Vorarlberg: Kräfte bündeln, um Extremismustendenzen vorzubeugen
Land Vorarlberg unterstützt neues Weiterbildungsangebot für Fachleute aus dem Sicherheits- und Sozialbereich
Bregenz (VLK) – Im Herbst 2022 startet in Schloss Hofen erstmals der Lehrgang „Radikalisierungsprävention – Digitale Welten“ als neues Weiterbildungsangebot für Fachleute aus dem Sicherheits- und dem Sozialbereich. Sicherheitslandesrat Christian Gantner und Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker betonen, dass in Vorarlberg schon seit 2015 – als Konsequenz aus den Terroranschlägen von Paris – der Vorbeugung gegen extremistische bzw. radikalisierende Tendenzen verstärktes Augenmerk geschenkt wird. Der neue Lehrgang ist ein Ergebnis dieser Bemühungen mit dem Ziel, den zuständigen Profis wissenschaftlich fundiertes Fachwissen zu vermitteln sowie Polizei, Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Jugendarbeit in ihrer Kooperation bestmöglich zu vernetzen.
Vor allem über Internet und Social media können demokratie- und gesellschaftsfeindliche Inhalte leicht verbreitet werden. Eine wesentliche Aufgabe der Extremismusprävention ist es daher, die kompetente und souveräne Nutzung von digitalen Medien gezielt zu fördern – nicht nur bei Kindern und Jugendlichen, sondern ebenso bei Erwachsenen (z.B. in ihrer Elternrolle) und älteren Personen. Dieser Aspekt steht auch im Mittelpunkt des neuen Lehrgangs in Schloss Hofen. Der Kurs ist mit einem zeitlichen Umfang von zehn Tagen innerhalb von zwei Semestern und einer Teilnehmerzahl von 14 bis 20 Personen konzipiert.
„Es bewährt sich, nicht nur anlassbezogen Initiativen im Bereich Extremismusprävention und Stärkung der Demokratiekultur zu setzen, sondern diese über Jahre hinweg kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die Partnerschaft Exekutive und Sozialbereich hat sich dadurch nachhaltig gefestigt“, so Soziallandesrätin Wiesflecker.
Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher hebt die Digitalisierung als global gesellschaftsverändernden Faktor und die Auswirkungen dieser Veränderungsdynamik auf die Polizeiarbeit hervor. Ludescher bedankt sich beim Land Vorarlberg und Schloss Hofen für das Angebot einer gemeinsamen Fortbildung. Sein Dank gilt auch Buket Borihan (Schloss Hofen), Christian Zinkel-Camp (koje) und Gerhard Rauch (Landespolizeidirektion) für die Konzeption der Fortbildung.
Für Sicherheitslandesrat Christian Gantner liegen die Vorteile des neuen Angebots auf der Hand: „Durch das neue Weiterbildungsangebot für den Sicherheits- und Sozialbereich kann noch tiefer auf dieses Thema eingegangen und die Vernetzung verstärkt werden, denn für eine erfolgreiche Präventionsarbeit sind starke Kooperationen nötig sowie ein breit verankertes Bewusstsein, dass es sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handelt.“ Der Landesrat dankte in diesem Zusammenhang allen Partnern, die bei diesem wichtigen Thema engagiert an einem Strang ziehen.
In Vorarlberg engagieren sich eine Reihe von Institutionen mit bewährten Angeboten in den Handlungsfeldern Extremismusprävention und Demokratiekultur.
? Die IfS-Anlaufstelle Extremismusprävention wurde in den letzten eineinhalb Jahren mehr als 150-mal kontaktiert – von Exekutive und Sozialeinrichtungen ebenso wie direkt aus dem Umfeld von Betroffenen. Kontaktgründe waren in zunehmendem Maße Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit Covid-19, Hinweise auf rassistische bzw. fremdenfeindliche Einstellungen sowie rechtsextreme Äußerungen.
? Die Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit und die Caritas Flüchtlingshilfe sind an mehreren Projekten beteiligt, die inhaltlich auf Identitätsbildung, Rassismus, Umgang mit Medien, Perspektivenerweiterung und Stärkung der Handlungskompetenzen fokussieren. Heuer liegt der Schwerpunkt auf „digitale Kompetenzen/ Medienkompetenzen“.
? Das aha erprobt zur Förderung der Demokratiekultur das bewährte Konzept des Frageraums an der Polizeischule Feldkirch-Gisingen, an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg und im Rahmen des Grundwehrdienstes des Bundesheers.
? Das Jüdische Museum Hohenems startet heuer das Projekt „Politische Bildung zu Judentum, Antisemitismus, Erinnerungskultur und Nahost im Spannungsfeld von Migration“ und lädt Multiplikatoren ein, in der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Tätigkeit mit Jugendlichen diese Themen zu bearbeiten.
? Unter Federführung von okay.zusammen leben wird seit Herbst das Impuls- und Pilotprojekt „docken – Philosophieren mit Kindern: eine frühe Einübung in das Zusammenleben in gesellschaftlicher Vielfalt“ umgesetzt. PädagogInnen sollen diese Methode erlernen, um sie dann selbständig im schulischen Alltag mit den Kindern anzuwenden.
? In Kooperation der Kinder und Jugendhilfe des Landes und der Bildungsdirektion wurde ein Konzept zur Förderung der Demokratiebildung an Schulen entwickelt. Es sieht Maßnahmen in der Weiterbildung für Lehrpersonen und andere professionellen Dienste, in der Schulhauskultur, in der Förderung von Klassen- und Schulprojekten sowie in der schulsysteminternen Vernetzung und Kooperation (z.B. ARGE Politische Bildung) und in der Zusammenarbeit mit externen Partnern vor.
Quelle: Land Vorarlberg