Innsbruck: Kindern ein liebevolles Zuhause geben

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Jedes Kind hat das Recht auf liebevolles, sicheres Zuhause. Pflegeeltern werden dringend gesucht.
Foto: pixabay/Cheryl Holt
22 Dez 16:00 2021 von Redaktion International Print This Article

Pflegeelternschaft als Herausforderung und wunderbare Aufgabe

Es gibt verschiedene Gründe, warum manche Kinder nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen können. Viele erfahren Gewalt, werden vernachlässigt oder die Eltern stoßen an Grenzen, die sie trotz Hilfe nicht überwinden können. „Für diese Kinder werden dringend Pflegeeltern gesucht“, appelliert Mag. Raphael Hölbling, Amtsvorstand der Kinder- und Jugendhilfe, an Interessierte, sich dieser verantwortungsvollen Aufgabe zu stellen. „Denn neben großen Herausforderungen stellt die Pflegeelternschaft auch eine ganz wunderbare und sinnstiftende Erfahrung dar“, ergänzen Petra und Alfred*, die selbst Pflegeeltern von zwei Buben sind.

„Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen stellen für viele Familien in Innsbruck eine enorme Belastung dar“, weiß der für Soziales ressortzuständige Vizebürgermeister Ing. Mag. Johannes Anzengruber, BSc. So wurde im Vorjahr eine deutliche Zunahme von psychosozialen Problemen sowohl bei Eltern als auch bei Kindern und Jugendlichen beobachtet. Selbst wenn kein direkter Zusammenhang mit der Corona-Pandemie belegbar ist – die Zahl der Gefährdungsmeldungen hat 2020 um knapp 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugenommen, was rund 1.200 konkreten Fällen entspricht. „Wo auch immer die Gründe liegen, dass ein Kind aus seiner Herkunftsfamilie genommen wird“, betont Anzengruber, „jedes Kind hat das Recht in einem liebevollen und sicheren Zuhause aufzuwachsen. Und der Bedarf an geeigneten Pflegefamilien ist entsprechend groß.“

30 Pflegefamilien in Innsbruck

Im Vorjahr wurde in Innsbruck ein Pflegekind in eine Pflegefamilie übernommen. Einige weitere Kinder aus Innsbruck wurden in Pflegefamilien in ganz Tirol untergebracht. Insgesamt befanden sich 76 Kinder und Jugendliche aus Innsbruck 2020 bei Pflegefamilien in ganz Tirol. „Wir haben die Pflegeaufsicht über 30 Pflegefamilien in Innsbruck, dort sind aber auch Kinder aus ganz Tirol untergebracht“, erklärt Hölbling. „Dabei handelt es sich in der Regel um Dauerpflegeplätze. Das heißt, dass die Pflegekinder, die bei der Aufnahme zwischen null und drei Jahre alt sind, bis zur Selbständigkeit von den Pflegeeltern begleitet werden.“

Grundsätzlich können auch allein lebende sowie unverheiratete Personen oder gleichgeschlechtliche Paare ein Pflegekind aufnehmen. Wichtig ist auf jeden Fall, dass sich das Kind auf stabile, tragfähige Beziehungen in der neuen Familie verlassen kann und rundum akzeptiert wird – mit allem, was es in seiner Herkunftsfamilie schon erlebt hat. „Natürlich bringen die Kinder einen Rucksack mit einer eigenen Geschichte mit“, erklärt Pflegemama Petra. „Das ist für die Pflegeeltern zwar oft eine extreme Herausforderung“, ergänzt Pflegepapa Alfred: „Aber es stellt für mich eine Grundbedingung für Pflegeeltern dar, dass man den Menschen, die dieses tolle Wesen auf die Welt gebracht haben, auch Wertschätzung entgegenbringt. Schließlich sind die leiblichen Eltern ein integraler Bestandteil ihrer Biografie.“

Man muss nicht perfekt sein

Wer sich dafür interessiert, ein Pflegekind aufzunehmen, erhält von den SozialarbeiterInnen der Kinder- und Jugendhilfe genaue Informationen, welche Voraussetzungen und Anforderungen für ein Pflegeverhältnis notwendig sind. So müssen Pflegepersonen, unabhängig von ihrer Vorbildung, einen Pflegeelternkurs absolvieren, eng mit der Kinder- und Jugendhilfe zusammenarbeiten und dieser Einblicke in ihr Familienleben gewähren.

Die Kinder- und Jugendhilfe überprüft nicht nur regelmäßig, ob sich das Kind gut in seine neue Pflegefamilie integriert hat, sondern steht in herausfordernden Situationen auch mit Rat und Tat zur Seite. Beispielsweise werden die Pflegeeltern zu Beginn des Pflegeverhältnisses von einer Fachkraft begleitet. „Pflegeeltern müssen nicht perfekt sein“, betonen Petra und Alfred: „Man kann sich jederzeit auf die Unterstützung der Kinder- und Jugendhilfe bzw. der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter verlassen. Natürlich sollte man wissen, wo die eigenen Grenzen liegen. Denn wie bei allen anderen ist das Elternsein nicht immer einfach. Gelernt haben wir aber auch, dass man, um sein Kind lieb zu haben, nicht die gleichen Gene haben muss.“MD

*Hinweis: Namen wurden auf Wunsch von der Redaktion geändert.


Weitere Informationen
Amt Kinder- und Jugendhilfe

Referat Pflegekinder, Adoption und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Ing.-Etzel-Straße 5
Telefon +43 512 5360 9228
E-Mail: [email protected]
www.innsbruck.gv.at -> Leben | Soziales -> Familie | Elternschaft -> Pflegekinderwesen


Quelle: Stadt Innsbruck



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