Graz: Krisen sind da, um sie zu meistern

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Foto: Stadt Graz/Fischer
13 Apr 16:00 2021 von Redaktion International Print This Article

Der Bürgermeister im Gespräch über aktuelle Themen und Zukunftspläne.

Bereits zum zweiten Mal lud der steirische Presseclub zum Online-Presseclubabend mit Bürgermeister Siegfried Nagl. Coronabedingt in Abwesenheit von MedienvertreterInnen wurde die Veranstaltung am Montagabend, dem 12. April 2021, live aus dem Media Center des Rathauses übertragen und gemeinsam mit Presseclub-Geschäftsführer Heinz M. Fischer über den Weg durch die Krise, wirtschaftliche und menschliche Neustarts und die Optimierung des öffentlichen Verkehrs diskutiert.

Stolz, Ärger und Sorge

Wie kam Graz bisher durch die anhaltende Krise, will Fischer eingangs wissen. „Wir haben als Stadt gut funktioniert und arbeiten jetzt schon daran aus der Krise zu lernen, um noch resilienter und krisenfähiger zu werden", erklärt Nagl. Es sind vor allem drei Gefühle, die der Bürgermeister mit der aktuellen Situation verbindet: Stolz, Ärger und Sorge. Stolz ist er auf die Grazerinnen und Grazer und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Graz, die großen Zusammenhalt und Disziplin bewiesen haben. Verärgert wegen der Demonstrationen und Menschen, die nicht mithelfen wollen, die Pandemie zu besiegen. Und besorgt nicht nur wegen der eigenen Familie, sondern auch um die Arbeitsplätze, die Wirtschaft und das seelische Wohlergehen der Menschen.

Der finanzielle Schaden, den das Haus Graz direkt verkraften müsse, liege bei etwa 100 Millionen Euro. Der volkswirtschaftliche Schaden komme noch hinzu: Allein durch den Ausfall der Veranstaltungen in der Messe, seien fast 126 Millionen Euro Schaden entstanden. Nagl betont aber auch: "Wir können uns schon glücklich schätzen, in einem Land zu Leben, in dem den Menschen mit enormer finanzieller Unterstützung des Staates geholfen wird, durch eine solche Krise zu gehen."

Neustart für Tourismus, Gastronomie und Flugbetrieb

Laut Nagl werde bereits intensiv an Programmen für einen Reset gearbeitet, auch wenn die Kräfte derzeit noch auf die Bewältigung der Pandemie selbst gerichtet seien. „Wir stellen bereits die Weichen für den menschlichen und den wirtschaftlichen Neustart", betont Nagl. Wirtschaftlich arbeite man daran, die Unternehmen auf die Öffnung vorzubereiten und auch ein Sonderprogramm für den Städtetourismus, wie die erfolgreiche „Summer in the City"- Kampagne im letzten Jahr, soll es wieder geben. Mit der Verlängerung des Kulturjahres 2020 und der Absicherung der Institutionen wurde auch im Kulturbereich Unterstützung geboten.

Arbeitslosigkeit weist leicht positiven Trend auf

Die neuesten Zahlen des AMS würden einen leicht positiven Trend aufweisen. Die Kurzarbeit gehe zurück und mehr Menschen würden wieder in ein fixes Arbeitsverhältnis eintreten. In der Hotellerie und Gastronomie gäbe es aber nach wie vor hohe Arbeitslosenzahlen. Zum Thema wirtschaftlicher Neustart erwähnt Nagl die guten Aussichten für die Industrie und meint außerdem: „Ich möchte gar nicht, dass die Wirtschaft gleich weitermacht wie vorher. Allein im Bereich der Ökologisierung und Digitalisierung gibt es durch die Pandemie Chancen, die wir künftig in unserem Arbeitsleben haben werden. Wir haben in der Stadt und beim Land sechs Spezialbereiche, in denen wir nicht nur einen ökologischen Beitrag für die Stadt leisten, sondern auch Beiträge für die ganze Welt liefern können."

Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Radoffensive

„Die Grazerinnen und Grazer haben es in ihrem genetischen Code, immer Neues ausprobieren zu wollen. An Innovationen mangelt es nicht", beginnt Nagl die Antwort auf die Frage nach den U-Bahn Plänen. Der öffentliche Verkehr habe durch Corona einen harten Rückschlag erlitten, Radfahren wird allerdings immer beliebter. „Deshalb freue ich mich, dass es gelungen ist, eine partnerschaftliche Achse zwischen Land und Stadt zu erzielen um gemeinsam ein Fahrradprojekt in der Höhe von 100 Millionen Euro in zehn Jahren zu realisieren. Das wird Graz massiv verändern", ist Nagl überzeugt.

Wenn allerdings das Ziel einer Beteiligung im öffentlichen Verkehr von 30 Prozent erreicht werden soll, müsse man neue Wege beschreiten. Laut Expertinnen und Experten werde man ohne eine weitere Verkehrsebene nicht auskommen, wenn man den bestehenden öffentlichen Verkehr ausbauen und beschleunigen will. „Ich hoffe sehr, dass es uns gelingen wird, nach dem Land auch noch den Bund ins Boot zu holen. Ich werde nicht lockerlassen", zeigt sich Nagl entschlossen. Um die Pläne zu konkretisieren, sollen neben 40 Millionen Euro Planungsgeldern auch ein politisches Entscheidungsgremium, ein zentrales Steuerungsgremium und ein Arbeitsgremium mit Expertinnen und Experten geschaffen werden, um alle Möglichkeiten für den öffentlichen Verkehr auszuloten.

Wann wird gewählt?

Auf die Frage, wann gewählt wird, verweist Nagl auf ein Zeitfenster: „Zwischen Ende September 2021 und Anfang April 2022. Das wird bis in den Sommer entschieden. Wir wollen zum Zeitpunkt der Wahl in Sachen Pandemie aber weiter als jetzt sein."

Krisen sind da, um sie zu meistern

Bezüglich der Impfstrategie gebe es einen permanenten Austausch im Krisenstab und wöchentliche Abstimmungen mit dem Land. Mit Ausnahme des Gesundheitsamtes sei die Stadt diesbezüglich jedoch außen vor. Nur wenn zusätzliche Maßnahmen notwendig sind, werden diese gesetzt, wie zum Beispiel die aktuelle mehrsprachige Kampagne für die Grazer Stadtbevölkerung zum Thema Impfen.

Abschließend zeigt sich der Bürgermeister zuversichtlich: „Wir brauchen wieder gute Stimmung, dass es vorwärtsgeht, vor allem für die Jugend. Krisen sind da um zu lernen, um Erfahrungen zu sammeln und um sie zu meistern."


Der steirische Presseclub

Seit mehr als 25 Jahren ist der Steirische Presseclub ein offenes und unabhängiges Forum für Information und Kommunikation und Anlaufstelle für Medientermine aller Art. Die regelmäßigen Presseclubabende laden zu prominent besetzen Gesprächsrunden, die vielfältig aktuelle Themen behandeln.



Quelle: Stadt Graz



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