Steiermark: Immer mehr Steirerinnen und Steirer suchen Hilfe bei der Schuldnerberatung
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Zehn Prozent mehr Erstberatungen, 20 Prozent mehr Privatinsolvenzen.
Graz (13. März 2023).- Die Teuerungswelle der vergangenen Monate schlägt sich bei der Schuldnerberatung Steiermark stark nieder. Im vergangenen Jahr gab es um 5,7 Prozent mehr Erstkontakte, in den ersten beiden Monaten dieses Jahres gleich ein Plus um als zehn Prozent. Auslöser dafür sind zum einen die steigende Zahl von Privatinsolvenzen, wo in der Steiermark um 20,3 Prozent mehr Fälle verzeichnet werden (zum Vergleich Österreich gesamt: 13,5 Prozent), zum anderen die Teuerung an sich. In 743 Fällen wurde im Vorjahr ein Schuldenregulierungsverfahren durch die Schuldnerberatung eingeleitet, damit deckt die Schuldnerberatung Steiermark rund zwei Drittel aller Privatinsolvenzen ab.
„Corona-Nachwehen, die massiv gestiegenen Lebenshaltungskosten, aber auch Kreditzinsen sind die wichtigsten Ursachen, die Menschen in finanzielle Not bringen. Mit der Schuldnerberatung Steiermark können wir kostenlose, professionelle Hilfe anbieten“, unterstreicht Soziallandesrätin Doris Kampus die wichtige sozialpolitische Aufgabe der Schuldnerberatung.
Eingebunden ist die Schuldnerberatung seit Kurzem in die Steirische Arbeitsförderungsgesellschaft (StAF) unter Leitung von Regina Geiger: „Unsere Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte sowie die Schuldnerberatung ergänzen sich ideal. Schulden schränken nämlich auch im Arbeitsleben massiv ein.“ 28 Prozent aller Klientinnen und Klineten der Schuldnerberatung – mehr als jede/r Vierte – ist denn auch arbeitslos. Soziallandesrätin Doris Kampus: „Unser Ziel ist es, diese Betroffenen durch Arbeit bei ihrer Entschuldung zu helfen, ihnen einen Neutstart zu ermöglichen und sie somit wieder ins Erwerbsleben zurückzuführen.“
Arbeitslosigkeit beziehungsweise Einkommensverlust sei zudem die häufigste Ursache für überbordende Verschuldung, danach folgten allgemein falscher Umgang mit Geld, gescheiterte Selbstständigkeit, die COVID-Pandemie und Lebenskrisen wie Scheidung oder Trennung, führt StAF-Geschäftsführerin Geiger aus.
60 Prozent Frauen suchen Rat und HilfeIm Vorjahr gab es bei der Schuldnerberatung 1.843 Erstkontakte (plus 5,7 Prozent) und 1.288 Erstberatungen (plus 2,4 Prozent). 60 Prozent davon waren Frauen. Mit einer durchschnittlichen Verschuldung von 78.290 Euro bei jenen, die sich an die Schuldnerberatung wenden, lag die Steiermark an dritter Stelle hinter dem Burgenland und Niederösterreich. Männer in der Steiermark sind mit 96.135 Euro und Frauen mit 51.632 Euro im Minus. Auffallend ist, dass gescheiterte Selbstständigkeit die Verschuldung stark erhöht – auf im Schnitt 158.000 Euro.
Die meisten Fälle (42,9 Prozent) wurden in Graz von landesweit insgesamt 26 Schuldnerberaterinnen und -beratern betreut, danach folgen Graz-Umgebung (7,1 Prozent) und Leoben (5,3 Prozent). 41 Prozent der Betroffenen sind zwischen 26 und 45 Jahren alt.
Im Schuldenregulierungsverfahren bleibt das Existenzminimum von 1.110 Euro bestehen. Darüber hinaus wird das Einkommen gepfändet wird. „Es zeigt sich zunehmend, dass die Einhaltung vereinbarter Zahlungspläne wegen der Teuerung gerade für Menschen in einem Entschuldungsverfahren schwierig wird“, hebt Regina Geiger hervor. Es sei zudem zu erwarten, dass die Zahl jener zunehmen werde, die es erst mangels Einkommen gar nicht in Verfahren schaffen werden. Die Verfahrensdauer wurde 2021 auf drei Jahre reduziert.
Neben der Schuldnerberatung setzt man auch präventive Maßnahmen, um Verschuldung zu vermeiden: So gibt es Finanzbildungsprojekte gemeinsam mit der Steiermärkischen Sparkasse im Pflichtschulbereich und vom Land finanziert mit Berufsschulen beziehungswiese Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Eine weitere Zielgruppe sind Spielsüchtige in einem Projekt gemeinsam mit dem Gesundheitsfonds Steiermark.
Quelle: Land Steiermark