Kärnten: Know-how aus Kärnten für Kampf gegen Corona
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Experten für Reinraumtechnik haben sich formiert und bieten ihr geballtes Wissen für die Bekämpfung der Pandemie an – Reine Luft für Schulklassen, Büros, Seminarräume – LHStv.in Schaunig: „Gewaltige Herausforderungen sind nur durch Kooperation zu lösen“
Klagenfurt (LPD). Auf Initiative des kärntnerisch-steirischen Silicon Alps Technologie Clusters haben sich Unternehmer, Forscher und Wissenschaftler mit langjähriger Erfahrung aus der Praxis der Reinraumtechnologien und Lüftungstechnik zu einem Expertenforum zusammengeschlossen. Ihr Anliegen: die Entscheidungsträger der öffentlichen Hand und in Unternehmen über die Möglichkeiten des Einsatzes von Luftfiltern in der Pandemiebekämpfung zu informieren und die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. Bei einer Online-Pressekonferenz präsentierte sich das Forum heute der Öffentlichkeit.
Technologiereferentin LHStv.in Gaby Schaunig strich in ihren Eröffnungsworten die Bedeutung von Kooperationen bei der Suche nach Problemlösung hervor: „In unserer komplexen Welt sind Herausforderungen nur durch Zusammenarbeit zu lösen, das gilt ganz speziell für die Bewältigung dieser Pandemie.“ Um solche Kooperationen im Bereich von Zukunftstechnologien zu ermöglichen und zu erleichtern, haben die Bundesländer Kärnten und Steiermark den Silicon Alps Cluster gegründet. „Der Cluster fungiert als Katalysator und bringt die richtigen Menschen aus den richtigen Bereichen zusammen, um Zukunftsantworten zu finden“, so Schaunig. Im Zusammenhang mit Covid-19 sei es zudem besonders wichtig, dass sich Experten mit ihrem Fachwissen zu Wort melden. „Gerade jetzt braucht es faktenbasierte Entscheidungen, um der breiten Verunsicherung entgegenzuwirken“, betonte Schaunig.
„Die Diskussionen in den letzten Monaten drehten sich zunächst um Masken und nun geht es nur mehr um die Impfungen. Uns fehlt die Auseinandersetzung mit den zusätzlichen Möglichkeiten, die wir mit unseren Technologien haben und auch im Kampf gegen Covid-19 sinnvoll einsetzen können und dies bereits tun“, erklärte Josef Ortner, Geschäftsführer des international renommierten Familienunternehmens Ortner Cleanroom Unlimited. „Dabei sind wir in Österreich diesbezüglich Vorreiter und sehr gut aufgestellt, was die Technik betrifft, es braucht jedoch bestimmt noch ausgefeiltere technische Lösungen, um die Umwelt und die Ressourcen zu schonen.“
Tatsächlich finden sich auch in der Coronavirus Taskforce des Sozialministeriums keine Vertreter aus Technologiekreisen. Roman Czech, Geschäftsführer von drei Reinraum-Unternehmen mit langer Tradition, bemängelte: „Da hinken wir Deutschland hinterher, die zum Personenschutz bereits entsprechende Maßnahmen an exponierten Arbeitsplätzen wie beispielsweise Supermarktkassen fördern und einsetzen“.
Das Expertenforum aus Forschung und Industrie sieht sich als Sprachrohr und zentrale und neutrale Anlaufstelle. Darin vertreten sind insbesondere Hersteller, Forscher und Anwender der Reinraumtechnik, die innerhalb des Forums ihre Erfahrungen und Empfehlungen zu technischen Verbesserungsmöglichkeiten bündeln und weitergeben möchten. Für noch breitere Vernetzung arbeitet der Silicon Alps Cluster im dem steirischen Medizintechnikcluster Human.technology styria zusammen.
Josef Hackl, Geschäftsführer der international tätigen WILD-Gruppe im Bereich der Medizintechnik, betonte die Dringlichkeit: „Wir haben bereits Lüftungssysteme in unseren Büros und 20 unserer Produktionsanlagen im Einsatz. Die erwünschte Wirkung erreicht man allerdings nur mit Hilfe von Expertinnen und Experten in der Implementierung und einer professionellen Auswertung der Räume durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.“
Michael Ebner von der MANN+HUMMEL Jack Filter Gmb, legte dazu eine Studie mit einem selbstentwickelten Umluftgerät in einem Klassenzimmer vor, wodurch die gemessene Effektivität durch die Positionierung des Geräts im Raum verdoppelt werden konnte. „Binnen 15 Minuten konnten wir 80 Prozent der Aerosole aus dem Raum entfernen, nach 40 Minuten 90 Prozent“. Eine wesentliche Verminderung des Risikos der Ansteckung durch Aerosole.
Stefan Radl vom Institut für Prozess- und Partikeltechnik der Technischen Universität Graz betonte auch die Unterschiede der Geräte. „Es gibt wesentliche Merkmale, die bei der Anschaffung beachtet werden müssen. Oftmals wurden für Tests sogenannte Luftreiniger zur Luftentkeimung durch UVS oder Ozon herangezogen, die im Handel erhältlich sind.“ Im Gegensatz zu industriellen Luftfilter-Geräten würden die Viren – die im Falle Covid gerade einmal 0,1 Mikrometer (der 10-Millionste Teil eines Meters) messen – dabei jedoch nur inaktiv gesetzt aber nicht entfernt, führt Radl fort.
Die Expertinnen und Experten sind sich alle einig, dass ein sinnvoller Mix aus mehreren Maßnahmen die größte Wirkung hat, denn ein Luftfiltersystem an sich kann nie 100 Prozent Schutz bieten. So betont Emanuel Rothmayr von der Firma Comprei, die sich insbesondere der Kontrolle der Einhaltung der Hygienebestimmungen in Reinräumen widmet und Anwender darin schult, dass nur mit der Einhaltung der Empfehlungen das Risiko auf ein absolutes Minimum reduziert werden kann, die da wären: mindestens zwei Meter Abstand halten, Lüften (Querlüften ist effizienter als Stoßlüften), Luftfiltergeräte (auf Qualität achten, Hepa H13), FFP2 Maske tragen, Reinigung im privaten Umfeld und Desinfektion im öffentlichen Bereich.
Tatsächlich steht eine Bandbreite an Lösungen und Systemen bereit, die sofort für den flächendeckenden Einsatz wirksam und tauglich sind. Auf lange Sicht geht es aber um eine nachhaltige Beschäftigung und Entwicklung von Technologien, die das Thema gezielt in Angriff nehmen. Josef Ortner fasste zusammen: „Es geht uns hier nicht um Verkauf oder wie in anderen Ländern längst üblich den breiten Einsatz von Klimasystemen, denn das belastet vor allem unsere Umwelt nachhaltig. Die Reinraumtechnik kann genau dort helfen, nämlich Kosten zu sparen und den Verbrauch unserer wertvollen Ressourcen durch den optimalen und wissenschaftlich fundierten Einsatz der richtigen Technik am richtigen Ort auf ein nötiges Minimum zu reduzieren“.
War in den letzten Monaten von Technik die Rede, ging es meist um Digitalisierung und Handel. Nun müsse auch die Infrastruktur den Weg in den öffentlichen Diskurs finden und die nötigen Mittel und Ressourcen in die richtige Richtung gelenkt werden, ist sich die Expertenrunde einig. Die Mitglieder des Expertenforums möchten dabei beratend, konzeptionell und auch umsetzend zur Seite stehen und ihr Know-how für entsprechende Konzepte bündeln. Für weitere Informationen aber auch konkrete Anfragen zum Thema wurde eine eigene Homepage eingerichtet: https://www.silicon-alps.at/projects/expert_forum_covid/.
Quelle: Land Kärnten