Heimwerken: Co-Werkstätten boomen

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Foto: shuterstock.com
06 Nov 10:09 2022 von Redaktion International Print This Article

Jeder zweite Österreicher liebt das Heimwerken – vom Sägen und Bohren bis hin zum Hämmern. Kleinwerkzeuge kann sich fast jeder leisten. Aber die Anschaffung größerer Maschinen ist teuer und auch geeignete Arbeitsstätten kann nicht jeder bezahlen. Aus Gründen wie diesen boomt in Österreich mittlerweile das Konzept der sogenannten Co-Werkstatt. Auch abgesehen vom Kostenaspekt hat das Arbeiten in entsprechenden Gemeinschaftsräumen zahlreiche Vorzüge.

Gemeinschaftliches Arbeiten im Wiener Happylab

Von Upcycling-Ideen für Kleidung bis hin zum Anbringen von Furnieren: Spätestens seit der Corona-Pandemie sind DIY- und Heimwerksarbeiten in Österreich ein echter Trend. Gehen Projekte über selbst gemachte Futterhäuschen für den Garten oder Fahrrad-Halterungen für die Wand hinaus, scheitert die Realisierung oft am fehlenden Platz. Eine eigene Werkstatt in der Wohnung haben die wenigsten und auch spezielles Werkzeug besitzt aus Kostengründen nicht jeder. Im vergangenen Jahr hat es sich die offene Wiener Werkstätte Happylab zum Ziel erklärt, Geräte und Platz zur Realisierung etwaiger Heimwerker-Projekte bereitzustellen. Rund um die Uhr kann man in den über 900 Quadratmeter großen Räumlichkeiten im Stuwerviertel des zweiten Bezirks zu kleinem Preis an Projekten arbeiten. Neben Hobby-Heimwerkern sind auch Lehrlinge und ausgebildete Profis in der größten Wiener Co-Werkstatt willkommen. Somit ist auch die kommerzielle Nutzung der Räumlichkeiten eine Möglichkeit.

Mitgliedschaft zum kleinen Preis

Mittels Chip-Karte erhalten die Mitglieder der Co-Werkstatt unabhängig von der Uhrzeit Zutritt zu allen Räumlichkeiten und Maschinen. Von letzteren gibt es eine große Auswahl: ob 3D-Drucker, Laser-Cutter oder Näh- und Fräsmaschinen. Ursprünglich stand die digitale Fertigung im Zentrum. Mittlerweile ist vor Ort aber sogar eine eigenständige Holz- und Metallwerkstatt zum Hobeln, Fräsen und Schweißen verfügbar. Vor der Nutzung der Maschinen gibt es eine Sicherheitsschulung mit vielen hilfreichen Tipps. Preislich gesehen kann sich jeder die Mitgliedschaft in der Co-Werkstatt leisten. Nur 19,90 Euro im Monat kostet der günstigste Tarif, der speziell für Hobby-Heimwerker vorgesehen ist. Der Austausch der Mitglieder untereinander gilt als einer der wichtigsten Vorteile des Konzepts. Denn wo Profis neben Hobby-Tüftlern werkeln, kann man voneinander lernen. Die Gründer halten die gegenseitigen Tipps und das Feedback für einen der Hauptgründe, aus denen Co-Werkstätten künftig die Einzelwerkstätte ablösen könnten.

Zahlreiche Wiener Adressen mit ähnlichem Konzept

Die einzige Co-Werkstatt in Österreich ist das Wiener Happylab bei Weitem nicht. Speziell in der Hauptstadt gibt es zahlreiche weitere Adressen, die ein gemeinschaftliches Arbeiten ermöglichen. Einige davon sind Sonder-Werkstätten, so beispielsweise die dem Nachhaltigkeitsgedanken entsprungenen Reparatur-Cafés. Wieder andere sprechen spezielle Zielgruppen an, so zum Beispiel Frauen. Zu den bekanntesten Wiener Adressen zählen

  • das Metalab für technisch-kreative Projekte hinter dem Wiener Rathaus.
  • das WORKandSTORE Center für Modellbau, Hobbytischlerei und Schmuckherstellung.
  • die kostenlose Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt Flickerei im dritten Wiener Gemeindebezirk.
  • die offene Hightech-Werkstatt MakerAustria für Projekte aus dem Bereich Elektronik, Ton, Holz, Textilien und Robotik.
  • der Schnittbogen für Mode und Textilien.
  • die WERKIMPULS-Vereinswerkstatt.
  • der Nähsalon Nahtlos mit zugehörigem Siebdruckatelier.
  • die WUK Werkstätten – zwölf Werkstätten und sechs Ateliers für vielseitige handwerklich künstlerische Produktionen aus den Bereichen Keramik, Bildhauerei, Papierkunst, Holzkunst, Möbeldesign oder Fotografie.
  • das kostenloses Reparatur-Café Schraube14 zur Reparatur von Elektrogeräten.
  • die Kostüm-Werkstatt für Projekte aus dem Bereich Mode, Kostüm- und Bühnenbild, Schmuck, Lederverarbeitung und Stickerei.
  • die Werkstadt 15 für Kreative aller Art.
  • die Frauenwerkstatt Craftistas.
  • die kostenlose Fahrradwerkstatt Bikekitchen in Wien-Rudolfsheim.
  • das MakerCafé SKONK WORX für Metallbearbeitung, Modellbau, Lasern, Drehen, Fräsen, Gießen und Nähen.
  • die offene Tischlerei Werksalon.

Verfügbar auch in Salzburg, Graz und Co

Obwohl die Hauptstadt über die größte Anzahl an Co-Werkstätten verfügt, gibt es entsprechende Orte mittlerweile in fast allen größeren Städten des Landes. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Adressen sind neben der Ausrichtung und Zielgruppe vor allem der Preis, die Zugänglichkeit und die Größe. Auch die Buchungsart ist nicht überall gleich. Manche Co-Werkstätten bucht man beispielsweise pro Stunde, sodass sich die Nutzung noch flexibler auf den Bedarf abstimmen lässt. Mitgliedschaften mit Monatsbeitrag sind nichtsdestotrotz das verbreitetste Konzept. Das Happylab bewegt sich hierbei mit seinem Monatsbeitrag entlang der unteren Preisschiene. Die teuersten Adressen kosten monatlich mehr als 50 Euro. Grundsätzlich hat sich das Konzept der gemeinschaftlichen Workspace in Österreich relativ spät durchgesetzt. Länder wie die Niederlande oder Belgien haben die Vorzüge der Co-Werkstatt innerhalb Europas als erste erkannt und machen bis heute vor, wie gut das Konzept funktionieren kann. In einer Zeit der Nachhaltigkeit sind Co-Werkstätte schon aufgrund der nachhaltigen Raumnutzung und gemeinschaftlichen Geräteanschaffung eine naheliegende Idee. Ganz egal, in welcher Stadt: Das Ausprobieren lohnt!



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