Innsbruck: Hilde-Zach-Kompositionsstipendien vergeben
Foto: P. Brandstätter
Auszeichnung für Manuel Zwerger und Ivana Radovanovic
(IKM) Zeitgenössische Musik wird jährlich von der Stadt Innsbruck mit den nach Altbürgermeisterin Hilde Zach benannten Kompositionsstipendien gewürdigt. Die diesjährigen PreisträgerInnen stehen nun fest: der aus Bozen stammende Komponist Manuel Zwerger erhält das Kompositionsstipendium in Höhe von 7.000 Euro. Das mit 3.000 Euro dotierte Förderstipendium geht an die gebürtige Serbin Ivana Radovanovic.
„Ich freue mich, dass wir wieder zwei junge Talente in ihrem musikalischen Schaffen fördern können. Mit Manuel Zwerger und Ivana Radovanovic zeichnen wir zwei KomponistInnen aus, die als herausragende VertreterInnen der Gegenwartsmusik an interdisziplinären Schnittstellen gelten“, würdigte Kulturstadträtin Mag.a Uschi Schwarzl die PreisträgerInnen.
Jurybewertung
Manuel Zwergers Kompositionen sind im wahrsten Sinne des Wortes „ganzheitlich“, da Konzept, musikalische Idee wie auch visuelle Realisierung auf komplexe Weise ineinandergreifen. Sie bewegen sich damit in einem faszinierenden Bereich zeitgenössischer Musikperformance, der aktuelle Tendenzen der Gegenwartsmusik aufgreift und sich gleichzeitig auch mit der Veränderung unserer Wahrnehmung durch soziale Medien beschäftigt. Die Rolle der InterpretInnen wird dabei stets hinterfragt und zum Teil absurd überhöht, zum Beispiel, wenn Spieltechniken auf einem Streichinstrument ausgeführt werden, den Bogen aber jemand anders führt. Die Jury würdigt Zwergers kondensierte Kompositionen und fände ein mit diesem Stipendium gefördertes längeres Werk von ihm für die Klangspuren Schwaz besonders spannend.
Ivana Radovanovic handhabt nicht nur das musikalische Material souverän, sondern sie hat es auch in Richtung Tanz und Performance erweitert: Die Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer wirken, wie die Instrumental-Parts, gleichsam ‚musikalisiert‘ und auf eine eigenwillige Weise durchkomponiert. Diese gestalterische Verbindung von Bewegung im Raum und dem klingenden Anteil von Musik ist vor allem in den eingereichten Stücken Overload und Shelter zu erleben. Dieser Aspekt hat die Jury überzeugt.
Zu den PreisträgerInnen
Manuel Zwerger wurde 1992 in Bozen geboren und studierte Komposition bei Franz Baur, Simon Steen-Andersen, Niels Rønsholdt und Juliana Hodkinson am Tiroler Landeskonservatorium Innsbruck und an der Royal Academy of Music in Århus. Weiterführenden Unterricht erhielt er von Hannes Kerschbaumer und Wolfram Schurig. 2019 war er Teil der International Young Composers Academy (Festival Ticino Musica) bei Oscar Bianchi und Dmitri Kurljandski in Lugano. Zwerger bewegt sich als Komponist an den Schnittstellen von Neuer Musik, Performance und Installationskunst, wobei visuelles und außermusikalisches Material der Klanglichkeit nicht untergeordnet, sondern dieser inhärent gemacht werden. Intermedial orientiert, legt er ein besonderes Augenmerk auf szenisch-performative und theatrale Aspekte, die interdisziplinär und multisensorisch das sozio-ästhetische Potential unserer Mediengesellschaft befragen. Thematische Schwerpunkte liegen auf gewohnten Phänomenen des Musikmachens und der Hervorbringung von Klang, die mit Einflüssen aus Alltag, Popkultur, Anti-Kunst, aktuellen Trends und Wissenschaft verbunden und hinterfragt werden. Er arbeitet verstärkt mit präparierten Instrumenten und neuen Medien. Er arbeitete unter anderem mit dem Ensemble Modern, dem ensemble chromoson, dem NAMES Ensemble, airborne extended, strings&noise, dem Orchester der Akademie St. Blasius, dem Tiroler Kammerorchester InnStrumenti und verschiedenen Solist*innen zusammen. Hervorzuheben sind darunter langfristige Kollaborationen mit der Blockflötistin Caroline Mayrhofer und dem Hornisten Samuel Stoll. Für seine Arbeit erhielt er verschiedene Stipendien und Förderungen, darunter das Stipendium des Richard Wagner Verbandes Wien (2015), das Komposition-Stipendium der Akademie Musiktheater heute der Deutsche Bank Stiftung (2017–19), das Hilde-Zach-Kompositionsförderstipendium der Stadt Innsbruck (2018), das Startstipendium des Bundeskanzleramtes Österreich (2020), das Heinrich-von-Mörl-Stipendium (2021) sowie das Staatsstipendium des Bundeskanzleramtes Österreich (2022). Er gewann den CROSS Award und CROSS Residency in Verbania (2019) und war Finalist des Musiktheater-Wettbewerbes OPER.A 20.21 der Haydn Stiftung (2019). Seine Musik wurde in Europa, Asien und Südamerika aufgeführt und mehrfach im Rundfunk ausgestrahlt. Seine Werke werden bei Edition Gravis / Berlin verlegt.
Ivana Radovanovic wurden 1994 in der serbischen Stadt Valjevo geboren, erhielt im Alter von neun Jahren Klavierunterricht an der Musikschule, besuchte musiktheoretische Kurse und absolvierte das Musikgymnasium in ihrer Heimatstadt. Im Jahr 2010 übersiedelte sie nach Tirol und begann ihr Kompositionsstudium am Tiroler Landeskonservatorium bei Franz Baur, das sie 2015 abschloss. Noch im selben Jahr gewann sie den Preis beim Chorwettbewerb des Tiroler Sängerbunds in der Kategorie für Männerchor. 2017 erweiterte Ivana ihr Studium mit einem Masterstudiengang Komposition an der Anton Bruckner Privatuniversität, bei Prof. Erland Maria Freudenthaler und einem elektronischen Musikkompositionsstudiengang bei Prof. Andreas Weixler, den sie 2020 mit Auszeichnung abschloss. Sie erhielt Preise von MusicaFemina Budapest und wurde vom “Mudita”- Festival nach Japan eingeladen, um dort Workshops und Vortrage über Komposition, Improvisation und Computermusik zu halten. 2021 wurde sie vom Bundesministerium für Kunst und Kultur mit einem „Startstipendium“ ausgezeichnet. Ab Januar 2023 ist Ivana Komponistin in Residence in Brest und in Dresden. Ihr bisheriges Schaffen umfasst Stucke für Klavier, Orchester, Ensemble, Tanz- und Buhnenwerke sowie Chorwerke und Kompositionen mit Live-Elektronik. InnStrumenti konnte bereits vier Werke der Komponistin uraufführen, die auf den CDs Urknall und Tensions veröffentlicht wurden.
Fachjury
Die Kompositionsstipendien der Stadt Innsbruck werden seit 2007 jährlich verliehen, seit 2013 tragen sie zur Erinnerung den Namen von Altbürgermeisterin Hilde Zach. Die Zusammensetzung der Jury wechselt jährlich, wobei allerdings ein Jurymitglied maximal ein weiteres Jahr in der Jury verbleiben kann. In der Jury waren heuer Univ.-Prof. Dr.phil. Mag. Christian Ofenbauer (Universität Mozarteum Salzburg), Prof. Moritz Eggert (freier Komponist, Performer, Autor), Christof Dienz (Klangspuren Schwaz) und Prof. Dr. Gerhard Sammer (Tiroler Kammerorchester InnStrumenti). MF
Die bisherigen StipendiatInnen finden sich unter: www.innsbruck.gv.at/hilde-zach-kompositionsstipendien
Quelle: Stadt Innsbruck