Tirol: LH Platter - „Land trifft Vorbereitungen für steigende Corona-Fallzahlen“
Foto: Land Tirol/Berger
Regierungsklausur Teil 2: Schwerpunkt Coronavirus
Die aktuell steigenden Coronavirus-Fallzahlen in Tirol standen ebenfalls im Zentrum der Gespräche der zweitägigen Klausur der Tiroler Landesregierung in Landeck. Vor allem in der Landeshauptstadt Innsbruck ist derzeit ein starker Anstieg zu verzeichnen. Aus diesem Grund ergeht vonseiten der Tiroler Landesregierung der dringende Appell an die Menschen in Tirol, bereits jetzt „jene Maßnahmen zu berücksichten, die bei einer Ampelschaltung auf gelb vorgesehen sind“, sagt LH Günther Platter. Das heißt unter anderem: Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Handel im KundInnenbereich, in der Gastronomie für MitarbeiterInnen, im Bildungsbereich für SchülerInnen außerhalb der Klassenzimmer und für schulfremde Personen sowie bestimmte Personenbeschränkungen bei Veranstaltungen (allgemeine Veranstaltungen ohne explizites Präventionskonzept bis 100 Personen, Veranstaltungen mit Sitzplatzzuweisung sowie Präventionskonzept Indoor bis 2.500 und im Freien bis 5.000 Personen).
Wissenschaftliche Prognosen gehen von steigenden Coronavirus-Fallzahlen im Herbst 2020 aus – daher trifft das Land Tirol umfangreiche Vorbereitungsmaßnahmen, die von einem weiteren Ausbau der Testkapazitäten über die Errichtung eines Corona-Zentrums in Innsbruck bis zur personellen Aufstockung zur Unterstützung der Call Center- und Contact Tracing-Teams reichen: „Das Coronavirus ist nach wie vor unter uns und wird uns auch im Herbst und Winter vor große Herausforderungen stellen. Deshalb treffen wir Vorbereitungsmaßnahmen, um organisatorisch, strategisch und personell gerüstet zu sein. Wir bauen unsere funktionierenden Coronastrukturen aus, denn je besser wir vorbereitet sind, desto eher können auftretende Coronainfektionen rasch geklärt und eingegrenzt werden – und das muss in unser aller Interesse sein“, erklärt LH Platter im Anschluss an die Herbst-Klausur der Tiroler Landesregierung und verweist auf einen entsprechenden Grundsatzbeschluss, der dort gefasst wurde. LHStvinIngrid Felipe ergänzt: „Durch das Zusammenwirken aller Behörden und Systempartnerinnen und Systempartner sowie der solidarischen Rücksichtnahme der Bevölkerung haben wir die erste Phase dieser Coronakrise weitestgehend gut überstanden. Unser Fokus liegt nun voll und ganz auf den kommenden Wochen und Monaten, um gut für den Herbst und Winter vorbereitet zu sein. Da braucht es auch die Mithilfe der Tiroler Bevölkerung, indem wir gemeinsam durch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und der Einhaltung von Abständen dazu beitragen, dass sich das Virus nicht noch weiter verbreiten kann.“
Bei der Eindämmung und Bekämpfung des Coronavirus wolle Tirol eine Vorreiterrolle einnehmen: „Basierend auf bestehendem Datenmaterial und der Bündelung diverser Datenquellen wollen wir möglichst vorausschauend agieren. Im Idealfall lassen sich Aussagen über mögliche Infektionscluster bereits vor dem Auftreten von bestätigten Infektionen machen. Das ist unser Ziel“, so LH Platter. Miteinbezogen werden sollen dafür auch Daten der landeseigenen Datenbank, des Abwasser-Monitorings und der Tourismus-Screenings. Um noch schneller als bisher reagieren zu können, brauche es auch eine umfassende Teststrategie und breit angelegte Umgebungsscreenings.
600 Probeannahmen pro Stunde und Ausweitung der Testkapazitäten
In den vergangenen Wochen wurden täglich durchschnittlich bis zu 1.500 Testungen durchgeführt – insgesamt sind es bisher sogar über 200.000. Damit liegt Tirol nach wie vor österreichweit im Spitzenfeld. „Wir rechnen mit einer steigenden Anzahl an Verdachtsfällen im Herbst, für deren Abarbeitung wir uns rüsten. Aufbauend auf den Vorgaben des Bundes zur Teststrategie weitet Tirol diese noch maßgeblich aus und führt auch weiterhin umfassende Querschnittstestungen in relevanten Bereichen wie Gesundheit, Pflege und Bildung durch. Neu mitaufgenommen wird der Kinderbetreuungsbereich“, sagt der Landeshauptmann.
So werden im Herbst neben bestehenden Screening-Straßen neue autonome, teils winterfeste Stationen errichtet, die bis zu 600 Probenannahmen pro Stunde ermöglichen sollen. „In diesem Zusammenhang braucht es auch entsprechende Laborkapazitäten – dazu befinden wir uns derzeit in guten Gesprächen mit neuen Anbietern, bei welchen die Probenabnahme bis zum Ergebnis aus einer Hand läuft. Es muss auch weiterhin an den Schnittstellen und der Optimierung der Laborleistungen gearbeitet werden“, sagt LH Platter. Konkret soll es Screening-Stationen in Reutte, Zams, Imst, Innsbruck, Wörgl, Kitzbühel, Schwaz und Lienz sowie eine flexibel einsetzbare Station geben. Ergänzend werden mindestens acht mobile Screening-Teams eingesetzt, die bei Bedarf täglich in den Regionen Reutte, Oberland, Tirol Mitte, Unterland und Osttirol unterwegs sind. Zusätzlich gibt es ein Team, das bei kurzfristigen, größeren Umgebungsscreenings tätig wird. Dadurch sollen auch die Kapazitäten der Krankenanstalten, die für schnelle Testabwicklungen des Gesundheitspersonals benötigt werden, aufrechterhalten bleiben.
Mehr Personal für das 1450-Team
Neben der Erweiterung von Testkapazitäten wird auch das Team der Gesundheitsberatung 1450, die von der Leitstelle Tirol betrieben wird, personell verstärkt: „1450 hat sich von einer Erstanlaufstelle bei medizinischen Fragen zur Hauptanlaufstelle bei Verdacht auf eine Coronaerkrankung entwickelt. In Vorbereitung auf steigende Verdachtsfälle wird das 1450-Team auf insgesamt zwölf Vollzeitstellen erweitert, zusätzlich können bedarfsgerecht Praktikantinnen und Praktikanten des Landes eingesetzt werden“, so LH Platter. Fortgeführt werden soll auch die Corona-Hotline des Landes, die unter der Nummer 0800 80 80 30 zu erreichen ist und bisher rund 37.000 Mal kontaktiert wurde.
Corona-Zentrum in Innsbruck
Im in Innsbruck angesiedelten Corona-Zentrum wird es künftig neben Screening- auch Unterkunftsmöglichkeiten für Personen geben, die in Tirol keinen Wohnsitz haben, positiv getestet wurden, eine kurzfristige Quarantäneunterkunft jedoch keine ärztliche Betreuung benötigen. Auch einreisende 24-Stunden-BetreuerInnen finden dort Testungs- und Aufenthalts- bzw. Übernachtungsmöglichkeiten vor. Kernstück des Zentrums sind die Räumlichkeiten für ein Team, das die Bezirksverwaltungsbehörden beim Contact Tracing unterstützt.
Schutzausrüstung und eigene Coronavirus-Krankenstation
„Die Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems und die Gewährleistung einer ausreichenden Bettenkapazität sind auch in diesem Herbst und Winter wieder maßgeblich. Vorsorglich wird daher eine zentrale Coronavirus-Station mit 30 Betten am Landeskrankenhaus Innsbruck jedenfalls bis zum Ende der Wintersaison eingerichtet“, führt LH Platter aus.
Ein Zentrum für die strategische Lagerung für Schutzausrüstung wurde bereits in den vergangenen Wochen im Tiroler Unterland angesiedelt. Für die kommenden Monate ist eine neue Einkaufs- und Verteilungslogistik geplant: „In enger Abstimmung mit den öffentlichen Krankenanstalten in Tirol werden die Bedarfsmeldungen gesammelt. Wie bereits zu Beginn der Pandemie soll dadurch dafür gesorgt werden, dass Einrichtungen wie Alten- und Pflegeheime oder die niedergelassene Ärzteschaft entsprechende Schutzmaterialien zur Verfügung haben“, sagt LH Platter.
Quelle: Land Tirol