Burgenland: Kreisgrabenlage in Rechnitz öffnet Zeitfenster zur Jungsteinzeit

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Foto: Landesmedienservice Burgenland
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21 Sep 07:00 2024 von Redaktion International Print This Article

LH Doskozil: „Die ‚Tage der Kreisgrabenanlage‘ in Rechnitz bilden den Startschuss für eines der Leuchtturmprojekte des Masterplanes Archäologie des Landes Burgenland.“

In Rechnitz bietet sich ab heute, Freitag, die Möglichkeit zu einem Blick in die Frühzeit des Menschen: Zwei Tage lang stehen die vor wenigen Jahren entdeckten, mehr als 6.500 Jahre alten steinzeitlichen Kreisgrabenanlagen im Mittelpunkt archäologischer Schwerpunkttage. Zum Auftakt machten 400 Schülerinnen und Schüler mit einer Menschenkette eine Kreisgrabenanlage zum „lebendigen Denkmal“. „Es ist interessant und beeindruckend, zu sehen, in welchen Dimensionen die Menschen schon damals Bauwerke für ihre Zwecke angelegt haben. Im Zuge des Masterplans Archäologie entsteht hier in Rechnitz eine moderne archäologische Besucheranlage, die ihren Gästen das Leben von Menschen in der Jungsteinzeit näherbringen wird“, betonte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bei der Besichtigung des mittelneolithischen Fundortes.

Die zweitägige Kick-off-Veranstaltung für das Projekt wird in Kooperation vom Land Burgenland mit der Gemeinde Rechnitz, dem Naturpark Geschriebenstein-Irottkö sowie der Landwirtschaftlichen Fachschule Güssing organisiert. Besucherinnen und Besucher können zum Beispiel Töpfern wie in der Jungsteinzeit. Steinzeitliche Landwirtschaft und urgeschichtliche Pfeil- und Bogentechnik stehen ebenso auf dem Programm wie die Errichtung eines Lehmofens zum Backen der selbstgemachten Fladenbrote. „Die zahlreichen archäologischen Fundstellen im Burgenland sollen nicht nur dokumentiert und Stücke im Landesmuseum ausgestellt werden, mithilfe des Masterplans Archäologie soll Geschichte auch erlebbar werden“, so der Landeshauptmann: „Die ‚Tage der Kreisgrabenanlage‘ in Rechnitz bilden den Startschuss für eines der Leuchtturmprojekte des Masterplanes Archäologie des Landes Burgenland. Ich danke allen Mitwirkenden für die Zusammenarbeit und das Engagement bei diesem historischen Projekt und wünsche allen Besucherinnen und Besuchern interessante Einblicke in das Leben dieser Epoche.“

Nutzung einst wohl zu politischen, kultischen oder astronomischen Zwecken
Die Kreisgrabenanlage wurde in der Steinzeit wahrscheinlich zu politischen, kultischen oder astronomischen Zwecken genutzt. Während der „Tage der Kreisgrabenanlage“ informiert das Team der Arbeitsgruppe Archäologie Burgenland im Referat Wissenschaft über die sensationelle mittelneolithische Fundstelle. „Wir bemühen uns, den Besucherinnen und Besuchern ein reichhaltiges Mitmach-Angebot zu präsentieren", betont Projektleiterin Judith Schwarzäugl: „Zusätzlich adaptierten wir das Bepflanzungskonzept, um die monumentale steinzeitliche Kreisgrabenanlage auch nach dem besonders heißen Sommer mit allen Sinnen erlebbar zu machen."

Archäologischer Hintergrund
Zwischen 2011 und 2017 wurden mittels luftbildarchäologischer und geomagnetischer Untersuchungen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte, des Bundesdenkmalamtes sowie des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Virtuelle Archäologie die Überreste von insgesamt vier monumentalen Erdwerken aus der Jungsteinzeit im Boden des südlichen Gemeindegebiets von Rechnitz nachgewiesen.

Bei drei dieser bislang für das freie Auge nahezu unerkennbaren ringförmigen Strukturen handelt es sich um sogenannte Kreisgrabenanlagen, die im Mittelneolithikum im Zeitraum 4850 bis 4500 v. Chr. erbaut wurden und einen Durchmesser von bis zu 84 Meter hatten. Damit weisen diese Bodendenkmäler ein Alter von mindestens 6500 Jahren auf und sind somit gut 2000 Jahre älter als die Pyramiden von Gizeh oder der berühmte Steinkreis von Stonehenge. Rund um die Kreisgrabenanlagen befand sich eine große neolithische Siedlung mit einer Vielzahl von im Boden noch feststellbaren Hausgrundrissen, die mittels geophysikalischer Prospektionsmethoden nachgewiesen werden konnten.


Quelle: Land Burgenland



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