Innsbruck: Innsbruck wird Residenzstadt
Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum
Innsbruck entwickelte sich im Laufe des Mittelalters von einer landesfürstlichen Kleinstadt, geprägt durch die typische Lage eines Verkehrsorts, zu einer spätmittelalterlichen Residenzstadt.
Wegen der günstigen Verkehrslage war die Stadt Innsbruck seit ihrer Gründung immer wieder Mittelpunkt politischer und festlicher Ereignisse. Die Andechser Residenzsitze, die Ambraser Burg und die Stadtburg, dienten jedoch nach dem Aussterben der Tiroler Linie der Andechser 1248 nicht mehr als Residenzen, sondern waren lediglich Absteigquartiere, wenn es für die Tiroler Landesfürsten notwendig war, in Innsbruck zu verweilen. Nachdem 1363 die Grafschaft Tirol ihre Zugehörigkeit zu den habsburgischen Erblanden erlangte, kam die verkehrspolitische Lage der Stadt Innsbruck voll zur Geltung und die Tiroler Landesfürsten hielten sich vermehrt in Innsbruck auf. Zu diesem Zweck sicherte sich Herzog Leopold IV. ein Wohnrecht in dem Starkenbergischen Haus hinter der Pfarrkirche. 1401 kam jenes Haus durch Tausch in den Besitz seines Bruders Herzog Friedrich IV., der es zu einem angemessenen Ansitz ausbauen ließ. Beiden wurde auch vom Stift Stams das Recht eingeräumt, in deren Haus in Innsbruck bei Bedarf ihren Hof einzuquartieren. Das Stamserhaus befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Starkenbergischen Haus. All diese Bemühungen lassen vermuten, dass die alte Andechser Burg an der Innbrücke wohl nicht mehr den hochherrschaftlichen Ansprüchen entsprach und sie vermutlich schon anderweitig genutzt wurde.
Neuhof
Sowohl das Starkenberger als auch das Stamser Haus lagen am Rande der Stadt und befanden sich für Herzog Friedrich IV. mit der Zeit zu weit abseits vom städtischen Geschehen, insbesondere da er um 1420 immer häufiger in Innsbruck verweilte. Aus diesem Grund entschloss er sich, direkt in der Stadtmitte am Marktplatz seine Residenz aufzuschlagen. In diesem Zusammenhang verkauften am 28. Februar 1420 Ulrich Schwägerli und seine Ehefrau Margarethe dem Landesfürsten ihre beiden Bürgerhäuser, die vorne an den Platz, mit dem Hof an die Badgasse und an die Kirchstraße grenzten.
Die Errichtung des Neuhofes fiel in eine Zeit der baulichen Veränderung in der Stadt. Nach einem schrecklichem Stadtbrand Ende des 14. Jahrhunderts wurden die Häuser nicht mehr auf einem Steinsockel in Holzfachwerk-Manier, sondern vollkommen in Stein und Ziegel aufgebaut. In dieser Weise gestaltete sich auch der Umbau des Neuhofes. Dieser entstand somit als massiver Steinbau und wurde als gotisches dreigeschossiges Gebäude umgesetzt. Die Hauptfront dürfte sich äußerlich wohl nur wenig von den umliegenden Bürgerhäusern unterschieden haben. Den Prunkerker, das „Goldenen Dachl“, ließ erst Kaiser Maximilian I. errichten. Die Umbauarbeiten des gotischen Ansitzes waren Ende der 1420er-Jahre abgeschlossen. Eine Rechnungsnotiz von 1428 berichtet noch von einem Bau einer „Capell zu Insprugk in meins Herrn Haus“. Ab diesem Zeitpunkt residierte Herzog Friedrich IV. häufig in Innsbruck. Er verstarb auch 1439 in seinem „Newenhof in der under stuben […] under der capel“, also im südöstlichen Eckzimmer des ersten Stockes.
Im Neuhof gab es Platz zum Wohnen, um Hof zu halten und Geschäfte zu tätigen. Aus verschiedenen Quellen dieser Zeit lässt sich feststellen, dass Friedrich IV. in Innsbruck einen umfangreichen Hofstaat unterhielt, der bis zu 400 Personen umfassen konnte. Aufgrund dessen lag es nahe, dass noch weitere Gebäude in der Stadt für den herrschaftlichen Hof genutzt wurden. Auch hier haben sich mehrere Dokumente erhalten, die über weitere Erwerbungen von Grundstücken und Häusern in Innsbruck berichten.
Residenzstadt
Neben dem Hofstaat mussten auch höfische Handwerker und Künstler in Hofnähe untergebracht werden. Auch zahlreiche Adelige, Händler und sonstige Handwerker ließen sich in dieser Zeit in Innsbruck nieder. Die Bevölkerung wuchs von 1000 bis 1500 Einwohnern um 1300 auf über 5000 Einwohner im 15. Jahrhundert. Die Rechnungsbücher dieser Zeit berichten über die zahlreichen Mengen an Naturalien und exotischen Waren, die nach Innsbruck gelangt sind, um das höfische Leben als solches zu gestalten. Aus den Quellen erfahren wir auch von einer Hofmusik, die Herzog Friedrich unterhalten und die ihn auch auf seinen Reisen zur Repräsentation begleitet hatte. Diese Hofmusik war wohl auch fixer Bestandteil der höfischen Festlichkeiten in Innsbruck. Von Ritterspielen, Aufzügen und anderen Feierlichkeiten, die in Innsbruck abgehalten wurden, wissen wir wiederum aus den Rechnungsbüchern.
Der fast kontinuierlichen Präsenz des landesfürstlichen Hofes war es zu verdanken, dass trotz negativer wirtschaftlicher Entwicklung in dieser Zeit die Stadt Innsbruck einen positiven Trend erlebte. (von Gertraud Zeindl)
Ausstellungstipp
Im Aufbruch. Innsbruck wird Residenzstadt
Innsbruck wird Residenzstadt. Damit wandelte sich das Stadtbild sowie das Stadtleben. Im Jahr 1420 kaufte Herzog Friedrich IV. zwei Bürgerhäuser in der Altstadt und verlegte die Residenz nach Innsbruck. Gemeinsam mit dem Tiroler Landesarchiv widmet sich das Stadtarchiv/Stadtmuseum dem Thema.
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Quelle: Stadt Innsbruck