St. Johann im Pongau: Großeinsatz am Bahnhof aufgrund Gefahrstoffaustritt
Am 22.10.2022 gegen 19:50 Uhr wurden Beamte des BPK St. Johann über die Leitzentrale verständigt, dass es am Bahnhof auf dem Bahngleis 4 (5600 St. Johann) bei einem Güterwagen einer abgestellten Waggonkette (insgesamt 6 Waggons) zu einem Gasaustritt gekommen sei. Der Bahnhof St. Johann wurde großräumig abgesperrt sowie Zufahrtswege für Fußgänger und Fahrzeuge gesperrt und das gesamte Bahnhofsarreal evakuiert. Die Bewohner der umliegenden Gebäude wurden angehalten, die Wohnräumlichkeiten nicht zu verlassen. Von der ÖBB wurde ab 20:09 Uhr ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Im Zuge der Absperrmaßnahmen konnte erhoben werden, dass es sich bei dem austretenden Gefahrstoff um Methylacrylat UN 1919 handelt und dieser Stoff hoch entzündlich und gefährlich sei. Durch Gefahrstoffexperten der Feuerwehr St. Johann, Schwarzach und Bischofshofen konnte eruiert werden, dass die Dämpfe des flüssigen Gefahrstoffs aufgrund einer defekten Dichtung aus dem Deckel, welcher sich im Dachbereich des Waggons Nr. 3 befand, austraten. Alle 6 Waggons wurden von den Kräften der Feuerwehr unter Verwendung spezieller Schutzausrüstung auf ihre Dichtheit überprüft und die undichte Stelle am Waggon Nr. 3 provisorisch abgedichtet. Anschließend wurde die gesamte Waggonkette am 23.10.2022 gegen 04:00 Uhr in einen unbewohnten Bereich nach St. Veit/Schwarzachmaut verbracht. Ein Geschäftsführer der betroffenen Firma war ebenfalls vor Ort und veranlasste weitere Abdichtungsmaßnahmen. Am 24.10.2022 wird diese Waggonkette über Schiene nach Deutschland überstellt werden.
Personen wurden durch den Gasaustritt nicht verletzt. Der Großeinsatz konnte am 23.10.2022 um 00:57 Uhr beendet, die Straßensperren aufgehoben und der Bahnhof wieder für den Schienenverkehr freigegeben werden. Vor Ort waren an dem Einsatz rund 100 Einsatzkräfte der Feuerwehr, der Polizei und Rettung sowie ein Chemiker der Salzburger Landesregierung und der Einsatzleiter der ÖBB tätig.
Update der Feuerwerhr:
St. Johann im Pongau, 22.10.2022 - Nach dem Gefahrguteinsatz am Bahnhof St. Johann im Mai diesen Jahres trat dort Samstag Abend, kurz vor 20:00 Uhr, erneut Methylacrylat aus einem Eisenbahnwaggon aus; allerdings in wesentlich geringerer Menge als im Mai. Außerdem war dieses Mal bereits bei der Alarmierung klar, dass es sich beim austretenden Stoff um Methylacrylat handelt. Methylacrylat ist ein leicht entzündlicher, stark reizender Stoff, findet in der Kunststoffindustrie Verwendung und besitzt einen stechenden Geruch.
Der Zug war im Bahnhof St. Johann abgestellt. Ein Bahnmitarbeiter bemerkte den charakteristischen Geruch und verständigte die Einsatzkräfte. Neben der Feuerwehr St. Johann wurden auch die Feuerwehren Schwarzach (Stützpunkt Gefahrgut Pongau) und Bischofshofen (Stützpunkt Atem- und Körperschutz Pongau) alarmiert. Zunächst wurden der Bahnhof geräumt und der Zugverkehr unterbrochen. Die Bewohner der unmittelbaren Nachbarschaft wurden aufgefordert in ihren Häusern zu bleiben und die Fenster geschlossen zu halten. Evakuierungsmaßnahmen wie beim Einsatz im Mai waren nicht erforderlich, da offensichtlich eine wesentlich geringere Menge ausgetreten war und es außerdem komplett windstill war. Des weiteren wurden die Straßen und Wege im Umkreis der Einsatzstelle durch Feuerwehr und Polizei abgesperrt.
Nachdem die Oberleitung freigeschalten war, ging ein Trupp unter Schutzstufe 3 vor, um die Austrittsstelle zu lokalisieren. Diese konnte schnell im Bereich eines Domdeckels ausgemacht werden, sicherheitshalber wurden aber auch noch die restlichen Waggons kontrolliert.
Inzwischen war auch der Landeschemiker an der Einsatzstelle eingetroffen. Die Messwerte wurden mit diesem besprochen und das weitere Vorgehen abgestimmt. Außerdem wurde ein Mitarbeiter der für den Zug verantwortlichen Eisenbahngesellschaft angefordert. Die Feuerwehren führten währenddessen weiter Messungen durch.
Schließlich wurde der Domdeckel provisorisch abgedichtet. Dazu wurden mit Wasser getränkte Absorbermatten um den Rand des Domdeckels gelegt. Bei den anschließenden Messungen konnte kein nennenswerter Stoffaustritt mehr festgestellt werden. Der Zug wurde anschließend aus dem dicht besiedelten Stadtbereich gebracht und an etwa der selben Stelle abgestellt wie bereits der Waggon im Mai. Dort wird der betroffene Waggon nun durchgehend durch einen Mitarbeiter der verantwortlichen Eisenbahngesellschaft überwacht. Sollte am Sonntag erneut ein Stoffaustritt messbar sein, werden bereits angeforderte Spezialisten versuchen den Domdeckel vor Ort abzudichten.
Die rund 100 Einsatzkräfte konnten gegen 1:30 Uhr wieder einrücken.
Quelle: LPD Salzburg, VI Stefan Hafner,