Oberösterreich: Landesrat Achleitner - Unterstützung bei Suche nach den besten Köpfen aus dem Ausland
Foto: Cityfoto/Roland Pelzl,
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Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner: „Praxisforum zeigte große Vielfalt an Projekten und Initiativen für Personalsuche über die Landesgrenzen hinaus“
„Wir haben in Oberösterreich praktisch Vollbeschäftigung: Diese an sich erfreuliche Entwicklung bringt aber mit sich, dass für unsere Betriebe die Arbeits- und Fachkräfte-Suche immer herausfordernder wird. Daher muss die Personalsuche über die Landesgrenzen hinaus erweitert werden. Unterstützung bei der Gewinnung und der Bindung von Fachkräften gibt es vom Wirtschaftsressort des Landes Oberösterreich und unserer oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria“, erklärte Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner im Rahmen des Praxisforums „Internationale Mitarbeiter/innen einstellen“ gestern in Linz. Bei der dieser Veranstaltung der Business Upper Austria wurden rund 90 Personalverantwortlichen und weiteren Unternehmensvertretern konkrete Projekte und Initiativen vorgestellt.
Aktuell stehen in Oberösterreich 31.200 offenen Stellen 27.859 Arbeitssuchende gegenüber. „Wir müssen uns daher neben der Nutzung aller Potenziale im Inland auch um die besten Köpfe aus dem Ausland bemühen. Dazu haben wir auch im oberösterreichischen. ‚Pakt für Arbeit & Qualifizierung 2023‘ einen besonderen Schwerpunkt auf qualifizierten Zuzug gelegt“, betonte Landesrat Achleitner. „Unter anderem wurde das Talent Attraction Programme für die Zuwanderung Hochqualifizierter erweitert: Ziel ist es, die Arbeitsregion Oberösterreich noch umfassender zu vermarkten, um Fachkräfte aus dem In- und Ausland gezielt für Oberösterreich zu gewinnen“, so Landesrat Achleitner. „Zugleich braucht es aber dann auch Unterstützung und Begleitung vor Ort sowie eine entsprechende Willkommenskultur im Land“, verwies Landesrat Achleitner auch auf die Maßnahmen im Rahmen der Initiative „Welcome2Upper Austria“.
Demografie schlägt auf dem Arbeitsmarkt durch„Wir sind alle verwöhnt, weil es immer mehr als genug Arbeitskräfte am Arbeitsmarkt gab, aber jetzt spüren wir die Demografie. In den vergangenen zehn Jahren haben wir mehr als eine halbe Million Menschen nur durch Zuwanderung in den österreichischen Arbeitsmarkt bekommen“, hob AMS-Chef Johannes Kopf hervor.
Kopf ortete vier große Trends: Die Arbeit wird flexibler, digitaler, internationaler und ökologischer. Der AMS-Chef appellierte an die Unternehmen, das noch stärker das Potenzial internationaler Arbeitskräfte zu heben: „Wenn Betriebe das Interesse an internationalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren, weil es mühsam wird, dann ist die Not offenbar noch nicht groß genug. Ein Unternehmen, das sagt, es gibt keine Leute mehr, steckt den Kopf in den Sand.“
Erfolgreiche Initiativen entwickeln eine EigendynamikUnternehmensberater Hannes Missethon stellte seine Initiative „Talentsproject“ vor, mit der er seit 2020 mehr als 100 Lehrlinge und MINT-Fachkräfte von Spanien nach Österreich vermittelte. Der Schlüssel für die langfristige Integration liege unter anderem in der frühzeitigen Vermittlung von Deutschkenntnissen. Noch bevor sie in ihre neue Heimat kommen, werden die Talente in Spanien auf das Sprachlevel B1 qualifiziert.
Zehn Prozent der Spanierinnen und Spanier, die heuer schon über das „Talentsproject“ nach Österreich gekommen sind, wurden von ihren Landsleuten rekrutiert. „Dieses Projekt ist ein Beispiel dafür, wie erfolgreiche Initiativen eine Eigendynamik entwickeln. Verwandte und Bekannte sehen nämlich, wie gut es den Talenten bei uns geht und gefällt und kommen dann auch nach Oberösterreich“, sagte Missethon.
Zu Missethons Kunden zählt auch die TRUMPF Maschinen Austria GmbH & Co. KG in Pasching. Das Maschinenbauunternehmen hat das „Talentsproject“ genutzt, um als Biegekompetenzzentrum innerhalb der TRUMPF Gruppe nationale Märkte mit dem benötigten Know-how zu unterstützen.
Land OÖ fördert International RecruitingDas Projekt „Recruiting International High Potentials“ der Standortagentur Business Upper Austria ist eine weitere Initiative, um qualifizierte Fachkräfte für den Standort Oberösterreich zu gewinnen. Aktuell sind 199 Profile internationaler Talente in der Cloud verfügbar, 95 aus Kroatien, 68 aus Polen und 36 aus Spanien. Bei allen wurden die fachliche Eignung, die Bereitschaft zum Deutschlernen und die Umzugsbereitschaft nach Oberösterreich abgeklärt.
Das Programm wird ab Ende Mai auf Italien ausgeweitet. „Während des Probe- bzw. Praktikumsmonats übernimmt Business Upper Austria die Wohnkosten für Bewerber. Zusätzlich wird die internationale Fachkraft in einem begleitenden Deutschkurs, der bis zu einem Jahr dauern darf, auf das Sprachlevel B1 qualifiziert“, erklärte Projektmanager Tanvir Kamal. Durch eine Förderung des Wirtschaftsressorts des Landes OÖ sind die Kosten für teilnehmende Unternehmen auf 1.500 Euro beschränkt.
IT-Fachkräfte aus dem AuslandInteressierte Unternehmen können Kandidatenprofile online sichten und die Talente beim virtuellen Matching Day kennenlernen. Bisher gab es vier Matches, und drei davon bestehen noch: Eine MINT-Fachkraft aus Spanien arbeitet für Steyr Motors, bei der MIC Datenverarbeitung GmbH und beim Werkzeugbauer Faschang arbeitet je eine Software-Fachkraft aus Spanien. Margit Klima-Bencic, HR-Leiterin bei MIC, hob den Mehrwert für ihr Unternehmen hervor: „Wir wachsen durchschnittlich um 15 Prozent pro Jahr und können unseren IT-Fachkräftebedarf am inländischen Jobmarkt nicht decken, daher setzen wir zusätzlich auf internationale IT-Fachkräfte. Das passt auch sehr gut zur internationalen Ausrichtung unseres Business.“
Die Mitarbeiter/innen bei MIC haben mehr als 30 verschiedene Nationalitäten, was Klima-Bencic als „riesengroße Bereicherung“ empfindet. MIC nutzt auch das umfassende Service von Welcome2Upper Austria bei der Standortagentur. „Wir versuchen, die Leute gut ankommen zu lassen. Und wir haben gelernt, internationale Bewerber/innen sehr früh über alles zu informieren. Bei beidem hilft uns Welcome2Upper Austria“, betonte die HR-Leiterin.
Studierende an OÖ bindenEine weitere Zielgruppe im internationalen Recruiting sind Studierende in MINT-Fächern, die in Oberösterreich kurz vor dem Abschluss stehen. Mit dem Projekt „GradeUPP“ bringt Business Upper Austria sie mit oberösterreichischen Unternehmen zusammen. „Mit einem Deutschkurs und Cultural-Fit-Schulungen bereiten wir die Studierenden bestens darauf vor, im Betrieb durchzustarten“, erklärt Projektmanagerin Michaela Schatzl. „Die Studierenden kennen Oberösterreich schon, sie sind schon da und teilweise schon gut integriert. Wir brauchen nur mehr zuzugreifen“, so Schatzl.
„Wir haben durch das GradeUPP-Programm viele unglaublich interessante Profile von internationalen Studierenden, die es nun gilt, mit den Bedarfen der Unternehmen in unserem Bundesland zu matchen. Auch Firmen profitieren von Mitarbeiter/innen aus anderen Kulturen: Die Arbeit mit Menschen aus anderen Kulturen sorgt für den Abbau von Vorurteilen und ein besseres Betriebsklima. Außerdem tendieren Unternehmen, die mit Diversität unter Arbeitnehmer/innen werben können, zu einem besseren Ruf und sind als Arbeitgeber beliebter“; schilderte Sigrid Leutgeb-Webersdorfer von HILL International.
Gewerbliche Fachkräfte für OÖ begeisternErgänzend zu den bestehenden Aktivitäten, die auf hochqualifizierte Schlüsseltalente abzielen, will Business Upper Austria gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice OÖ, der Wirtschaftskammer OÖ und der Integrationsstelle des Landes OÖ gewerbliche Arbeitskräfte in Mangelberufen aus dem In- und Ausland für Jobs in Oberösterreich begeistern. „Das Programm umfasst die Anwerbung, Integration und Bindung“, erklärte Christian Mayer, Projektverantwortlicher bei der Standortagentur. Die Suche nach Arbeitskräften anhand der übermittelten Stellenprofile der Unternehmen erfolgt derzeit über EURES, ein europäisches Netzwerk für Arbeitsvermittlungsdienste. Ab Sommer 2023 profitieren heimische Betriebe zusätzlich von der Vorauswahl geeigneter Fachkräfte durch einen Personaldienstleister. Kommt ein Match zustande, wird das Unternehmen bei Onboarding und Integration durch die im Programm beteiligten Kooperationspartner unterstützt.
Business Upper Austria unterstützt umfassendWerner Pamminger, Geschäftsführer von Business Upper Austria, fasste zusammen: „Wir begleiten rund 3.000 Unternehmen bei ihren Innovations- und Investitionsvorhaben am Standort. Das Thema der fehlenden Fach- und Arbeitskräfte ist dabei Hemmnis Nummer eins. Das Wachstum am Standort hängt an dieser einen kritischen Ressource. Daher ist die Abteilung Human Capital Management mittlerweile die größte mit den meisten Ressourcen bei uns im Haus. Den Personalbedarf zu decken, wird künftig aufwendiger werden, aber die nötigen Systeme, Strukturen und Unterstützungen bieten wir an.“
Quelle: Land Oberösterreich