ich mich für die Erhaltung der Geschichte unserer Stadt, die Erhaltung von wertvollen Kulturgut und Denkmälern eingesetzt - mit dem heutigen Beschluss fixieren wir einen wichtigen und großen Teil unserer festgelegten Vorhaben", ergänzt Stadtrat Günter Riegler.
Landeskonservator Hofrat Christian Brugger betont die Wichtigkeit des Denkmalschutzes: "Als Denkmalpfleger bin ich erleichtert, dass die Stadt Graz das weitere Schicksal des Girardihauses zur Sanierung und adäquaten Nutzung in die Hand genommen hat. Das Geburtshaus Alexander Girardis ist nicht nur kulturhistorisch bedeutsam, sondern erzählt uns in seiner Größe und mit Details wie Gewölben oder Holzdecken auch aus seiner Zeit als barockes Vorstadthaus. Es präsentiert sich als liebenswertes kleines Anwesen inmitten der Gründerzeitbauten, dessen bauliche Qualitäten wir jetzt gemeinsam wieder verstärkt darstellen können. Das Girardihaus wird wohl ein neuer kultureller und künstlerischer Hotspot nahe der Kunstuniversität."
Quelle: Stadt Graz