Kordonerhebung Wien-Niederösterreich zeigt erfreuliche Entwicklung des Mobilitätsverhaltens

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Wien

01 Feb 12:00 2024 von Redaktion International Print This Article

Verkehrserhebung an der Wiener Stadtgrenze zeigt, dass Öffinutzung deutlich stärker stieg als motorisierter Individualverkehr

Um ein umfassendes Gesamtbild über das Personenverkehrsaufkommen an der Wiener Stadtgrenze zu erhalten, führen die Länder Wien, Niederösterreich und Burgenland im Rahmen einer langjährigen Serie „Kordonerhebungen“ durch. Die Erhebungen liefern Erkenntnisse über den Verkehr in der gesamten Region und stellen wichtige Grundlagen für die Verkehrsplanung der Länder, aber auch des Bundes dar.

Die „Kordonerhebung Wien 2020+“ wurde 2021 und 2022 durchgeführt. Die Erhebungen 2021 und in geringerem Maße 2022 zeigten noch Einflüsse der Covid19-Pandemie, insbesondere durch verstärkte Home-Office-Nutzung und eine – mittlerweile weitgehend überwundene – geringere Bereitschaft, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Dennoch lassen sich Trends ablesen.

Die wesentlichen Ergebnisse aus dem Abschlussbericht zur Erhebung 2022

Öffinutzung steigt stärker als Autoverkehr Öffentliche Verkehrsmittel beförderten an der Stadtgrenze 2022 um 28,5 % mehr Personen als 2010, der Autoverkehr wuchs hingegen nur um rund 5 %. Der Verkehr wächst geringer als die Bevölkerung Die Gesamtverkehrsmenge an der Stadtgrenze, gemessen in Personen, ist von 2010 bis 2022 um 9,8 % angestiegen. Angesichts eines Bevölkerungswachstums in Wien um 14,3 % sowie der Stadtregion Wien um 11,1 % lässt sich eine Entkoppelung des Bevölkerungswachstums von der Verkehrszunahme feststellen. In der Morgenspitze nutzen 29 % der nach Wien fahrenden Personen öffentliche Verkehrsmittel An einem durchschnittlichen Werktag überqueren 617.000 Personen die Stadtgrenze stadteinwärts. Davon 23 % in Öffis und 77 % im motorisierten Individualverkehr. Betrachtet man die Morgenspitze mit dem klassischen Pendlerverkehr zwischen 5:00 und 9:00 Uhr, verbessert sich das Verhältnis: 29 % nutzen den öffentlichen Verkehr. Transitanteil im Kfz-Verkehr fast ein Viertel Rund 23 % der Autos, die von außerhalb Wiens kommend die Stadtgrenze queren, fahren durch Wien durch.

Wiens Planungsdirektor Thomas Madreiter: „Wichtige Datengrundlagen für eine zukunftsfähige Mobilität im Wiener Umland“

„In Wien haben wir mit der Parkraumbewirtschaftung, einer kompakten Siedlungsstruktur, dem Öffi-Ausbau und der 365-Euro-Jahreskarte beste Voraussetzungen für eine klimagerechte Mobilität. Dies zeigt sich auch anhand der Modal Split Daten: In Wien werden fast drei Viertel der Wege im Umweltverbund zurückgelegt, nur 26% nutzen dafür den PKW. Die Kordonerhebung liefert wichtige Datengrundlagen, um gemeinsam mit den Partnern in der Region auch die Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Mobilität im Wiener Umland zu schaffen“, betont Wiens Planungsdirektor Thomas Madreiter.

Erfreulich sei jedenfalls, dass sich eine Entkopplung des Verkehrsaufkommens vom Bevölkerungswachstum zeigt und der Trend in Richtung Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel geht. Jetzt gehe es um weitere Investitionen in den Ausbau umweltfreundlicher Verkehrsinfrastruktur in der Region, aber auch geeignete Lenkungsmaßnahmen auf Bundesebene. Nur so könnten entsprechende Grundlagen für einen klimafreundlichen Modal Split auch im Stadtgrenzen-überschreitenden Verkehr geschaffen werden, so Madreiter.

Niederösterreichs Leiter der Gruppe Raumordnung, Umwelt und Verkehr, Abteilung Gesamtverkehrsangelegenheiten, Werner Pracherstorfer:

„Die Kordonerhebung Stadtgrenze Niederösterreich zu Wien leistet einen wesentlichen Beitrag zur Beurteilung der Verkehrssituation in der Ostregion. Insbesondere die Gegenüberstellung der Anteile des Öffentlichen Verkehrs und des motorisierten Individualverkehrs am Personenverkehrsaufkommen einer Region bilden einen unerlässlichen Input zur Beurteilung der Notwendigkeit geplanter infrastruktur- und angebotsseitiger Maßnahmen. In weiterer Folge liefern die Ergebnisse der Kordonerhebung geeignete Referenzwerte zur Evaluierung der Wirkungen dieser Planungsmaßnahmen.

Auf Basis des NÖ Mobilitätskonzepts und der daraus umgelegten Maßnahmen in den fünfjährigen NÖ Mobilitätspaketen erfolgt ein laufender Ausbau des Angebots und der Infrastruktur für eine verbesserte Erreichbarkeit im öffentlichen Personennahverkehr in Niederösterreich. In den letzten Jahren wurden unter anderem im Schienenpersonennahverkehr ein täglicher Stundentakt von 5 bis mindestens 23 Uhr sowie ein Halbstundentakt in der Hauptverkehrszeit für Pendler umgesetzt. Dieses Angebot wird durch weitere Infrastrukturausbauten im Zuge der NÖ Bahnoffensive laufend verbessert. Mit der begonnenen Ausrollung der integrierten Regionalbusausschreibung wird eine neue Qualität im Regionalbusverkehr und flexiblen öffentlichen Verkehr im ländlichen Raum geschaffen.

Betrachtet man die konkreten Ergebnisse der aktuellen Kordonerhebung in der Zeitreihe so zeigt sich, dass die COVID-19-Pandemie einen erwartbaren Trendbruch im Hinblick auf die Entwicklung der Anteilswerte des Öffentlichen Verkehrs in der letzten Dekade mit sich brachte. Im Schienenverkehr befinden wir uns diesbezüglich gegenwärtig in einer dynamischen Aufholphase, wobei eine nach Fernverkehr sowie Nah- und Regionalverkehr differenzierte Analyse über den Gesamttag zeigt, dass der relative Fahrgastzuwachs im Fernverkehr jenen im pendleraffinen Zeitsegment in den Morgenstunden noch überwiegt. Es werden daher seitens des Landes Niederösterreich in einem laufenden Projekt die detaillierten Ergebnisse der Kordonerhebung zum regionalen Verkehrsaufkommen entlang der Schienenverkehrshauptachsen vertieft analysiert und ausgewertet.“

Peter Zinggl, Gesamtverkehrskoordinator Land Burgenland: „Erfreulich ist, dass sich der Bevölkerungszuwachs in einem signifikant höheren ÖV Anteil niederschlägt.“

„Um attraktiver Wohnstandort zu sein, brauchen wir qualitativen öffentlichen Verkehr. Die Fahrt zur Arbeit mit Bus oder Bahn ist deutlich günstiger und komfortabler als mit dem Auto. Das Land Burgenland hat mit der neuen Gesamtverkehrsstrategie ehrgeizige Grundlagen erarbeitet und ist mit September 2023 in das neue Mobilitätszeitalter eingetreten: Mobilität ist nun auch ohne Auto möglich. Burgenländische Haushalte können viel Geld sparen, sie können auf das Zweitauto oder Drittauto verzichten. Dies gelingt durch die Festlegung von Hauptachsen, die Umstellung auf einen Taktfahrplan und die Zubringung auf die Hauptachsen über Taktknoten und ein flächendeckendes Mikro-ÖV-System.

Was lernen wir aus der Kordonerhebung: Um den Pendlerinnen und Pendlern den Umstieg auf den ÖV zu ermöglichen, muss es ein Angebot für die Last Mile geben. Der Einstieg in das ÖV-System muss wohnortnah möglich sein. Außerdem braucht es ausreichend P&R Kapazitäten. Die wichtigste Pendeldestination für das Burgenland ist Wien. Durch die Kordonerhebung erfahren wir, wie sich der Pendelverkehr auf den verschiedenen Stadteinfahrten auf das Auto und den ÖV verteilt und wie sich diese Aufteilung über die Jahre verändert. Erfreulich ist, dass sich der Bevölkerungszuwachs in unserer stark wachsenden Metropolregion in einem signifikant höheren ÖV Anteil niederschlägt und nicht zu einem linearen Anstieg der Autonutzung führt. Das spart den Pendlerinnen und Pendlern viel Geld und ist unerlässlich zur Erreichung der Klimaziele.“

Über die „Kordonerhebung Wien 2020+“

2020 wurde vom Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) im Auftrag der Länder Wien, Niederösterreich und Burgenland eine neue Erhebung der Personenverkehrsmenge an der Stadtgrenze beauftragt.

Erste Ergebnisse sind mit Datenstand 2021 vorgelegen, die jedoch aufgrund der Pandemie keine längerfristig gültigen Aussagen erbracht haben. Mit Blick auf eine auch für die Zukunft normalisierte Datenbasis wurden daher die Untersuchungen fortgesetzt und im Auftrag von Wien und Niederösterreich ein weiterer Datenpunkt mit Stand Oktober 2022 erhoben, um ein aussagekräftigeres Endergebnis zu erhalten. Dieses liegt nun vor.

Die Untersuchung, die sich auf einen durchschnittlichen Werktag im Oktober 2022 bezieht, erfolgt seit 2021 auch anhand eines Mobilfunkdaten-Analysemodells, welches durch vorhandene Verkehrsdaten und projektbegleitend durchgeführte Verkehrserhebungen ergänzt wird. Diese Methodik bringt eine deutliche Kosteneinsparung mit sich.

Auftragnehmer der Kordonerhebung Wien 2020+ waren das Ingenieursbüro für Verkehrswesen und Verkehrswirtschaft DI Rittler Christian und das Institut für Straßen- und Verkehrswesen der TU-Graz. Diese haben auch den Abschlussbericht Kordonerhebung Wien 2022 auf Basis der 2022 ermittelten Datenlage erstellt.

Die Studie „Kordonerhebung Wien 2020+“ und den ergänzenden Abschlussbericht „Kordonerhebung Wien 2022“ können Sie auf www.VOR.at herunterladen.


Quelle: Stadt Wien



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