Salzburg: Jahrhundertprojekt „Naturpark Salzachauen“ wird umgesetzt

Slide background
Foto: SolidShot Film Productions
Slide background
Foto: Land Salzburg/Martin Wautischer
Slide background
Foto: SolidShot Film Productions
03 Okt 19:19 2022 von Redaktion Salzburg Print This Article

Acht Quadratkilometer großes Vorzeigeprojekt für Mensch und Natur / Historische Chance durch Verkaufsbereitschaft und EU-Kofinanzierung

(LK) Vor den Toren der Stadt Salzburg wird nun die Vision des Naturparks Salzachauen auf einer Fläche von acht Quadratkilometern realisiert. In den vergangenen Jahren wurde bereits die Weitwörther Au auf einer Fläche von drei Quadratkilometern renaturiert. Das Gesamtprojekt wird gemeinsam von Land, Bund und EU finanziert.

„Nun nutzt das Land die historische Gelegenheit, die direkt an die Weitwörther Au anschließende Antheringer Au anzukaufen und ein Juwel für Natur und Mensch auf Generationen zu sichern“, berichten Landeshauptmann Wilfried Haslauer und die ressortzuständige Naturschutzlandesrätin Daniela Gutschi im Rahmen des heutigen Pressegesprächs gemeinsam mit den Koalitionspartnern Heinrich Schellhorn und Andrea Klambauer sowie dem Grundeigentümer Maximilian Mayr-Melnhof und dem Initiator des Projekts, Eberhard Stüber.

Haslauer: „Meilenstein für Mensch und Natur“

„Wir können heute einen wesentlichen Meilenstein für die Menschen und die Natur in unserem Land Salzburg setzen. Möglich wurde das durch die Verkaufsbereitschaft des Grundeigentümers und die Finanzierung durch den Resilienzfonds der EU von über 60 Prozent“, so Landeshauptmann Wilfried Haslauer. Auwälder sind für Natur- und Hochwasserschutz von zentraler Bedeutung. Mit dem Ankauf und der Renaturierung der Antheringer Au wird ein wichtiger Beitrag für die Sicherheit unserer Bevölkerung geleistet. „Durch die Revitalisierung der Salzach können wir die Sohlstabilisierung beschleunigen, den Hochwasser-Rückhalt verbessern und schaffen damit auch das größte Naherholungsgebiet für die Salzburgerinnen und Salzburger im Zentralraum“, so Landeshauptmann Wilfried Haslauer.

Gutschi: „Historische Chance.“

Naturschutzlandesrätin Daniela Gutschi bedankte sich bei Grundeigentümer Maximilian Mayr-Melnhof für die konstruktiven Gespräche zum Verkauf und bei Eberhard Stüber, dem Dojen des Salzburger Naturschutzes, für den Mut zur Vision des „Naturpark Salzachauen“ in einer Zeit, als dieses Thema noch keinen breiten Rückhalt in der Bevölkerung hatte. „Durch die Regulierung der Salzach im 19. Jahrhundert wurden die Auwälder in Weitwörth und Anthering trockengelegt sowie zusätzlich großflächig Fichtenwälder gepflanzt. Jetzt haben wir die einmalige Chance, das weite Gebiet zu renaturieren und damit ein europaweites Vorzeigeprojekt umzusetzen. Dazu gehören großflächige Maßnahmen, wie die Absenkung der Au, die Anbindung alter Nebenarme an den Fluss und eine Aufweitung der Salzach. Wichtig sind darüber hinaus die Anlage neuer Gewässer und die Umwandlung monotoner Fichten- in natürliche Auwälder. Diese spielen als effektive CO2 Speicher auch eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Parallel dazu wird die Au als Erholungsraum für die Salzburger Bevölkerung, mit klimafreundlicher Anbindung an Lokalbahn und Radwegenetz gestaltet“, so Gutschi.

Die Renaturierung der Antheringer Au im Überblick

  • Flussbauliche Sanierung bringt Beschleunigung der Sohlstabilisierung und Minderung des Hochwasser-Risikos durch Ausbau der bestehenden Ufersicherung, Neuschaffung eines Nebenarms und Wiederanbindung von Seitenarmen. Schaffung eines „Naturfluss-Systems“ zur eigendynamischen Entwicklung
  • 500 Hektar artenreicher Naturwald entstehen durch Absenkung der Au, Umwandlung standortfremder Waldbestände in natürliche Auwälder und Schaffung zahlreicher neuer Augewässer als Lebensraum für seltene Arten.
  • Nachhaltige und effektive CO2-Bindung in wiedervernässten Auwäldern.
  • Attraktive Besuchereinrichtungen wie Aussichtskanzeln, Infopoints und ein Besucherzentrum
  • Kosten für den Ankauf: 37 Millionen Euro. Davon übernimmt 23 Millionen der Resilienzfonds der EU
  • Kosten Aufweitung Salzach/Hochwasserschutz: 11 Millionen - werden vom Bund getragen
  • Kosten Renaturierung/Naturschutzmaßnahmen: 10 Millionen Euro, hier ist ein EU-Life-Projekt - wie bei der Weitwörther Au - geplant, bei dem 60 Prozent von der EU kofinanziert werden. Der Anteil des Landes Salzburg beläuft sich hierbei auf 40 Prozent und ist über den Naturschutzfonds abgedeckt

Schellhorn: „Europaweites Vorzeigeprojekt Salzachauen“

„Je natürlicher ein Gewässersystem ist, desto stärker ist seine Widerstandskraft gegenüber Störungen und Extremereignissen. Intakte Fließgewässer sind komplexe Ökosysteme, die auch für uns Menschen eine wichtige Lebensgrundlage darstellen. Zusammen mit ihren Auen zeichnen sich Fließgewässer natürlicherweise durch eine besonders hohe Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten aus, haben vor allem in urbanen Räumen eine ausgleichende Wirkung auf das Lokalklima und unterstützen die Frischluftzufuhr in Städten“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn und ergänzt: „Dieses Renaturierungsprojekt leistet einen wichtigen Beitrag zur Sicherung beziehungsweise Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit der Salzach und wird sich positiv auf die wasserwirtschaftlichen, ökologischen und soziokulturellen Leistungen auswirken. Ich bin sehr froh, dass dieses europaweite Vorzeigeprojekt nun verwirklicht wird“, so Schellhorn.

Klambauer: „Erhalt der Artenvielfalt besser abgesichert.“

„Der Erhalt der Biodiversität in Salzburg ist mir ein großes Anliegen. Mit dem Naturpark Salzachauen bringen wir ein großes Naturschutzprojekt und ein Naherholungsgebiet auf den Weg. Solche Maßnahmen werden den Ausbau erneuerbarer Energie in Salzburg erleichtern, weil der Erhalt der Artenvielfalt durch dieses Projekt deutlich besser abgesichert wird“, so Landesrätin Andrea Klambauer.

Mayr Melnhof: „Familie hat viel für Erhalt getan.“

„Seit ich 1993/94 den Betrieb übernommen habe, lag das Projekt immer auf meinem Schreibtisch. Wir haben als Familie viel zum Erhalt der Au getan. Bis Ende 2024 wird weiterhin die von uns durchgeführte Jagd möglich sein, auf diese Weise wird der Wildbestand weidgerecht reduziert. Das derzeitige Gehege bleibt nicht, aber ein Abwehrzaun zu den Wiesen der Nachbar, um sie vor Wildschäden zu schützen, kommt. Das Recht auf Brennholzentnahme aller Bauern bleiben selbstverständlich erhalten“, informiert Maximilian Mayr Melnhof.

Stüber: „Natur schon in wenigen Jahren hautnah erlebbar.“

Die Diskussion begleitet Professor Eberhard Stüber schon sein gesamtes Berufsleben lang. Die Antheringer Au ist eine der wertvollsten Naturgegenden Österreichs. „Mit diesem Projekt kann die Vielfalt und die Schönheit dieses Lebensraums für Generationen gesichert werden. Schon in wenigen Jahren wird man es hautnah erleben können. Das ist gerade für die Bevölkerung der Stadt Salzburg von unschätzbarem Wert. Mit Nationalpark Hohe Tauern und diesem Naturpark hat das Land Salzburg bedeutende Taten für den Naturschutz und seine Menschen geleistet“, so Professor Stüber.

Verhandlungen seit über zehn Jahren

Der Ankauf der Antheringer Au ist eine historische Chance, seit über zehn Jahren laufen die Verhandlungen mit dem Grundeigentümer, die vor kurzem positiv abgeschlossen werden konnten. Der Kaufpreis von 35,6 Millionen Euro (37,3 Millionen Euro inkl. Nebenkosten wie Grunderwerbsteuer etc.) wurde durch ein vom Bund im Jahr 2009 beauftragtes und 2019 vom Land aktualisiertes Gutachten vorgegeben und durch ein zweites Gutachten bestätigt. 23 Millionen für den Kauf der Flächen werden vom Resilienzfonds der EU übernommen.

Renaturierung und Hochwasserschutz

Mit dem Ankauf der über 520 Hektar ist jetzt die komplette Umsetzung des bereits seit Jahrzehnten bestehenden Projektes „Naturpark Salzachauen“ möglich. Dieses besteht im Bereich der Antheringer Au aus zwei Teilen. Auf einem Drittel der Fläche wird der Bundeswasserbau die Salzach um 11 Millionen Euro aufweiten und renaturieren sowie gleichzeitig Maßnahmen zum Hochwasserschutz umsetzen. Die Salzach bekommt durch eine Aufweitung Retentionsflächen für den Hochwasserschutz und Geschiebe für die Sohlstabilisierung, womit ein wichtiger Beitrag für die Sicherheit der Menschen an der unteren Salzach geleistet werden kann.

EU-Life Projekt und Naherholungsgebiet entstehen

Auf zwei Drittel des Gebietes werden Naturschutzmaßnahmen im Rahmen eines geplanten EU-Life-Projekts im Umfang von 10 Millionen Euro gesetzt, bei dem sich EU und Land Salzburg die Kosten im Verhältnis von 60 zu 40 Prozent aufteilen. Hier wird die Au großflächig abgesenkt, alte Nebenarme an den Fluss angebunden und der Fluss aufgeweitet. Dazu kommen noch neue Stillgewässer und die Umwandlung standortfremder Waldbestände in natürliche Auwälder. Parallel dazu wird die Au als Erholungsraum für die Salzburger Bevölkerung mit attraktiven Besuchereinrichtungen wie Aussichtskanzeln, Infopoints und einem Besucherzentrum gestaltet.

Lösungen für Jagd und Forst

Im Zuge der Vertragsgespräche wurden die Themenbereiche Jagd und Forst intensiv diskutiert und Lösungen gefunden. Die Jagd wird bis zumindest Ende 2024 vom derzeitigen Grundeigentümer fortgeführt und der Schwarzwildbestand dabei auf ein natürliches Maß reduziert. Auch nach 2024 wird noch ein Zaun zu den benachbarten Grundstücken bestehen bleiben. Sämtliche derzeit bestehenden Holzbezugsrechte (Servitute) werden auch weiterhin bedient werden. Hier wird es eine baldmögliche Abstimmung mit den Betroffenen geben, wobei der bisherige Grundeigentümer angeboten hat, auch die forstliche Betreuung in einem Übergangszeitraum bis 2024 zu übernehmen.

Projekt erfüllt zahlreiche Vorgaben und Ziele

Die großflächige Renaturierung des Natura 2000-Gebietes wird nach seiner Fertigstellung nicht nur ein Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen sein, nachhaltig CO2 speichern, die Sohle der Salzach stabilisieren und Hochwasser zurückhalten und als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung dienen. Mit der Umsetzung wird auch ein wesentlicher Beitrag zur Erfüllung der Vorgaben wie die FFH- und Vogelschutz-Richtlinie, die EU- und österreichische Biodiversitätsstrategie, die EU-Wasserrahmenrichtlinie sowie der Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan erfüllt. Zudem erfolgt die Auflösung des Wildgatters und es wird eine einzigartige Natur-Erlebnislandschaft im Salzburger Zentralraum mit Anbindung an klimafreundliche Mobilitätsangebote geschaffen.


Quelle: Land Salzburg



  Markiert "tagged" als:
  Kategorien:
Redaktion Salzburg

Redaktion Tennengau

Weitere Artikel von Redaktion Salzburg