Tirol: LHStv Geisler: „Anteil Erneuerbarer erstmals über 50 Prozent“
- Tirol senkt Energiebedarf um mehr als fünf Prozent
- Photovoltaik und Wärmepumpen mit zweistelligen Zuwachsraten
- Energiebedarf für Mobilität auch nach Corona auf niedrigem Niveau
- Sinkender Energiebedarf seit 2005 bei Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum
Um 5,2 Prozent hat Tirol seinen Energiebedarf im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr gesenkt. Am meisten eingespart wurde – bedingt durch den Ukrainekrieg und die milde Witterung – bei Heizenergie, aber auch in der Mobilität. Der Anteil der erneuerbaren Energieträger laut EU-Systematik liegt in Tirol mit 50,3 Prozent über der Hälfte und damit deutlich über dem Österreichschnitt von 33,8 Prozent. Damit deckt Tirol erstmals mehr als die Hälfte seines Energiebedarfs aus Erneuerbaren ab. Während in Tirol der Anteil der Erneuerbaren um drei Prozent gestiegen ist, ist er in Österreich gegenüber dem Vorjahr um 0,8 Prozent gesunken. Zweistellige Zuwachsraten gibt es in Tirol bei der Photovoltaik (PV) und bei Wärmepumpen. Das zeigen die Energiebilanz der Statistik Austria für das Jahr 2022 sowie der Energiemonitoringbericht des Landes.
„Die aktuellen Zahlen sind eine Bestätigung für die Tiroler Energiepolitik. Es schaut so aus, als hätten wir die Trendwende auch nach Corona geschafft. Die schönen Erfolge beim Energiesparen, beim Ausbau der Erneuerbaren und der Reduktion der Abhängigkeit vom Ausland dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir in Sachen Ausstieg aus Öl und Gas, Energieeffizienz und Deckung des Energiebedarfs aus heimischen, erneuerbaren Ressourcen noch viel zu tun haben“, verweist Energiereferent LHStv Josef Geisler auf weitere notwendige Anstrengungen.
Dabei müsse das gesamte Energiesystem inklusive der Stromnetze und vor allem auch der Speichermöglichkeiten betrachtet werden. Die Erweiterung des Pumpspeicherkraftwerks Kaunertal ist für den Tiroler Energiereferenten nicht zuletzt deshalb alternativlos. „Bauen wir den Speicher Platzertal nicht, brauchen wir rechnerisch in jeder Tiroler Gemeinde 20 Fußballfelder, um diese Energie aus Sonne und auch Wind in Batterien zu speichern. Um dieselbe Menge Energie zu erzeugen, müssten wir zudem sämtliche hochwertigen landwirtschaftlichen Flächen im Ötztal mit PV-Modulen zupflastern“, verdeutlicht LHStv Geisler.
Ein Drittel mehr PV, Tendenz weiter steigend
Große Fortschritte hat Tirol im Vorjahr beim Ausbau der erneuerbaren Energieträger gemacht. Die installierte PV-Leistung stieg 2022 um 32,5 Prozent auf rund 249 GWh. Das entspricht einem durchschnittlichen Jahres-Strombedarf von 7.000 Haushalten. Für das heurige Jahr 2023 wird nochmals ein deutlicher Anstieg erwartet. Wurden 2022 3.300 neue PV-Anlagen errichtet, sind es im heurigen Jahr fast 7.000 Anlagen, die vom Land Tirol allein im Wege der Wohnbauförderung unterstützt wurden.
Umweltwärme für 32.700 Einfamilienhäuser
Auch die durch Wärmepumpen erzeugte Umweltwärme zeigt steil nach oben. Nach 332 GWh im Jahr 2021 wurden 2022 bereits rund 392 GWh Umweltwärme – und somit um 18,3 Prozent mehr – mittels Wärmepumpen erzeugt. Das entspricht dem Wärmebedarf von 32.700 gut gedämmten Einfamilienhäusern. Auch hier dürfte die Entwicklung 2023 weiter stark nach oben zeigen. Über die Förderschienen des Landes wurde im heurigen Jahr der Einbau von rund 2.000 Wärmepumpen unterstützt. Um ein Viertel ausgebaut wurde auch die Fernwärmeschiene der TIGAS im Großraum Innsbruck.
Weniger Energie für Gebäude und Mobilität
Schaut man den Energiebedarf der verschiedenen Sektoren an, fällt auf, dass der Bedarf im Bereich Gebäude und Dienstleistungen – bedingt durch die Einsparungen bei der Heizenergie – leicht auf 43,6 Prozent zurückgegangen ist. Nach einem weiter von Corona beeinflussten Jahr 2021 hat der Energiebedarf der Industrie 2022 um sechs Prozent zugenommen. Ein Minus von fünf Prozent verzeichnet Tirol beim Energiebedarf in der Mobilität. Der Anteil der Mobilität am Gesamtenergiebedarf Tirols liegt bei rund einem Drittel.
E-Mobilität nimmt Fahrt auf
Leicht rückläufig ist die Anzahl der Pkw pro EinwohnerIn. Kamen Ende 2021 55 Pkw auf 100 EinwohnerInnen, waren es 2022 54,74 Pkw. Stark ansteigend ist der Anteil an rein batterieelektrisch betriebenen Pkw. Dieser liegt in Tirol aktuell bei 2,4 Prozent und bei den Neuzulassungen 2022 bei 16,2 Prozent.
Sinkender Energiebedarf bei Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum
Bis 2050 will Tirol den Ausstieg aus fossiler Energie schaffen und sich bilanziell selbst mit heimischer, erneuerbarer Energie versorgen. Auf Basis der Ausgangwerte von 2005 bedeutet die Energieautonomie eine Reduktion des Energiebedarfs um 37 Prozent und eines Zubaus an erneuerbarer Energie um 72 Prozent. Seit 2005 ist die Wohnbevölkerung in Tirol um zehn Prozent und die Wirtschaftsleistung um 16,5 Prozent gestiegen. Der Energiebedarf pro EinwohnerIn ist in diesem Zeitraum um fast acht Prozent gesunken. Der Gesamtenergiebedarf in Tirol wurde seit 2005 um fünf Prozent reduziert.
Quelle: Land Tirol