Niederösterreich: Maßnahmenpaket zum Erhalt der Kellergassen präsentiert
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LH-Stv. Pernkopf: „Baukulturelles Erbe unser Heimat erhalten“
Die Kellergassen sind Teil der niederösterreichischen Kulturlandschaft, baukulturelles Erbe und Zeugen der jahrhundertelangen Weinbautradition. Um die Kellergassen-Ensembles weiterhin zu erhalten, wurde heute von LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf gemeinsam mit Doris Knoll, Amtssachverständige für Baukultur des Landes Niederösterreich, und Michael Staribacher, Leiter des Kellergassenmanagements der Dorf- und Stadterneuerung, im Rendl-Keller in der St. Pöltner Kellergasse bei einem Mediengespräch ein Maßnahmenpaket vorgestellt.
„Wein gehört zu Niederösterreich und Weinbau hat jahrhundertelange Tradition, der auch unsere Kulturlandschaft prägt“, sagte der LH-Stellvertreter und informierte, dass in Niederösterreich auf rund 27.000 Hektar Reben ausgepflanzt sind. Teil der gebauten Kulturlandschaft seien die rund 1.100 Kellergassen mit rund 37.000 Kellern. „Das haben wir einzig und allein dem Weinbau zu verdanken. Sie sind gleichzeitig Arbeitsplatz der Winzerinnen und Winzer und baukulturelles Zeugnis unserer Heimat“, unterstrich er. Die Weinviertler Kellerkultur ist seit 2022 immaterielles UNESCO Weltkulturerbe. „Das heißt, die gesamte Kultur, die in und um die Weinkeller und in den Kellergassen stattfindet, ist mittlerweile mit dem UNESCO Schutzsiegel prämiert. Die Kellergassen selbst stehen aber nur in den allerseltensten Fällen unter Schutz. Ich will, dass dieses baukulturelle Erbe unser Heimat erhalten wird. Weil die Kellergassen das Gesicht unserer Heimat prägen. Sie sind lebendige Geschichtsbücher von der Arbeit der Winzer und von ihrer von Gastlichkeit. Diese Geschichte soll weitergeschrieben werden“, so Pernkopf, der heute drei Maßnahmen präsentierte.
Die erste Maßnahme umfasse die Bauberatung für Kellerbesitzer, denn richtige Kellersanierung benötige Wissen und gestalterisches Feingefühl. „Um das authentische Erscheinungsbild zu erhalten und Wissen weiterzugeben, haben wir die geförderte Kellergassen-Bauberatung ins Leben gerufen“, führte der LH-Stellvertreter weiter aus. In einer ersten Pilotphase habe man in den vergangenen Monaten bereits 80 Beratungen durchgeführt.
Darüber hinaus werde es künftig die Plakette „Ich-bin-Baukulturerbe“ geben. Pernkopf dazu: „Wir wollen nicht nur beraten, wie so eine Sanierung bestmöglich gelingt, sondern gelungene Arbeiten auch vor den Vorhang holen. Mit der Plakette wollen wir jenen Kellerbesitzern Wertschätzung ausdrücken, die ihre Weinkeller und damit die Kellergassen stilvoll erhalten, weiterentwickeln und damit ein wertvolles und schönes Stück Heimat erhalten.“
Die dritte Maßnahme umfasse Beratung für Gemeinden. Es gebe bereits drei LEADER-Regionen bzw. zwölf Gemeinden mit besonders schönen Kellergassen, die an einem Pilotprojekt zur Ausweisung von Kellergassen-Schutzzone arbeiten. „Mit diesen Schutzzonen, die ein Instrument des Bebauungsplans sind, können Gemeinden besonders schöne Kellergassen oder einzelne Ensembles gegen Monster-Umbauten, gutgemeinte Behübschungen im Disneyland-Stil und auch gegen Abriss schützen und ihre schlichte Schönheit bewahren“, ergänzte er.
Doris Knoll sagte, die „Kellergasse ist meist ein Dorf neben dem Dorf. Die Übereinstimmung von Architektur und Landschaft spielt eine wichtige Rolle. Die Kellergassen befinden sich meist im Hintaus, reihen sich an eine Geländekante, schmiegen sich in Hohlwege, scharen sich zu Kellervierteln oder umkreisen einen Kellerberg – immer im Einklang mit der Kulturlandschaft.“ Auch die verwendeten Materialien würden eine wesentliche Rolle spielen und die Verbundenheit zur Landschaft unterstreichen. Man habe die „Kellergassenbauberatung ins Leben gerufen, bei der acht Beraterinnen und Berater vor Ort zur Seite stehen und beispielsweise bei bauphysikalischen Fragen oder bei Problemen aus vorgegangenen Renovierungen, unterstützen“, sagte sie und meinte weiters: „An oberster Stelle soll immer stehen, den ursprünglichen Charakter, die historische Bausubstanz zu erhalten und sich sanft weiterzuentwickeln.“ Auch Gemeinden unterstütze man im Vorfeld von Sanierungen unter anderem indem ein Entwicklungskonzept erstellt und die richtige Flächenwidmung gefunden werde.
Michael Staribacher erklärte, dass viele Kellerensembles ihre ursprüngliche Funktion verloren hätten, weil sie nicht mehr bzw. kaum bewirtschaftet werden, sondern auch zusehends dem privaten und gesellschaftlichen Austausch und als Veranstaltungsorte z.B. für Kellergassenfeste dienen. Bei jenen Kellern, die nicht genutzt werden, „müssen wir entgegensteuern. Deswegen haben wir im Jahr 2000 mit der Ausbildung für Kellergassenführerinnen und Kellergassenführer begonnen. Sie geben ihr erworbenes Wissen an Gäste, Besucher und Bekannte weiter.“ Denn Staribacher sei es wichtig, das Bewusstsein für den Wert der Kellergassen weiterzugeben: „Kellergassenkultur zu erhalten sollte unsere Aufgabe sein, wenn wir auch die Ensembles erhalten wollen.“
Quelle: Land Niederösterreich