Innsbruck vor 100 Jahren - Oktober 1920
Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
aus dem Stadtarchiv von Theresa Webhofer
2. Oktober 1920
Modistenkurs. Die Frauenvereinigung Meinhardstraße 12 hält vom 4. Oktober an täglich in den Nachmittags- und Abendstunden Kurse für Modisterei ab. Alte Hüte werden umgearbeitet, neue Formen entstehen unter kundiger Leitung von fleißigen Frauenhänden. Anmeldungen werden täglich von 4–6 Uhrangenommen.
8. Oktober 1920
Israelitische Kultusgemeinde, Innsbruck. Der Trauergottesdienst anläßlich der Annexion Südtirols findet heute, Freitag den 8. d. M. um 6 Uhr statt.
9. Oktober 1920
Hausdame! Alleinstehende kinderliebende kath. Dame, Vierzig, in allen Zweigen der Hauswirtschaft u. Nähereie erfahren und geübt, sucht dauernden Anschluß an hochanständ. frauenloses kath. Haus, nur in Innsbruck, um Mutterstelle zu übernehmen b. mutterlosen Kindern und tätige Leitung des Hauswesens. Ohne Bezahlung. Volle Verpflegung u. ständiges Dienstmädchen Bedingung. […]
13. Oktober 1920
Auf die Geliebte geschossen hat vor einigen Tagen im Cafe Lehner ein italienischer Soldat. Wie uns mitgeteilt wird, zog der Italiener, der nachmittags gegen 2 Uhr mit seiner Begleiterin, einem deutschen Dienstmädchen, ins Kaffeehaus gekommen war, unvermittelt einen Revolver und schoß auf das Mädchen. Die Kugel durchbohrte die Schulter, das Mädchen stürzte zu Boden, während der Attentäter die Flucht ergreifen wollte. Durch Gäste wurde er aber solange festgehalten, bis ein vorübergehender Gendarm den Soldaten festnehmen und dem italienischen Kommando übergeben konnte.
18. Oktober 1920
Der Ausgang der Wahlen in Innsbruck. Zur Stunde, da diese Zahlen in die Setzerei gehen, liegen nur Teilresultate aus dem Lande und das Ergebnis der Nationalversammlungswahl in der Stadt Innsbruck in annähernden Zahlen vor. Der erste Eindruck, der sich aufdrängt ist, daß trotz der im Lande Tirol bestehenden Wahlpflicht die Wahlbeteiligung besonders am Lande flau gewesen ist. In vielen Orten hat der Bauernstand nahezu eine Sabotage der Wahlen ausgeführt, ein Urteil, das sich insbesondere bei Betrachtung der Ziffern für die Liste der Tiroler Volkspartei ergibt. Es gibt Orte, wo kaum ein Drittel der Wähler zur Urne geschritten ist und in diesen Orten handelt es sich fast durchwegs um bäuerliche Wähler, die somit der Fahne der Tiroler Volkspartei untreu geworden sind. Obwohl, wie gesagt, ein Überblick über das Gesamtergebnis noch nicht möglich ist, so darf doch gesagt werden, dass die Tiroler Volkspartei nach wie vor weitaus die stärkste Partei sein wird. […]
22. Oktober 1920
Museumsdiebstahl in Innsbruck. Die Wiener Blätter bringen folgende Notiz:Innsbruck, 20. Oktober. Aus dem hiesigen Ferdinandeum ist ein wertvoller Van Dyck, darstellend einen Frauenkopf, gestohlen worden. Das Bild hat einen Wert von einer halben Million. Der Dieb hat das Bild aus dem Rahmen geschnitten, es sich um den Leib gebunden und hat sich dann mit einem Schlauch, der zu Feuerlöschzwecken diente, herabgelassen. Da man es bereits dort weiß und man die Nachricht augenscheinlich aus Polizeiberichten erfahren hat, so hat es keinen Sinn, die Sache in Innsbruck weiterhin zu verheimlichen. Wie wir näher erfahren, hat sich der Dieb in das Museum eingeschlichen, ließ sich dort einsperren, damit er während der Nacht ungestört sein Handwerk ausüben konnte. Nachdem er das Bild an sich gebracht und den Rahmen unter einem Sitz versteckt hatte, bestieg er den Dachboden und fand auf dem Wege dorthin einen Feuerwehrschlauch. Mit diesem kletterte er vom Fenster aus auf die Straße hinunter. Interessant ist es, dass dieser Schlauch einige Zeit hindurch vom Fenster herunter hängen blieb, bis er schließlich auffiel und so der Diebstahl entdeckt wurde. Vom Täter ist bis jetzt noch nichts bekannt.
Quelle: Stadt Innsbruck