Klimt-Foundation beschließt erfolgreiche Jubiläumssaison 2022 am Attersee
Foto: Klimt-Foundation, Wien
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Foto: Klimt-Foundation/APA-Fotoservice
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Mangelnder kulturtouristischer Rückhalt verhindert Fortführung des Klimt-Museums ab 2023
Die Klimt-Foundation beschließt die heurige, von Juni bis Oktober gelaufene Saison im Klimt-Museum in Schörfling erfolgreich, trotz fehlenden finanziellen Rückhaltes der Region. Die hochkarätige Jubiläumsausstellung unter dem Motto „Ein Sommer wie damals“ samt multimedialen Vermittlungsstationen und Kino begeisterten innerhalb von vier Monaten rund 7.500 Besucher:innen. Darüber hinaus wurde die von Gustav Klimt und Emilie Flöge geschätzte Villa Paulick in Seewalchen regelmäßig im Rahmen von Führungen zugänglich gemacht und das 1. internationale Klimt-Symposium dort abgehalten. Nun zieht sich die Klimt-Foundation aus der Region zurück.
Die Wahrnehmung der Marke Gustav Klimt als lediglich kulturtouristischer "Nebenschauplatz" von Teilen der regional Verantwortlichen hat uns letztendlich dazu bewogen, nach zwanzig Jahren unser Engagement am Attersee zu beenden.
Der Attersee bleibt weiterhin ein wichtiger Schwerpunkt in unseren stetigen Sammlungsbemühungen und im Leihverkehr. Klimts Autografen und Fotografien mit Attersee-Bezug sind beliebte Leihgaben im nationalen wie internationalen Museumsfeld, zuletzt in Rom, Piacenza oder in Amsterdam, wo etwa Klimts „Allee vor Schloss Kammer am Attersee“ einer Landschaftsdarstellung Vincent van Goghs gegenübergestellt ist. Und auch in unserer kürzlich gelaunchten Klimt-Database ist Klimts "Sehnsuchtsort" Attersee präsenter denn je und weltweit online erforschbar. Darüber hinaus haben wir mit unserem Klimt-Symposium, das wir jubiläumsbedingt am Attersee abgehalten haben, die Region weltweit promotet.
Der heute als Weltkünstler anerkannte Jugendstilmaler Gustav Klimt (1862–1918) erfährt seit über zwanzig Jahren seine kontinuierliche Vermittlung und Präsentation in seiner bevorzugten Sommerfrische-Destination. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Kulturmanager Mag. Peter Weinhäupl (2003–2015: Managing Director, Leopold Museum, Wien) und Kunsthistorikerin Mag. Sandra Tretter (2000–2013: wissenschaftliche Mitarbeiterin/Kuratorin, Leopold Museum, Wien) entstanden in der Region Attersee-Attergau seit 2002 drei von EU-LEADER und den Bundesministerien ausgezeichnete und geförderte „Leuchtturmprojekte“: Klimt-Themenweg (2003), Klimt-Zentrum (2012), Klimt-Garten (2019, Klimt-Foundation/Tourismusverband Attersee-Attergau). Unter ihrer kontinuierlichen Ägide und Ausstellungskonzeption entwickelte sich das Museum zu einem der beliebtesten regionalen Kleinmuseen Österreichs mit über 100.000 Besucher:innen aus aller Welt.
Neben einer permanenten Präsentation zu Klimts Wirken am Attersee von 1900 bis 1916 und mehr als fünf Themenschwerpunkten konnten die beiden Oberösterreicher besonders in Kooperation mit dem Leopold Museum und dem MAK - Museum für angewandte Kunst (Leihgabe einer 1:1 Reproduktion der Stocletfries-Werkzeichnungen, Virtual Reality Experience „Klimt’s Magic Garden“), anderen öffentlichen und privaten Leihgeber:innen sowie aus dem eigenen umfangreichen Sammlungsbestand mit Attersee-Schwerpunkt schöpfen und zahlreiche Objekte in situ im Klimt-Museum ausstellen. So gelang es in den letzten zehn Jahren eine größere Anzahl an Klimt-Originalgemälden im Wert von mehreren 100 Millionen Euro an ihren Entstehungsort zurückzubringen und viele originale Zeichnungen, Fotografien, Autografen und hochkarätige Kunstobjekte zu „Wien 1900“ den Besucher:innen zu präsentieren und zu vermitteln.
Preise und kulturelles EngagementFür dieses museale und vermittelnde Engagement erhielt die Klimt-Foundation als größter institutioneller Kultursponsor der Region die begehrten Maecenas-Preise in den Kategorien „Kultursponsoring“ und „Ö1-Publikumspreis“ und wurde auch von ICOM und dem Museumsbund Österreich mit dem Museumsgütesiegel ausgezeichnet. Zuletzt wurde anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Klimt-Museums das weltweit 1. Gustav Klimt-Symposium in der Villa Paulick in Seewalchen abgehalten und international live gestreamt sowie eine monumentale Ruderboot-Installation im Klimt-Garten umgesetzt und finanziert.
Seit Übernahme der kuratorischen und betrieblichen Leitung des Klimt-Zentrums durch die Klimt-Foundation war es auch immer wieder ein Anliegen, zeitgenössische Aspekte in die Ausstellungssaisonen zu integrieren. Dies gelang mit Interventionen der Künstler:innen Irene Andessner, Bernadette Huber, Nives Widauer, Marlene Schröder sowie Hannes Rohringer, u.a.. Besondere Veranstaltungshighlights fanden vor allem in Kooperation mit dem Attergauer Kultursommer in der Villa Paulick in Seewalchen statt, wo Karl Markovics, Herbert Föttinger und Silvia Meisterle zuletzt kritische Texte von und über Gustav Klimt wiedergaben. Aber auch Maxi Blaha fand dort auf Einladung der Klimt-Foundation ihre erste Bühne als Emilie Flöge und „Wally und Emilie“ ihr Gastspiel als Künstlermusen.
Kulturpolitische VerantwortungUm eine fokussierte Umsetzung und Finanzierung des inhaltlichen sowie personellen Betriebes des Klimt-Museums zu gewährleisten, erwartete die gemeinnützige Klimt-Foundation von der Region, ihre kulturpolitische Verantwortung im Sinne der Bereitstellung eines für die Privatstiftung kostenneutralen Museumsstandortes zu übernehmen. Diese Bedingung wurde lediglich in den ersten drei Jahren durch eine besondere Preisvereinbarung erfüllt. Mit Übernahme der betrieblichen und kuratorischen Verantwortung durch die Klimt-Foundation im Jahr 2015 wurde die Standortmiete für 12 Monate bei maximal sechsmonatigem saisonalen Betrieb erhöht, dennoch aber noch vom Tourismusverband bis 2020 übernommen. Ab 2021 wurde die Standortmiete durch Zuschüsse der Marktgemeinden Schörfling und Seewalchen, des Klimt-Vereins, des Tourismusverbandes Attersee-Attergau und des Freizeit- und Tourismusvereins Schörfling-Seewalchen teilweise aufgestellt. Die daraus dennoch resultierenden Fehlbeträge mussten von der Privatstiftung finanziert werden, zusätzlich zu den Kosten für Betrieb, Marketing, Ausstellungsproduktion und Personal sowie ebenso anteilig Klimt-Garten und Klimt-Themenweg. Ergänzend ist zu erwähnen, dass das Land Oberösterreich in den Jahren 2017 bis 2020 mit einem Förderbeitrag unterstützte.
Dank und AusblickAufgrund der dargelegten Tatsachen und Fakten hat sich die Klimt-Foundation dazu entschlossen, sich aus der Region zurückzuziehen. Eine offizielle Mitteilung erging bereits im Sommer sowohl an den Vermieter, die Promed Bau GmbH, den Klimt-Verein, die Marktgemeinde Schörfling und den Tourismusverband Attersee-Attergau.
Die mangelnde Unterstützung zeigte sich zuletzt auch in der jüngsten, nicht mit der Klimt-Foundation akkordierten und unausgewogenen sowie fehlerhaften Presseaussendung. Sowohl die plötzliche, unangekündigte Räumung als auch diverse andere darin dargelegte Aspekte entsprechen nicht den eigentlichen Geschehnissen und der stattgefundenen Informationsweitergabe.
Die Klimt-Foundation wünscht sich für die Zukunft einen Nachfolger, der faktenorientiert und authentisch die Vermittlung Klimts als kultureller Botschafter des Attersees fortsetzt. Weiterführende Literatur zu Klimts und Flöges Wirken und Leben am Attersee finden sich in der von der Klimt-Foundation herausgegebenen Publikationsreihe „Edition Klimt“. Drei von vier Büchern widmen sich Sonderausstellungen im Klimt-Museum am Attersee: Gustav Klimt. Sommerfrische am Attersee 1900–1916, 2014/2022; Gustav Klimt. Emilie Flöge. Reform der Mode, Inspiration der Kunst, 2015; Gustav Klimt. Florale Welten, 2019.
Die Klimt-Foundation dankt der Marktgemeinde Schörfling für ihre Kooperation und den ständigen Dialog zu einer Lösungsfindung, REGATTA (Regionalentwicklungsverein Attersee-Attergau), dem Verein Atterwiki sowie allen Wiener Museen und privaten Leihgeber:innen und allen voran den begeisterten Besucher:innen, die seit 2003 bzw. 2012 Gustav Klimts Spuren am Attersee entdeckt haben.
Quelle: OTS