Steiermark: Land und Sozialpartner beraten aktuelle Situation für Arbeit und Wirtschaft
Foto: LandSteiermark/Binder,
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Ukraine-Krieg bremst Konjunktur und verschärft Inflation
Graz, am 18. März 2022.- Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine am 24. Februar mehren sich die sozial- und wirtschaftspolitischen Auswirkungen. Fehlende Rohstoffe und Zulieferteile machen zu schaffen – aber auch die enorm hohen Preise für Strom, Gas und Treibstoffe. Dies treibt die Inflation an. Die große Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen bereitet vielen Steirerinnen und Steirern, aber auch der Wirtschaft große Sorgen. Der kräftige Wirtschaftsaufschwung, der sich in den vergangenen Monaten gezeigt hat, erfährt dadurch einen Dämpfer.
Vor diesem Hintergrund trafen am Freitag auf Einladung von Soziallandesrätin Doris Kampus und Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl die Mitglieder des Arbeitsmarktpolitischen Beirates, aus aktuellen Gründen ergänzt um die Landwirtschaftskammer, zu einer außerordentlichen Sitzung im Weißen Saal der Grazer Burg zusammen. Gemeinsam mit Maria Pein (Landwirtschaftskammer), Josef Herk (Wirtschaftskammer), Josef Pesserl (Arbeiterkammer), Hort Schachner (ÖGB), Stefan Stolitzka (Industriellenvereinigung) und Christina Lind (AMS) wurde betont, dass diese „außergewöhnliche Situation ein hohes Maß an professioneller Zusammenarbeit und flexibler Reaktionen” erfordere.
Alle im Beirat vertretenen Institutionen wurden eingeladen, sich im Krisenstab des Landes einzubringen. An den Bund appellieren die Beiratsmitglieder, die Anerkennung ukrainischer Ausbildungszeugnisse zu erleichtern. In allen Bezirkshauptstädten sollen temporäre Service-Points beim AMS Steiermark für Menschen aus der Ukraine eingerichtet werden, um sie beim Zugang zum Arbeitsmarkt zu unterstützen.
Soziallandesrätin Doris Kampus: „Wir sind den Menschen in der Steiermark im Wort, alles zu tun, um die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine so gut wie möglich zu mildern. Das gilt insbesondere für Maßnahmen, die ein leistbares Leben ermöglichen. Dazu sind alle Instrumente der Sozial- und Wirtschaftspolitik zu nützen. Gerade was die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt, der ihnen ja offen steht, angeht, werden wir besondere Anstrengungen unternehmen müssen.”
Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl: „Die heimische Wirtschaft war nach der Coronakrise in den vergangenen Monaten auf starkem Wachstumskurs, der auch den Arbeits- und Fachkräftemangel weiter verschärft hat. Nun führt der Krieg in der Ukraine zu unfassbarem menschlichem Leid, aber auch zu deutlichen wirtschaftlichen Auswirkungen auf Europa. Im Hinblick auf die steigenden Energiepreise wird es daher geeignete Maßnahmen des Bundes zur Unterstützung der Unternehmen brauchen. Darüber hinaus wollen wir den aus der Ukraine zu uns geflüchteten Menschen Arbeitsmöglichkeiten in der Steiermark bieten. Ich danke allen steirischen Unternehmen, die bereits jetzt ihre Bereitschaft dazu signalisiert haben und auch all jenen, die bereit sind zu helfen und zu unterstützen.”
Statement der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der außerordentlichen Sitzung des Arbeitsmarktpolitischen Beirats:
Josef Herk, Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark Präsident: „Jetzt geht es in erster Linie einmal darum, den Ukrainern schnell und unbürokratisch zu helfen. Die Solidarität und Hilfsbereitschaft unter den steirischen Unternehmern sind jedenfalls groß. Das zeigt sich nicht nur in zahlreichen Spenden, sondern auch in der Bereitschaft den Geflüchteten hier gegebenenfalls den Einstieg in unseren Arbeitsmarkt zu erleichtern. Wir stehen als Wirtschaft immer an der Seite der Menschen.”
Josef Pesserl, Präsident der Kammer für Arbeiter und Angestellte Steiermark: „Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, aber auch die Unternehmen leiden extrem unter den massiv gestiegenen Energie- und Treibstoffpreisen. Um es ganz deutlich zu sagen, machen hier einige wenige einen riesigen Gewinn im Schatten eines schrecklichen Krieges. Es ist die Politik gefordert, dem Einhalt zu gebieten und diese Gewinnmaximierung zu verhindern. Darüber hinaus braucht jetzt sofort ein Hilfspaket des Landes und des Bundes um die extreme Kostenexplosion zu mildern.”
Maria Pein, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer: „Die Versorgung der steirischen Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und nachhaltiger Energie ist wesentlich von Saisonarbeitskräften aus dem Ausland abhängig. Die Corona Pandemie und die Ukrainekrise haben, neben generell zu geringen Arbeitskräftekontingenten, die Verfügbarkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Erntearbeiten noch weiter verschärft. Die heimische Land- und Forstwirtschaft hat somit das Potential Flüchtlingen, gerade in den ländlichen Regionen, Arbeit zu geben.”
Stefan Stolitzka, Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark: „Das menschliche Leid, das der ukrainischen Bevölkerung zugefügt wird, ist unfassbar und macht uns tief betroffen. Wir alle sind gefordert, die begonnen Hilfeleistungen massiv weiterzuführen. Durch finanzielle Unterstützung von Hilfsprojekten, wie auch vermehrt durch die Beschäftigung von Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten. Eine Vielzahl steirischer Betriebe hat sich dazu bekannt, flüchtenden Menschen Unterkunft und Arbeit anzubieten. Für die rasche und erfolgreiche Arbeitsmarktintegration sind flächendeckende Kompetenzchecks wichtig, um die beruflichen Potenziale und Erfahrungen zu erheben und passende Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden. Außerdem braucht es eine unbürokratische Plattform, über die offene Stellen Flüchtenden zugänglich gemacht werden. Weiters wird es wichtig sein, Eltern möglichst umfassend Informationen zu unserem Bildungssystem zukommen zu lassen und Jugendlichen die Fortführung ihrer Ausbildung sicherzustellen.”
Horst Schachner, Vorsitzender des ÖGB Steiermark: „Der Ukraine-Krieg ist eine humanitäre Katastrophe ersten Ranges. Hilfe für die betroffenen Menschen ist das Gebot der Stunde, sei es in der Ukraine selbst oder auch in Bezug auf die geflüchteten Personen. Der ÖGB Steiermark unterstützt es selbstverständlich, dass Geflüchtete vollen Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt bekommen. Der Krieg hat weiters auch Auswirkungen auf die steirische Wirtschaft und erste Schätzungen gingen in die Richtung, dass der Ukraine-Krieg auch in der Steiermark tausende Arbeitsplätze kosten könnte. Das ist bedauerlich und soll mit entsprechenden Maßnahmen abgefedert werden.”
Karl-Heinz Snobe und Christina Lind, Geschäftsführung AMS Steiermark: „Das AMS Steiermark setzt alles daran, den vertriebenen Menschen aus der Ukraine individuell gut zu helfen. Sobald sie registriert sind, werden Beratung, Sprachausbildung und Qualifizierung angeboten. Die geflüchteten Menschen brauchen zur Arbeit in Österreich eine Beschäftigungsbewilligung, die vom AMS aber von amtswegen ausgestellt wird. Damit wollen wir ein wenig Hoffnung in düsteren Zeiten geben.”
Quelle: Land Steiermark