Innsbruck vor 100 Jahren
Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum
Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum
von Renate Ursprunger
2. Februar
Eine Riesenlawine an der Nordkette. Das abnormale Tauwetter der letzten Tage hat, wie nicht anders zu erwarten war, in den Bergen zahlreiche Lawinengänge verursacht. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag und gestern Vormittag gingen aus dem Gebiet des Arzler Horns oberhalb der Arzler Alpe zwei Lawinen nieder, die sich weiter untern zu einer einzigen vereinten. Die ungeheuren Schneemassen stürzten mit solcher Wucht zu Tal, daß sie sich über die Mittelgebirgsstufe herunter bis weit über den Schillerweg verschoben. Die letzten Ausläufer der Lawine reichten bis zum alten Schillerhofweg in der Umgebung des Ansitzes Haselwanter. Die Lawine hat dort auch einige Masten der Kabelleitungen des städtischen Elektrizitätswerkes in Mühlau umgelegt, wodurch eine zeitweilige Unterbrechung des Stromes verursacht wurde.
6. Februar
Gemeinderat Hötting. Gestern 4 Uhr nachmittags fand in Hötting eine Sitzung des Gemeinderates unter dem Vorsitze des Bürgermeisters Dr. Graßmair statt. Nach Eröffnung der Sitzung berichtete der Vorsitzende über die Verlegung der Gemeindekanzleien aus den Gebäuden des Rainerwirtes in das neuadaptierte, sogenannte alte Schulhaus.
8. Februar
Verkehrsausdehnung auf der Localbahn Innsbruck-Hall i. T. Die Betriebsleitung teilt mit: In der Nacht vom Samstag, den 10. auf Sonntag, den 11. Februar, wird an der Linie 1 der 7½ Minutenverkehr zwischen Innsbruck-Westbahnhof und Hungerburgbahn bis 22 Uhr ausgedehnt und um 4 Uhr früh wieder aufgenommen werden.
10. Februar
Eine jugendliche Diebesbande verhaftet. Wie gemeldet, wurde vor einigen Tagen bei der Firma Löwensohn eingebrochen und Felle und Stoffe im Werte von über 40 Millionen Kronen gestohlen. Kriminalkommissär Scharinger, der die Erhebungen in dieser Angelegenheit führte, merkte an der Art der Diebstahlsausführung sofort, daß es sich um jugendliche Einbrecher handeln müsse.
14. Februar
Schließung des „Deutschen Kaffees“. Wie wir erfahren, wird mit heutigem Tage eines der ältesten Innsbrucker Kaffeehäuser, das „Deutsche Kaffee“ in der Museumstraße, geschlossen. In die Räume des Kaffeehauses wird die Innsbrucker Filiale der Länderbank einziehen.
15. Februar
Erdbeben. Dienstag, den 13. Februar wurde in Innsbruck ein starkes Erdbeben verspürt, bestehend aus zwei kurzen, aufeinanderfolgenden Stößen. Der Seismograph des Institutes für kosmische Physik der Universität Innsbruck registrierte den ersten Stoß um 6 Uhr 53 Min. 1 Sek. abends mitteleuropäische Zeit, den zweiten Stoß um 20 Sekunden später.
17. Februar
Der ungeteilte Vormittagsunterricht. Aus Elternkreisen wird uns geschrieben: Mit Anfang des zweiten Halbjahres ist nun ohne vorherige Kundmachung und trotz gegenteiliger Versicherungen an den Volksschulen wieder der ungeteilte Vormittagsunterricht bis 12 Uhr und bis 1 Uhr eingeführt worden. Es trifft nun wieder zu, daß Neun- und Zehnjährige volle fünf Stunden ununterbrochen in der überfüllten Schulstube sitzen müssen; selbst für die sechsjährigen ABC-Schützen gibts an einigen Wochentagen kein Schulschluß vor 12 Uhr. Ist das wirklich keine Schädigung in der kindlichen Entwicklung: diese übergroßekonzentrierte Anspannung der Kräfte des Kindes in der ersten Hälfte des Tages?
19. Februar
Musikdirektor Josef Pembaur gestorben. Heute um 7 Uhr früh ist im städtischen Krankenhause Musikdirektor Josef Pembaur im 75. Lebensjahre gestorben.
20. Februar
Zum 100. Gedenktag der Beisetzung Andreas Hofers in der Hofkirche. Vom Altkaiserjägerklub wird uns mitgeteilt: Am
21. ds. sind es hundert Jahre, daß die Gebeine unseres Nationalhelden Andreas Hofer in feierlicher Weise unter dem Andrange einer ungeheuren Volksmenge in der Innsbrucker Hofkirche beigesetzt wurden.
21. Februar
Zur Wohnungsbautätigkeit der Stadtgemeinde Innsbruck. Der Obmann des gemeinderätlichen Wohnungs-Fürsorgekomitees StR. Hans Untermüller bespricht in einer Artikelserie der „V.Z.“ die Wohnungsfürsorge der Stadtgemeinde Innsbruck und macht dabei einen Vorschlag. Bekanntlich hat Bürgermeister Greil im vergangenen Herbst einen Appell an die Bevölkerung gerichtet, der Stadtgemeinde zum Ausbau des ehemaligen Garnisonsspitalgebäudes zu Wohnungen die nötigen Kapitalien leihweise zu Verfügung zu stellen. Der Erfolg dieses Appells waren
550 Millionen Kronen in teils verzinslichen, teil unverzinslichen Darlehen oder Spenden.
22. Februar
Probefahrten mit der ersten elektrischen Gebirgsschnellzugs-Lokomotive. Die erste elektrische Gebirgsschnellzugs-Lokomotive für die Arlbergstrecke ist nunmehr in Innsbruck eingetroffen. Mit dieser Lokomotive werden in der nächsten Zeit einzelne Leistungsproben und Meßfahrten auf der Mittenwaldbahn zwischen Innsbruck-Westbahnhof und Scharnitz stattfinden.
24. Februar
Unfall beim Skifahren. Am Donnerstag abends brach sich der Innsbrucker Architekt Huter beim Skifahren in der Nähe des Nockhofes den linken Unterschenkel. Der Verunglückte schleppte sich noch eine kurze Strecke weiter, bis ihn ein Student fand, der Hilfe vom Nockhof holte. Zwei Touristen brachten Huter auf einem Handschlitten nach Mutters, wo ihm die erste Hilfe zuteil wurde.
Quelle: Stadt Innsbruck