Salzburg: Hochwasserschutz: Erste Visualisierungen der naturnahen Rückhaltebereiche
Dämme sollen insgesamt rund sieben Millionen Kubikmeter in fünf Tauerntälern zurückhalten
(LK) Der Hochwasserschutz für die 45.000 Menschen zwischen Krimml und Zell am See wird noch einmal verbessert. Aus derzeitiger Sicht würden die Zusatzmaßnahmen in fünf der Tauerntäler rund sieben Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten. Projektleiter Martin Zopp hat ein paar Beispiele wie diese „Dämme“ aussehen würden.
Der Informationsabend zum erweiterten Hochwasserschutz für die Oberpinzgauer Bevölkerung am Mittwochabend im Nationalparkzentrum in Mittersill machte klar: Das Interesse an einer raschen und gleichzeitig gesetzeskonformen Umsetzung ist riesig. „Wir hätten das alles lieber gestern als heute, denn bei jedem Regen haben wir Sorgen“, so zum Beispiel Stuhlfeldens Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher, die damit vielen aus dem Herzen sprach.
Schwaiger: „Wir geben 100 Prozent.“
Landesrat Josef Schwaiger jedenfalls garantierte den mehr als 500 Teilnehmern und allen Betroffenen: „Wir geben 100 Prozent, um den Hochwasserschutz zu erweitern, denn ich verstehe die Ungeduld und Sorgen der Menschen im Oberpinzgau sehr gut.“ Schwaiger außerdem: „Ich will nicht, dass zehn Jahre vergehen, ich spreche von den Jahren 2025 und 2026 für die Fertigstellung. Wir werden im Felbertal beginnen, da scheint es am schnellsten zu gehen, und werden uns dann Schritt für Schritt weitervorarbeiten.“
Jeder Tag zählt
Um das Ziel, im Felbertal schon bald zu beginnen und bis 2025/26 mit allen Maßnahmen fertig zu sein, umzusetzen, geschehen derzeit viele Dinge parallel. „Ökologisch wird derzeit alles kartiert. Wir sind bereits seit dem Frühling im Nationalparkt unterwegs. Ich schätze, dass wir schon im ersten Halbjahr 2024 fertig sind“, so Munja Treichl-Supersberger vom Büro Revital Linz. „Die Gespräche mit den Grundbesitzern laufen weiter, ich bin zuversichtlich“, so Helmut Haslinger vom Wasserverband. Die Alternativen wurden bereits geprüft, die sieben Standorte für die Rückhaltebereiche in den Tauerntälern und einer im Talboden bei Hollersbach wurden definiert.
Rücksicht auf Nationalpark
„Wir sind uns sehr bewusst, dass wir uns in der Außen- und Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern befinden“, versichert Projektleiter Martin Zopp. Die Sorge, dass die Täler verschandelt werden, kann er nehmen. „Es ist ein Eingriff in die Natur, das ist klar. Aber man darf sich keinesfalls Staumauern vorstellen oder Betonwände. Ist alles fertig und begrünt, wird man raten müssen, wo der naturnahe Damm ist, wie wir an einigen Beispielen sehen. Wir brauchen nicht einmal für den Bau neue Straßen, die vorhandenen Wege reichen und das Material nehmen wir zu einem Großteil aus der Umgebung, denn die Bäche lagern schon jetzt Geschiebe ab“, so Zopp.
Fotomontagen visualisieren Dämme
Um der Bevölkerung zu zeigen, wie die naturnahen Dämme aussehen werden, hat Martin Zopp Fotomontagen erstellen lassen – vorerst für die Standorte Krimmler Achental und Habachtal. „Man sieht nach der Renaturierung praktisch nichts und dennoch ist der Effekt sehr hoch, da wir die Topografie nutzen“, versichert Zopp. Er nennt auch das Beispiel Rauris-Hüttwinkl, wo ein Damm mit 17 Meter Höhe bereits seit mehr als 15 Jahren besteht. „Auch hier muss man wissen, dass das ein Damm ist, sonst käme man nicht drauf. In einer kleinen Hütte befindet sich dann die Technik“, erklärt Zopp.
Zwei Jahre intensiv genutzt
Jene zwei Jahre, die nach dem großen Hochwasser vergangenen sind, wurden aber nicht nur zur Projektvorbereitung in den Tauerntälern genutzt. „Was wir schon machen konnten, um die Sicherheit zu erhöhen, ist unmittelbar umgesetzt worden. Es vergeht kein Tag, an dem der Schutz vor dem Hochwasser im Oberpinzgau nicht optimiert wird“, so Landesrat Josef Schwaiger. Im Überblick:
- Sofortmaßnahmen zur Wiederherstellung der Schutzfunktion der bestehenden Bauten
- Räumung des Flussbetts zwischen Wald und Niedernsill (rund 120.000 Kubikmeter)
- Sieben zusätzliche Hochwasserschutzmaßnahmen zwischen Neukirchen und Niedernsill
- Weiterer Ausbau und Optimierung der Hochwasserschutzmaßnahem entlang der Salzach
- Dazu kamen alle Vorbereitungen für die Rückhaltebereiche in den Tauerntälern – von der Optimierung der Standorte über Gespräche mit den Grundeigentümern und Vermessungen bis hin zu den Alternativprüfungen.
- Weitere Schritte
Um keine Zeit zu verlieren, werden folgende Dinge bereits umgesetzt beziehungsweise folgen sehr zeitnahe:
- Fertigstellung wasserbaulicher Projekte noch 2023
- Verträge mit den Grundeigentümern
- Optimierung des Landschaftsbildes und Ökologie
- Kartierung der geschützten Arten noch in diesem Jahr
- Naturverträglichkeitsprüfung und naturschutzfachliche Einreichprojekte im Winter 2024
- Behördliche Verfahren ab 2024
Eckpunkte zum Hochwasserschutz
- 45.000 Einwohner zwischen Krimml bis Zell am See und Bruck
- 13 betroffene Gemeinden
- 1.237 Quadratkilometer Gesamtfläche
- Besiedelbar: 162,8 Quadratkilometer, das sind nur 13 Prozent
- Von einem Hochwasser etwas größer als im Sommer 2021 wären rund 2.500 Gebäude und rund 10.000 Menschen direkt betroffen, auch die Infrastruktur und landwirtschaftliche Flächen würden wieder schweren Schaden nehmen.
- Gesamtvolumen der Retentionsräume im Tal: rund 20 Millionen Kubikmeter
- Potential der Retentionsbereiche in den Tauerntälern: rund sieben Millionen Kubikmeter
- Die Standorte für die Rückhaltebereiche in den Tauerntälern: Krimmler Achental, Obersulzbachtal, Habachtal, Hollersbachtal, Mittersill/Bereich Hintersee und ein kleiner Bereich am Talboden bei Hollersbach
- Es handelt sich nicht um „Staudämme“, wie man sie jetzt von Kraftwerken kennt, sondern es werden naturnahe Wälle errichtet, die sich in die Landschaft einfügen, wo sich bereits Engstellen befinden.
Weitere Informationen
- Info-Video Hochwasserschutz Oberpinzgau
- Video zum Info-Abend im Nationalparkzentrum
- Mehr als 500 Oberpinzgauer kamen zum Info-Abend Hochwasserschutz (20. Juli 2023)
- Vom Hochwasserschutz hängt das Überleben einer ganzen Region ab (18. Juli 2023)
- Info-Seite des Landes Salzburg zum Thema Hochwasserschutz im Oberpinzgau
Quelle: Land Salzburg