Steiermark: Land Steiermark verstärkt den Gewaltschutz

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0800 20 44 22 Gratis-Hilfetelefon bei Beziehungsgewalt: Die Landesrätinnen Doris Kampus und Simone Schmiedtbauer präsentierten mit Michaela Gosch, Sarah Heinze und Michael M. Kurzmann weitere Maßnahmen zum Gewaltschutz. 
Foto: Land Steiermark/Robert Binder
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Soziallandesrätin Doris Kampus 
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Frauenlandesrätin Simone Schmiedtbauer 
Foto: Land Steiermark/Robert Binder
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Überblick über Gewaltschutzangebote in der Steiermark 
Foto: Land Steiermark
08 Mär 07:00 2024 von Redaktion Salzburg Print This Article

Neue Hotline startet am 2. April, 13 neue Übergangswohnungen, Gewaltambulanz in Graz

Graz (7. März 2024).- Am Tag vor dem Internationalen Frauentag präsentierten Soziallandesrätin Doris Kampus und Frauenlandesrätin Simone Schmiedtbauer am Donnerstag (07.03.2023) in Graz ein weiteres Maßnahmenpaket für mehr Gewaltschutz in der Steiermark. Es umfasst ein neues Hilfetelefon bei Beziehungsgewalt, 13 neue Übergangswohnungen, den Ausbau der Gewaltambulanz an der Medizinischen Universität Graz sowie telemedizinischer Angebote an weiteren Standorten z. B. in Leoben, eine Ausbildungsoffensive bei Justiz und Polizei, den Auftrag für eine Femizid-Studie sowie die Gewaltschutz-Kampagne 2024 zur Bewusstseinsbildung mit dem Schwerpunkt auf Männern.

Ausgearbeitet wurden diese Maßnahmen nach tragischen Gewalttaten gegenüber Frauen in der Steiermark von Expertinnen und Experten im Gewaltschutzbeirat – unter anderem von Michaela Gosch, Geschäftsführerin der Frauenhäuser Steiermark, der Gerichtsmedizinerin Sarah Heinze sowie dem Psychotherapeuten Michael M. Kurzmann von der Männerberatung Steiermark.

Soziallandesrätin Doris Kampus: „Gewaltschutz geht uns alle an. Jede Frau, die Gewalt erfährt oder ermordet wird, ist eine zu viel. Daher haben wir ein Sechs-Punkte-Paket für noch mehr Gewaltschutz in Aussicht gestellt. Heute können wir diese sechs Maßnahmen vorstellen, die für betroffene Frauen mehr Schutz mit sich bringen werden. Wir in der Steiermark finden uns damit nicht ab, dass jede fünfte Frau ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher oder sexueller Gewalt ausgesetzt ist.“

Frauenlandesrätin Simone Schmiedtbauer: „Die Prävention ist entscheidend, denn wenn einmal etwas passiert ist, dann ist es zu spät. Gemeinsam haben wir seit dem Herbst bereits viele konkrete Schritte gesetzt, um hier noch besser zu werden und unsere bereits bestehenden Beratungsangebote noch bekannter zu machen. Ein besonders wichtiger Schritt ist die neue zentrale Hilfenummer für alle Belange rund um das Thema Gewaltschutz, die jederzeit erreichbar ist. Gewalt gegen Frauen hat in der Steiermark keinen Millimeter Platz – und das gilt nicht nur am Weltfrauentag.“

Die Maßnahmen im Einzelnen:

Hilfetelefon bei BeziehungsgewaltUnter der Gratisnummer 0800 20 44 22 wird ab 2. April das Hilfetelefon bei Beziehungsgewalt eingerichtet. Es dient als niederschwellige Erstanlaufstelle bei Fragen zum Thema Gewalt in Beziehungen und wird Betroffene schnell an Beratungsangebote weitervermitteln. Die Rufnummer ist an 365 Tagen im Jahr 24/7 telefonisch und via Chat erreichbar.Michaela Gosch, Frauenhäuser Steiermark: „Wir verfügen über ein gut ausgebautes Gewaltschutzangebot - und dennoch holen sich Frauen die von Gewalt betroffen sind häufig erst dann Hilfe, wenn von außen jemand dazu drängt. Zum Teil, weil es schwerfällt sich einzugestehen, dass man von Gewalt betroffen ist, zum Teil, weil sie nicht wissen, dass sie von Gewalt betroffen sind. Das neue Hilfetelefon soll genau da ansetzen. Es stellt ein Angebot dar, sich auch dann Hilfe zu holen, sich beraten zu lassen, wenn man die Situation für sich erst klären möchte. Wir sind mit allen relevanten Beratungseinrichtungen in der Steiermark verknüpft und können direkt dorthin weitervermitteln.“GewaltambulanzenGewaltambulanzen stellen ein Angebot für von Gewalt betroffene Menschen jeglichen Alters und Geschlechts dar. Die Untersuchungen durch speziell dafür ausgebildete ÄrztInnen aus dem Fachgebiet der Gerichtsmedizin ermöglichen in vielen Fällen die Erhebung gerichtsverwertbarer, objektiver Befunde und die Sicherung von Spuren, die einen wichtigen Beitrag zur Klärung des Geschehens leisten können.Sarah Heinze, Gerichtsmedizinerin: „Um gewaltsame Übergriffe unabhängig von Alter, Geschlecht und sozialen Status einer Person sicher erkennen zu können, ist eine gerichtsmedizinische Untersuchung möglichst zeitnahe nach dem Vorfall erforderlich. In der Gewaltambulanz der Med Uni Graz können kostenfrei für die Betroffenen erlittene Verletzungen festgestellt, dokumentiert und Spuren in gerichtsverwertbarer Qualität gesichert werden. Das Angebot gilt es nachhaltig in dieser hohen Qualität auszubauen, so dass Betroffenen wirklich kontinuierlich geholfen werden kann.“13 neue ÜbergangswohnungenBasierend auf einer 15a-Vereinbarung zwischen dem Bund und den Bundesländern nützt die Steiermark die Budgetmittel für insgesamt 13 neue Übergangswohnungen. Pro Jahr stehen dafür 420.000 Euro zur Verfügung, für die vier Jahre Laufzeit sind es insgesamt 1,68 Millionen Euro. Folgende Standorte sind geplant: Leibnitz, Bruck an der Mur, Bärnbach, Deutschlandsberg, Judenburg, Kapfenberg, Leoben, Liezen, Mürzzuschlag, Mureck, Hartberg und zwei Wohnungen in Graz. Die erste Wohnung wird im Juni in Leibnitz starten.Basierend auf dem erfolgreichen Modell der Krisenwohnungen in Knittelfeld, Voitsberg, Leibnitz, Feldbach, Gröbming, Weiz und Graz (acht Wohnungen) sollen die Übergangswohnungen Frauen und ihren Kindern einen sicheren Wohnraum für eine mittelfristige Orientierungsphase zur Verfügung stellen, um den Übergang in ein selbstständiges Leben zu erleichtern und zu begleiten.Zielgruppe sind Frauen und deren Kinder, die aufgrund von häuslicher Gewalt – körperlich wie auch psychisch – betroffen waren und deswegen Schutz in einer steirischen Unterkunft (Frauenhaus, Krisenwohnung) erhalten haben.Gewaltschutz-Kampagne 2024 zur BewusstseinsbildungErfolgreiche Kampagnen sind mit Spar Steiermark und H&M, mit der Ärztekammer und den gemeinnützigen Wohnbauträgern bereits abgewickelt worden. Der Fokus einer folgenden Gewaltschutz-Kampagne soll gezielt Männer ansprechen und sie zu Botschaftern in Sachen Gewaltschutz machen.Michael M. Kurzmann, Männerberatung Steiermark: „Nachhaltige Veränderung gelingt, wenn wir gemeinsam auf mehreren Ebenen ansetzen. Es braucht Schutz und Unterstützung für Frauen, die von Gewalt betroffen sind, und Veränderungsangebote für Männer, die Gewalt ausüben. Wir begrüßen das umfassende Maßnahmenpaket des Landes Steiermark und unterstützen die Kampagne, die gezielt Männer adressiert. Die meiste Gewalt geht von Männern aus – auch wenn die meisten Männer nicht gewalttätig sind. Sich als Mann Hilfe zu suchen hat nichts mit Schwäche zu tun. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Gewaltverhalten ist eine wichtige Übernahme von Verantwortung. Zentral ist, dass auch Männer gegen Gewalt an Frauen aufstehen. Männer können Männer motivieren, sich professionelle Unterstützung zu suchen. Möglichst bevor Gewalt passiert.“Ursachenforschung auf wissenschaftlicher BasisBei vielen Femiziden stellt sich in der Nachbetrachtung heraus, dass es im Vorfeld keinen Kontakt zu Beratungsstellen oder zur Polizei gegeben hat, obwohl es in der Steiermark ein dichtes, regionales Angebot in diesem Bereich gibt. Das Land Steiermark wird eine wissenschaftliche Studie beauftragen, die das private Umfeld als möglichen Präventionsfaktor behandeln und Faktoren aufzeigen soll, die es Frauen erleichtern, Gewaltbeziehungen zu verlassen. Die Ausschreibung läuft aktuell, die Studie wird im ersten Quartal 2025 vorliegen.Ausbildungsoffensive Justiz und PolizeiIm Bereich der Justiz wird dem Thema Gewaltschutz in der Ausbildung von Rechtspraktikantinnen und praktikanten und Richterinnen und Richtern noch mehr Stellenwert gegeben. Dies soll Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den direkten Kontakt mit Betroffenen, zum Beispiel im Rahmen von Amtstagen oder Einvernahmen, weiter sensibilisieren. Darüber hinaus werden auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sicherheitesdienstes geschult werden.Die Landespolizeidirektion bietet mehrere Ausbildungsformate für Polizistinnen und Polizisten mit dem Schwerpunkt Gewaltschutz und Prävention auch 2024 an.


Quelle: Land Steiermark



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