Wien: Haus der Musik: Neue Installation „Beethovens Hörverlust“
Ab sofort im Beethoven Raum im Haus der Musik erlebbar
Ein halbes Leben hatte Ludwig van Beethoven mit einem schlimmer werdenden Verlust seines Gehörs zu kämpfen. In den letzten Jahren seines Lebens konnte er seine Musik und die Welt um ihn herum gar nicht mehr akustisch wahrnehmen. In der neuen Installation im Haus der Musik, einem Museum der Wien Holding, erleben die Besucher*innen die Stationen eines Leidensweges, bei denen man auch in der Musik das schwere Los des großen Komponisten wiederzufinden meint.
Die neue Installation bietet insgesamt drei Säulen, an denen Besucher*innen alles über Beethovens Hörverlust erfahren können. Jede Säule ist mit einem Touchscreen ausgestattet, an dem die (Leidens-)Geschichte Beethovens abgerufen werden kann – sowohl in schriftlicher als auch in animierter Form. Auch die medizinischen Hintergründe seiner Erkrankung werden beleuchtet. Auf einem Zeitstrahl kann anhand von Hörbeispielen Beethovens Hörverlust miterlebt werden. Dabei wird auch gezeigt wie Beethoven heute, mit der Hilfe eines Implantats, gehört hätte. Daher sind in den Säulen auch Hörimplantate ausgestellt.
Denn Ludwig van Beethovens Pech war es, zu früh geboren worden zu sein. Heute müsste sich der berühmte Musiker mit seinem Schicksal nicht mehr abfinden. Er könnte dank modernster implantierbarer Hörlösungen hören. Ein Leben lang. So erfährt man im Haus der Musik auch mehr über die herausragenden medizintechnischen Möglichkeiten für Menschen mit höchstgradigem Hörverlust!
Die neue Installation entstand in enger Zusammenarbeit mit dem österreichischen Familienunternehmen MED-EL, das weltweit führend in der Entwicklung innovativer Lösungen für Hörverlust ist, darunter auch Cochlea-Implantate. Mehr als 200.000 Menschen rund um den Globus können dank dieser Systeme wieder hören. Beethovens Leiden
Beethoven war bereits Ende 20 schwerhörig. Die letzten neun Jahre seines Lebens war er völlig taub – ein tragisches Schicksal für den hoch begabten Musiker und Komponisten. 1801, im Alter von 31 Jahren, schildert Beethoven seine Symptome: Schwerhörigkeit mit Hochtonverlust und Sprachverständlichkeitsverlust, quälende Ohrgeräusche (Tinnitus), Verzerrungen (Recruitment) und Überempfindlichkeit für Schall (Hyperakusis).
„Seit zwei Jahren fast meide ich alle Gesellschaften, weil’s mir nun nicht möglich ist, den Leuten zu sagen: ich bin taub. Hätte ich irgendein anderes Fach, so ging’s noch eher; aber in meinem Fach ist das ein schrecklicher Zustand.” (Beethoven in einem Brief an Franz Gerhard Wegeler im Juni 1801.) Um Beethovens Schwerhörigkeit und spätere Taubheit zu verstehen, muss man wissen, wie das Ohr funktioniert. Das Ohr ist das empfindlichste und schnellste Sinnesorgan des Menschen. Zeitlich können mehr als 1000 hintereinander auftretende Ereignisse pro Sekunde aufgelöst werden. Ein Schallsignal führt dazu, dass der Steigbügel im Mittelohr vibriert, wodurch im flüssigkeitsgefüllten Innenohr eine Welle erzeugt wird – die sogenannte „Wanderwelle“. Diese wandert durch das Innenohr, strandet abhängig von der Tonhöhe an verschiedenen Punkten entlang der sogenannten „Gehörschnecke (Cochlea)“, und reizt an dieser Stelle einige bestimmte Haarzellen. Bei hohen Tönen strandet sie am Anfang, bei mittleren in der Mitte und bei tiefen Tönen am Ende der Gehörschnecke. Diese Haarzellen dienen grundsätzlich dazu, den Schall in Nervenimpulse umzuwandeln, welche an das Gehirn weitergehen – Beethovens Symptome lassen vermuten, dass bei ihm diese Umwandlung in der Gehörschnecke nicht mehr vorhanden war. Ebenso war sein Hörnerv völlig verkümmert, wie im Obduktionsbericht beschrieben „marklos“. Als Folge dessen litt er insbesondere an der von ihm geschilderten Einschränkung der Sprachverständlichkeit. Die neue Installation „Beethovens Hörverlust“ ist ab sofort im Beethoven Raum im Haus der Musik erlebbar.
Quelle: Stadt Wien