Steiermark: Johann-Joseph-Fux-Preise gehen an Alexander Chernyshkov und Ui-Kyung Lee
Siegerprojekte werden von Studierenden der Kunstuniversität Graz (KUG) uraufgeführt
Graz (18. Jänner 2024).- Auf Antrag von Landeshauptmann und Kulturreferent Christopher Drexler hat die Steiermärkische Landesregierung heute (18.01.2024) den einstimmigen Beschluss gefasst, die im Rahmen eines Opernkompositionswettbewerbes ermittelten Johann-Joseph-Fux-Preise des Landes Steiermark 2024 an die Komponisten Alexander Chernyshkov und Ui-Kyung Lee zu vergeben.
LH Christopher Drexler: „Johann Joseph Fux war ein bedeutender steirischer Barockmusiker und Komponist – gerade deswegen ist es umso schöner, dass er bis heute als Namensgeber dieses Landeskulturpreises lebendig gehalten wird. Der Wettbewerb soll Impuls für das weitere Schaffen und die künstlerische Entwicklung begabter Komponisten sein. Ich gratuliere Alexander Chernyshkov und Ui-Kyung Lee sehr herzlich zu dieser Auszeichnung – und blicke mit großer Freude den Uraufführungen der beiden Werke, die unter anderem durch eine hochaktuelle Themenwahl bestechen, durch die Studierenden der Kunstuniversität Graz entgegen."
Auszüge aus den Jurybegründungen:
Alexander CHERNYSHKOV: „Heute schrieb ich nix"
„Die dramatische Vorlage, das Konzept, sowie das Libretto sind vielversprechend und zudem aufgrund der aktuellen politischen Situation in der Ukraine beziehungsweise Russland hochaktuell. Dieses Potential hat alle Jurymitglieder sehr überzeugt. Sein bisheriges Schaffen ist unkonventionell, kreativ, experimentell und grenzgängerisch und hat in der Vergangenheit bereits zu spannenden Projekten und Aufführungen geführt. Er gilt als interessanter Theatermacher. Für KUG-Studierende wird dieses Projekt aufgrund des Kontexts und des improvisatorischen Ansatzes in der Umsetzung sehr spannend, herausfordernd und bereichernd sein. Der Schwerpunkt auf dem improvisatorischen Konzept bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Umsetzung und eröffnet neue Ausdrucksformen im Musiktheater, welche interessant sein werden, mit Studierenden auf die Bühne zu bringen. Im Zentrum der Oper steht das Leben und Wirken des russischen Autors Daniil Charms in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und sein absurdes Stück „Jelisaweta Bam”. Chernyshkov versucht eine Neuformulierung des politischen (Musik-)Theaters und beruft sich dabei auf einen der Urväter der politischen Satire. Das Thema der kommenden Oper ist die Haltung des russischen Staates gegenüber Künstlerinnen und Künstler und die Unterdrückung von Kreativität als signifikantes Zeichen für den Zerfall der Demokratie. Gleichzeitig hinterfragt der Komponist dabei seine eigene Position und Handlungsmöglichkeiten in einer neuen Weltordnung, in der Russland zu einer terroristischen Diktatur geworden ist und die russische Kultur einen negativen Ruf erworben hat. Der persönliche Bezug des Komponisten zum Thema der Kurzoper verleiht diesem Projekt einen besonders authentischen Aspekt.”
Ui-Kyung LEE: „Nachhall"
„Nachhall von Ui-Kyung Lee und Jasmin Schädler beeindruckt durch die gelungene Harmonie zwischen inhaltlichen Schwerpunkten und formaler Gestaltung. Das Konzept und die Homogenität von inhaltlichen Schwerpunkten und formaler Gestaltung konnte überzeugen. Er zeigt Originalität im kompositorischen Handwerk und konzeptionelle Souveränität insbesondere im Umgang mit der Gesangsstimme. Zudem wurde in der Bewerbung sein persönliches Anliegen, warum er ausgerechnet diesen Stoff bearbeitet klar deutlich. Das Ausgangsmaterial aus einer anderen Kultur wird als spannend und vielsprechend erachtet und ist neuartig für ein westeuropäisches Musiktheater. Es werden Fenster in andere Welten eröffnet, die szenisch viele Möglichkeiten der Umsetzung bieten werden. Herr Lee konnte mit der Einreichung die Jurorinnen und Juroren mit seiner Musik, der fein auf den Raum abgestimmten Konzeption und einem guten Gespür für die Thematik, die auch Humor erkennen lässt, in den Bann ziehen. Die Inspiration für die Oper „Nachklang” findet sich in dem Essayband „Das Putzen der Häuser der Toten” von Kim Wan, der selbst als Leichenfundortreiniger in Korea arbeitet. Seine Aufgabe ist es, alles zu löschen, was er gelesen hat. Es wird versucht, das Lesen eines Raums mit dem Hören eines Raums in Beziehung zu setzen. Davon ausgehend will diese neue Oper als Objekt Soundscape Oper konzipiert werden, die den Dingen lauscht, die die Toten hinterlassen haben. In dieser Oper stehen zwei musikalische Stile im Zentrum, Ambience Music und Soundscape. Sie verlangen vom Zuhörer eine Konzentration nicht auf Musik allein, sondern auf den Raum, das Zuhören und die Umgebung im Verhältnis zur Musik.”
Vergabe des Johann-Joseph-Fux-Preises des Land Steiermark im Rahmen eines OpernkompositionswettbewerbesIn Anerkennung der Universitätswerdung der ehemaligen Hochschule für Musik und darstellende Kunst Graz im Jahre 1998 wurde ein Opernkompositionswettbewerb von der Steiermärkischen Landesregierung institutionalisiert, der nunmehr zum neunten Mal durchgeführt wird. Der Landeskulturpreis ist benannt nach dem berühmten steirischen Barockmusiker Johann Joseph Fux und wird im Dreijahresrhythmus vergeben.
Die Bedeutung dieses Wettbewerbs liegt darin, dass einerseits junge europäische Komponistinnen und Komponisten die Möglichkeit erhalten, der zeitintensiven Tätigkeit einer Opernkomposition nachzugehen und andererseits den Studierenden der Kunstuniversität Graz (KUG) die Chance geboten wird, im Rahmen ihrer Ausbildung eine anspruchsvolle, prämierte Oper zur Uraufführung zu bringen. Dabei werden internationale Komponistinnen und Komponisten eingeladen, sich am Wettbewerb zu beteiligen und erste Skizzen einer Komposition einzureichen. Aus den Einreichungen wurden sechs Finalistinnen und Finalisten ausgewählt, um in der zweiten Stufe des Wettbewerbes ein Konzept für ein vollständiges Werk auszuarbeiten. Aus diesen sechs weiterentwickelten Arbeiten wählte die KUG-Expertenjury zwei Werke aus und schlägt sie der Steiermärkischen Landesregierung vor.
Quelle: Land Steiermark