Graz: Grabungsarbeiten am Grünanger bringen erste Funde
Im Maria-Cäsar-Park laufen archäologisch-wissenschaftliche Grabungsarbeiten
Im Auftrag der Gedenkinitiative Graz-Liebenau werden aktuell Grabungsarbeiten am Areal des Maria-Cäsar-Parks am Grünanger durchgeführt, die erste Funde zutage brachten. Die archäologisch-wissenschaftlichen Grabungen werden durch eine Subvention von Bürgermeisterin Elke Kahr und Finanzstadtrat Manfred Eber ermöglicht.
Im Laufe der vergangenen Jahre und auch bei der Errichtung der Gedenktafel wurden am Grünanger bedeutsame Gegenstände sowie menschliche Überreste gefunden, die den Opfern des Todesmarsches im Frühjahr 1945 bzw. den Insassen des Zwangsarbeiterlagers in Liebenau zuzuordnen sind. Bei Bauarbeiten auf dem Areal waren bereits Archäolog:innen vor Ort, nun wird auch auf einem unberührten Stück des Maria-Cäsar-Parks gegraben. Es sind dies die ersten, die zusätzlich zu den denkmalschützerisch verpflichtenden Grabungen im Zuge von Bauvorhaben veranlasst wurden. Die Arbeiten werden in zwei Etappen durchgeführt, wobei die erste Grube morgen bereits wieder zugeschüttet wird. Danach folgt der zweite Abschnitt. Der Endbericht über die Ausgrabungsarbeiten soll im September vorliegen.
Auf dem insgesamt 56 Quadratmeter großen und ca. 1,80 Meter tief ausgehobenen Areal wurden unzählige genagelte und genähte Schuhsohlen, Porzellanfragmente, Besteck, Medizinfläschchen, Knöpfe und Kämme gefunden. Für Rainer Possert, Obmann der Gedenkinitiative Graz-Liebenau, haben die Funde auch einen emotionalen Wert: "Das sind zum Teil auch persönliche Hinterlassenschaften." Außerdem kam eine Vielzahl an Schneckenhäusern und Rinderknochen zutage. Diese gewinnen besonders im Kontext der Zeitzeugenberichte an Bedeutung. Denn die Inhaftierten und Zwangsarbeiter:innen waren genötigt, Schnecken zu sammeln und diese zu essen und sich an Rinderknochen von Schlachtabfällen zu bedienen, die ein Arbeiter aus der nahe gelegenen Fleischerei auf seinem Heimweg über den Zaun warf.
Die Funde werden von der Gedenkinitiative nun aufgenommen und dokumentiert, die Fundliste wird an das Bundesdenkmalamt übermittelt. Danach werden sie an das GrazMuseum übergeben. Im Jänner und Juni 2022 wurde das Areal am Grünanger auch von Knochenspürhunden durchsucht. Diese markierten noch weitere Stellen, die allerdings nicht archäologisch untersucht werden können, weil diese zum Teil baulich verändert bzw. im Privatbesitz sind. Außerdem wurden auf dem Areal Bäume gepflanzt, zunächst wohl um die Spuren der Lager zu verwischen. Diese stehen heute unter Schutz.
Quelle: Stadt Graz