Steiermark: Landespolizeidirektion - Jahresrückblick 2020
Steiermark. – Zwar nicht in Form des traditionellen Jahresempfanges, aber sozusagen virtuell, präsentiert die Landespolizeidirektion Steiermark auch heuer einen Rückblick auf das vergangene Jahr. Unter dem Motto „2020 – Ein Jahr zum Durchbeißen“ und mit der Neuauflage eines altbekannten Songs veranschaulicht die steirische Polizei via Video einige Eindrücke des vergangenen Jahres.
„Was völlig normal begann, nahm bereits nach kurzer Zeit eine unerwartete Wendung“, so Landespolizeidirektor Gerald Ortner. Dabei spielt Ortner auf den wohl für alle überraschenden und herausfordernden Verlauf des historischen Jahres 2020 an. Denn „Corona war auch für uns das bestimmende Thema. Aber wer jetzt denkt, dass wäre für die steirische Polizei alles gewesen im Jahr 2020, der liegt falsch“, so der Polizeichef weiter.
Höchstleistungen trotz Corona
Im Video und einer dazugehörigen Broschüre erinnert die Exekutive vor allem an große kriminalpolizeiliche Erfolge, welche oft monatelange Ermittlungsarbeit und immense Koordinierungsfähigkeit mit sich bringen. Vor allem inmitten einer Pandemie kein einfaches Unterfangen, wenn man an zum Teil bundesweite Operationen namens „Rasputin“ (Drogen- und Waffenhandel im Darknet), „Sudoku“ (groß angelegter Sozialleistungsbetrug) oder „Luxor“ (Ermittlungen gegen Muslimbruderschaft) zurückdenkt. Doch auch die Klärung eines Angriffs auf die jüdische Glaubensgemeinschaft in Graz (Ermittlungsgruppe „Achava“) sowie „Polizisten als Lebensretter“ finden im Rückblick ihre Wertschätzung.
Insgesamt hatten steirische Polizist*innen im vergangenen Jahr rund 147.500 Einsätze zu bewältigen. Das entspricht durchschnittlich mehr als 400 Einsätzen pro Tag. Dabei standen die rund 4.000 Exekutivbediensteten des größten Sicherheitsdienstleisters des Landes insgesamt mehr als 6,4 Millionen Arbeitsstunden für die Sicherheit der Steirerinnen und Steirer im Einsatz. Hinzu kommen die Leistungen von rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den verschiedenen Abteilungen der Sicherheitsverwaltung.
Corona dominierte
Bereits mit dem Auftreten erster Covid-19-Verdachtsfälle im Westen Österreichs errichtete die Einsatzabteilung (EA) eine eigene Koordinierungsstelle, welche sich mit 25. Februar 2020 zu einem „Einsatzstab“ entwickelte. Dieser koordiniert bis heute die beinahe täglich neuen behördlichen Aufgaben der dynamischen Pandemie. Allein rund 8.500 Covid-Übertretungen, über 1.200 Unterstützungen im Bereich Contact-Tracing oder mehr als 44.300 Überprüfungen von Quarantänevorschriften bis zum Jahresende verdeutlichen die enorme Unterstützungsleistung für die Gesundheitsbehörden des Landes.
Besonders erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist die fixe Etablierung des sogenannten „Kompetenzteams“. Denn jene knapp 80 Polizistinnen und Polizisten mit zusätzlichen medizinischen Ausbildungen sind es, die der Polizei auch in Zeiten einer Pandemie ein möglichst infektionsfreies Arbeiten ermöglichen. Sie kommen, neben den regelmäßigen internen Testungen, vor allem bei polizeilichen Amtshandlungen mit Corona-Verdachtsfällen zum Einsatz.
Von der Straße ins Gelände
Doch während die Aufgaben im gemeinsamen Kampf gegen das Virus mehr wurden, gingen andere Bereiche zum Teil zurück. So wird beispielsweise die erwartete und vermutlich mit nichts vergleichbare Kriminalstatistik für das Jahr 2020 in vielen Deliktsbereichen ruckläufig sein (ausgenommen Cybercrime). Und auch auf steirischen Straßen verzeichnete man einen teils erheblichen Rückgang des Verkehrsaufkommens. Dies machte sich vor allem beim Rückgang von Anzeigen und Verkehrsunfällen mit Personenschäden, aber vor allem auch beim Rückgang der Verkehrstoten bemerkbar (2020: 52; 2019: 72).
Die steirische Alpinpolizei hingegen konnte mit insgesamt 827 Einsätzen ein Plus von etwa zehn Prozent zum Vergleichszeitraum des Vorjahres dokumentieren, wenngleich weniger Tote beklagt werden musste (2020: 33; 2019: 46). Allgemein stellten die 68 Alpinpolizistinnen und Alpinpolizisten der vier Alpinen Einsatzgruppen (AEG) jedoch einen starken Zuwachs von Freizeitsportlerinnen und Freizeitsportlern sowie Berginteressierten im alpinen Gelände fest, was auch den Anstieg an Einsätzen erklärt.
Polizeiliche Präsenz gefragt
Egal ob bei der Überwachung der Corona-Schutzmaßnahmen, an der österreichischen Grenze oder bei historischen Sportevents ohne Zuseher – das Bedürfnis nach polizeilicher Präsenz war vor allem im vergangenen Jahr ungebrochen hoch. Diese machte sich insbesondere an den Auswirkungen des Terrorattentats vom 2. November 2020 in Wien bemerkbar. So waren es, neben dem Streifendienst, vor allem die mehr als 340 Polizistinnen und Polizisten der „Einsatzeinheit Steiermark“ (EE), die im gesamten Bundesgebiet zu Einsätzen ausrückten. Gemeinsam mit dem Einsatzkommando Cobra sorgten sie nach dem tragischen Ereignis sowohl uniformiert als auch zivil für die notwendige Präsenz und den Schutz der kritischen Infrastruktur.
Doch nicht nur im öffentlichen Raum, auch im direkten Kontakt mit den Menschen ist das Sicherheitsbedürfnis nach wie vor groß. Diesem Bedürfnis nach subjektivem Sicherheitsgefühl wurde vor allem durch mehrere präventive Sicherheits- bzw. Bürgerbeteiligungsprojekten im Rahmen der Initiative „GEMEINSAM.SICHER in der Steiermark“ auch im letzten Jahr trotz Pandemie Rechnung getragen.
Mit Zuversicht in die Zukunft
Neben zahlreichen Investitionen in Infrastruktur und Ausrüstung, ist es vor allem die seit geraumer Zeit laufende Personaloffensive, die die steirische Polizeispitze positiv in die Zukunft blicken lässt. Allein im vergangenen Jahr konnten 264 neue Gesichter bei der steirischen Polizei begrüßt werden. Mit insgesamt rund 4.400 Bediensteten bei Polizei und Verwaltung bedeutet das ein Plus von zehn Prozent gegenüber 2018. Personal, das auch für die angedachte Etablierung einer sogenannten „Bereitschaftseinheit“ (BE) zur Stärkung der Präsenz im öffentlichen Raum sowie für die personellen Anforderungen im Bereich des Verfassungsschutzes notwendig ist.
Und auch abseits des Einsatzgeschehens freut man sich auf eine vielversprechendere Zukunft. So laufen beispielsweise, trotz aller Ungewissheit der virologischen Entwicklungen, im Hintergrund die Vorbereitungen für im Vorjahr abgesagte Dienststellen-Eröffnungen. Aber auch die Planungen für eine öffentliche Lehrgangsabschluss-Feierlichkeit von neuen Beamtinnen und Beamten am Grazer Hauptplatz im Sommer oder den „Tag der Bundespolizei“ im Herbst laufen auf Hochtouren, denn: „Wir sind zuversichtlich, dass dieses Jahr besser werden wird. Ein wenig müssen wir noch durchbeißen, dafür wird es dann umso schöner“, so Ortner.
Quelle: LPD Steiermark