IHS-Studie belegt Wirtschaftskraft der Kärntner Land- und Forstwirtschaft
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BIP-Beitrag von über einer Milliarde Euro und Absicherung von 22.000 Vollzeitarbeitsplätzen im ländlichen Raum -Landwirtschaftsbericht 2019 zeigt schmerzhaftes Minus in der Forstwirtschaft auf Grund des Klimawandels
Klagenfurt (LPD). Die Wirtschaftskraft der Kärntner Land- und Forstwirtschaft ist nun erstmals mit Zahlen belegbar. Das Institut für Höhere Studien (IHS) und das Kärntner Institut für Höhere Studien (KIHS) haben im Auftrag von Land Kärnten und Landwirtschaftskammer die regionalökonomischen Effekte der Branche untersucht. Heute, Freitag, wurden die Ergebnisse präsentiert. 1,13 Milliarden Euro - so hoch ist der Beitrag der Kärntner Land- und Forstwirtschaft am BIP und fast jeder zehnte Arbeitsplatz in Kärnten steht in Zusammenhang mit der Land- und Forstwirtschaft. In Summe sichert der Sektor mehr als 22.000 Vollzeit-Arbeitsplätze und das überwiegend im ländlichen Raum.
„Wir wollten die ökonomische Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft mit Zahlen quantifizieren. Das ist durch die Studie umfassend gelungen“, erklärte Agrarreferent LR Martin Gruber. „Bewirkt werden diese hohen volkswirtschaftlichen Effekte durch die starke Verflechtung der Land- und Forstwirtschaft mit den übrigen Wirtschaftssektoren in Kärnten“, meinte Alexander Schnabl (IHS). „Nicht nur vorleistende Sektoren profitieren von der Land- und Forstwirtschaft, sondern auch die verarbeitenden Bereiche und die damit verbundenen Dienstleistungen.“
Eine weitere Fragestellung, die in der Studie untersucht wurde, ist der gesellschaftliche Mehrwert, den Bäuerinnen und Bauern mit der Pflege der Kulturlandschaft erbringen. Die Berechnungen zeigen, dass allein die Bewirtschaftung der Grünlandflächen einen gesellschaftlichen Nettonutzen von rund 24 Mio. Euro darstellt. „Ein Betrag, der sonst von der öffentlichen Hand zusätzlich aufgewendet werden müsste, würden nicht Bauern die Almen, Wiesen und Weiden pflegen“, unterstrich Kammerpräsident Johann Mößler.
Die Studie zeigt auch, dass die Kofinanzierungsmittel des Landes Kärnten für die Programme der Ländlichen Entwicklung (z.B. Agrarumweltprogramm, Bergbauernprogramm) der gesamten Wirtschaft zugutekommen. Die Experten vom IHS und KIHS belegen, dass die rund 20 Millionen Euro an Landesmitteln 261 Millionen Euro an zusätzlichem Bruttoinlandsprodukt bewirken und 5.600 Arbeitsplätze schaffen „Jeder Euro, der von der öffentlichen Hand in diese Programme investiert wird, lohnt sich für die Umwelt, die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt“, betonten daher Gruber und Mößler gemeinsam.
Auch Potenziale der Land- und Forstwirtschaft für den Standort Kärnten, die noch ausgeschöpft werden können, werden dargestellt. So etwa mögliche Wertschöpfungseffekte regionaler Lebensmittelproduktion. Wenn Kärntner Haushalte und die Gastronomie den Konsum regionaler Lebensmittel verdoppeln würden, könnten dadurch 1.900 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen, so die Studienergebnisse. Das Kärntner Regionalprodukt würde um rund 42,1 Mio. steigen. „Ich sehe das als klaren politischen Auftrag, die bereits gestartete Regionalitätsoffensive fortzusetzen und auszubauen“, hielt Gruber fest.
Neben der IHS-Studie wurden heute auch Ergebnisse des Landwirtschaftsberichts für das Jahr 2019 vorgestellt. Er wird gemäß gesetzlichem Auftrag immer im Herbst für das jeweils vorangegangene Jahr vorgelegt. Ein Rückblick also, der zeigt wie sich Erträge und Einkünfte jährlich verändern. „Die landwirtschaftliche Ertragslage war 2019 grundsätzlich stabil, es gibt aber mit der Forstwirtschaft einen sehr schmerzlichen Ausreißer nach unten“, berichtete der Agrarreferent. Um 34 Prozent sind dort die Erträge 2019 eingebrochen, was den Gesamtwert der Land- und Forstwirtschaft um 8,7 Prozent nach unten drückt. Dies obwohl es in Bereichen wie der Bodennutzung (+35%), der Tierhaltung (+14%) oder auch bei agrarischen Dienstleistungen (+5%) Ertragssteigerungen für die Landwirtschaft gab. Das Minus in der Forstwirtschaft sei leider zu erwarten gewesen, betonte Gruber. Deshalb habe man bereits Schwerpunkte gesetzt, um die Waldbauern zu unterstützen – von 35 Mio. Euro, die in Schutzwaldprojekte fließen, bin hin zum 4-Mio-Forstpaket, das in der Corona-Krise geschnürt wurde, um zusätzliche Lagerkapazitäten für Schadholz zu schaffen, und den 15 Mio. Euro, die Kärnten aus dem Bundes-Forstpaket erhält. „Es wird aber noch viele gemeinsame Anstrengungen brauchen, um die Erträge in der Forstwirtschaft zu stabilisieren“, so Gruber.
Mößler sieht die Mindererlöse durch hohe Schadholzmengen als Ursache für den Rückgang der Bauern-Einkommen im Jahr 2019. „Der Schadholzanteil liegt mittlerweile bei 72%. Der Klimawandel hat mit Windwürfen und Borkenkäfer-Schäden voll zugeschlagen!“ Der Präsident sieht aber auch eine Verantwortung bei der holzverarbeitenden Industrie für die triste Erlös-Situation der Waldbauern. „Die Sägewerke haben die Preise mehr als notwendig gesenkt!“ so Mößler. „Für eine Partnerschaft auf Augenhöhe ist ein Anheben der Einkaufspreise für Rundholz unerlässlich, damit die Bauern einen fairen Anteil an der Wertschöpfung bekommen“, so die Forderung von Mößler abschließend.
Quelle: Land Kärnten