Innsbruck: Hürden erkennen und überwinden
Foto: W. Giuliani
Seit 2003 ist in Innsbruck der Behindertenbeirat (BBR) aktiv. Werner Pfeifer und Michael Berger sind die neuen Vorsitzenden dieses Gremiums, das sich für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen einsetzt. Dabei kommen ihnen auch eigene Erfahrungen zugute.
Haben Sie vor einem Theaterbesuch schon einmal darüber nachgedacht, ob der Veranstaltungsort barrierefrei gestaltet ist? Höchstwahrscheinlich nicht. Werner Pfeifer und Michael Berger tun das ständig. Denn beide leben mit Behinderungen, ersterer mit einer Hör- und Gehbehinderung, zweiterer mit einer Sehbehinderung. Und nur wenn eine Veranstaltung barrierefrei ist, macht der Besuch für sie überhaupt Sinn.
„Deshalb bleiben uns Menschen mit Behinderungen Kulturbesuche oft verwehrt“, erzählt Pfeifer. „Das möchte ich künftig im Rahmen der Innsbrucker Kulturstrategie 2030 mehr zum Thema machen. Viele denken nämlich, dass Behinderte kein Interesse für Kultur haben und deshalb nichts getan werden muss. Sie verstehen aber nicht, dass es einen Grund dafür gibt, warum Behinderte kaum bei kulturellen Veranstaltungen zu sehen sind“, hält der BBR-Vorsitzende fest.
Bewusstsein schaffen
Vielen sind die Hürden im Alltagsleben von Menschen mit Behinderungen gar nicht bewusst. Erst wenn man selbst oder jemand im persönlichen Umfeld davon betroffen ist, wird den Leuten schlagartig klar, auf welche Stolpersteine ein Mensch mit Behinderung treffen kann. „Deshalb setzen wir uns im Behindertenbeirat gemeinsam mit der Stadt Innsbruck seit fast 20 Jahren dafür ein, Hürden zu erkennen, sie zu vermeiden bzw. sie abzubauen“, führt Pfeifer weiter aus.
Wichtiger Impulsgeber
Bereits seit 2003 ist die Stadt Innsbruck gemeinsam mit dem BBR darum bemüht, Menschen mit Behinderungen verstärkt ins Bewusstsein der Gesellschaft zu bringen und die für ein gleichberechtigtes Leben erforderlichen Rahmenbedingungen möglich zu machen. Insgesamt sind im Beirat 16 in Innsbruck aktive Behindertenorganisationen vertreten, die jeweils eine/n VertreterIn entsenden. Im Beirat wurde vor kurzem neu gewählt und Werner Pfeifer von „Project EAR“, dem Schwerhörigenzentrum Tirol, als langgedientes Mitglied bestätigt bzw. zum neuen Vorsitzenden gewählt. Michael Berger vom Tiroler Blinden- und Sehbehindertenverband wurde erstmals zum Stellvertreter des BBR-Vorsitzenden bestellt.
Als weisungsfreies beratendes Gremium für die Stadtregierung und den Gemeinderat agiert der BBR als Interessensvertreter nicht nur für Menschen mit Behinderungen, sondern für alle BürgerInnen. So profitieren
etwa auch Eltern mit Kinderwägen von barrierefreien Haltestellen, den Abschrägungen der Gehsteigkanten oder von Liftanlagen. „Der Behindertenbeirat hat sich als unverzichtbarer Impulsgeber für die Stadt etabliert“, betont die für die Agenden des BBR zuständige Stadträtin Mag.a Elisabeth Mayr. „Vieles, das vor Jahren noch gar nicht
bedacht wurde, ist heute selbstverständlicher Bestandteil bei Projektplanungen und im Alltag der Verwaltung.“
Quelle: Stadt Innsbruck